Flüchtlingsarbeit unter Pandemie-Bedingungen: Ein Gespräch mit der Asylbeauftragten Monika Rieger
Es ist still geworden um den Helferkreis für Flüchtlinge, um das „Patenprojekt Asyl“ der Stadt Wasserburg. Corona hat die Flüchtlingskrise in den letzten zwölf Monaten an den Rand gedrückt. Dabei ist die Flüchtlingsarbeit gerade jetzt in Zeiten der Pandemie so intensiv und aufwendig wie selten zuvor. „Unsere 50 ehrenamtlichen Helfer haben alle Hände voll zu tun“, weiß Monika Rieger, die Asylbeauftragte der Stadt. Besonders schulpflichtige Kinder würden unter der Corona-Krise am meisten leiden. „Der fehlende Unterricht in der Schule ist vor allem beim Erlernen der deutschen Sprache ein echter Rückschritt.“
Dennoch gebe es auch Lichtblicke: „Wir haben Ehrenamtliche, die mit den Flüchtlings-Kindern Homeschooling machen, die sich um die Mittelschüler kümmern, die ohne Laptop und technische Anbindung an die Schule sonst komplett abgehängt würden“, so Rieger.
Das gehe sogar soweit, „dass die Kinder von Asylbewerbern zu den Helfern nach Hause kommen und sich Unterlagen aus der Schule, die sie auf dem Handy gespeichert haben, dort ausdrucken lassen.“ Manche Ehrenamtliche würden sich auch direkt bei Schulprojekten einschalten und die Kinder von Asyl-Bewerbern dort unterstützen. „Das sieht man dann auch bei der Notenvergabe.“ Und auch die Wasserburger Lehrer würden tatkräftig mithelfen. „Da werden beispielsweise in der Freizeit alte, ausgediente Laptops repariert und wieder in Betrieb genommen, damit die Kinder online dabei sein können.“
Insgesamt sei die Arbeit mit den Flüchtlingen nicht weniger geworden. „Wir helfen beim Anmelden zum Kinderarzt, bei Behördengängen, bei der Suche nach einer passenden Wohnung oder wir besorgen einen Übersetzer“, so Rieger.
Gerade die Wohnungssuche sei nicht immer ganz einfach. „Wir haben in unseren 15 Unterkünften in der Stadt durchaus noch einiges an Fehlbelegungen. Junge Männer, die bereits als Asylanten anerkannt sind und einen Vollzeit-Job haben, finden einfach keine eigene Bleibe.“
Besonders hart treffe es die Flüchtlinge, wenn in einer Unterkunft eine Wohnung oder ein Zimmer unter Quarantäne gestellt werden müsse. „Die sitzen dann alleine in ihrer Unterkunft. Die Flüchtlinge haben ja meist niemanden, der für sie einkaufen geht. Wir überlegen uns dann eine Lösung, die natürlich auf die jeweiligen Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten sein muss.“ Gerade bei Corona-Fällen habe man mit der Wasserburger Caritas jetzt einen tollen Partner gefunden, der bei der Lösung der Probleme tatkräftig helfe, so Rieger.
Auch wenn der direkte Druck aus dem Ländern mit den meisten Flüchtlingen (Pakistan, Syrien, Afghanistan, Somalia) mittlerweile nachgelassen habe, „in Wasserburg haben wir ständig Neuankömmlinge aus anderen Gemeinden des Landkreises. Oft sind es alleinstehende Mütter mit schulpflichtigen Kindern, die in die Schulstadt Wasserburg ziehen wollen. Für den Umzug versuchen wir dann, Helfer und Transportmittel zu organisieren.“
Weitere Helfer gesucht
Es läuft beim Helferkreis. Und dennoch hat Monika Rieger auch noch zwei Wünsche im Gepäck: „Wir bräuchten dringend Fahrräder für Erwachsene. Falls also jemand gerade auf ein E-Bike umsteigt und sein altes Radl loswerden möchte, kann er sich bei der evangelischen Kirche melden.“
Und natürlich sind auch weitere ehrenamtliche Helfer immer herzlich willkommen. „Ich habe gestern erfahren, dass eine Unterkunft in Wasserburg, die derzeit noch leersteht, belegt werden soll. Da bräuchten wir dringend noch freiwillige Helfer.“
Monika Rieger erreicht man am besten über das Büro der evangelischen Kirche.
Telefon: 08071 / 8690.
Montag, Mittwoch, Freitag 9 bis 11 Uhr sowie Donnerstag 15 bis 17 Uhr.
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