Nachsitzen im Sommer? Heute wird ein Lern-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht
Nicht nur manchen Eltern wird ganz schwindlig, wenn sie an die Lernlücken ihrer Schulkinder denken. Ein Jahr Corona hat leider jede Menge mit der Bildung im Land gemacht – von der ersten Klasse bis zum Abi. Da gibt’s kein Hin- und Hergerede und da bringt auch ein noch so großartiger Distanzunterricht nicht den großen Durchbruch: Es heißt aufholen, nachlernen – gefühlt ein halbes Schuljahr mindestens. Und anbieten dafür tun sich genau diese Wochen: Die der Sommerferien. So manche Institution plant bereits entsprechende Sommer-Schulen mit Hilfe von Studenten. Gegen die gewaltigen Lern-Lücken will die Bundesregierung nun ebenfalls etwas unternehmen und ein Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche auf den Weg bringen am heutigen Mittwoch …
Die Corona-Maßnahmen haben die Kinder und Jugendlichen überall ausgebremst, vor allem aber in der Schule: Eine Reihe von Studien haben untersucht, wie sich die Schulschließungen im Hinblick auf die Lernleistungen in den Fächern Mathematik und Deutsch, manchmal auch in den Naturwissenschaften, im Vergleich zu den Jahrgängen vor der Pandemie ausgewirkt haben.
Die Untersuchungen seien zu dem Ergebnis gekommen, dass es über alle Altersgruppen, alle Bildungsniveaus und Bildungsmilieus hinweg zu negativen Effekten gekommen ist. Das erklärte Schulpädagoge Professor Klaus Zierer am Morgen bei B5 aktuell mit Nachdruck.
Das Bundeskabinett will deshalb heute ein Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche beschließen. Es umfasst ein Fördervolumen von zwei Milliarden Euro und soll Nachhilfe- und Förderprogramme für die Schüler in allen Bundesländern unterstützen.
Eine Milliarde soll gezielt in Nachhilfe gesteckt werden, also zum Beispiel in Kurse von Stiftungen, Vereinen, Volkshochschulen, pensionierten Lehrkräften oder auch von kommerziellen Nachhilfe-Anbietern.
Die zweite Milliarde ist für die Aufstockung verschiedener, sozialer Programme vorgesehen, um soziale und psychische Folgen der Corona-Krise bei Kindern und Jugendlichen dringend abzufedern, heißt es.
Einmalzahlung für Kinder aus einkommens-schwachen Familien
Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben, sollen einmalig 100 Euro überwiesen bekommen, die sie je nach Bedarf für Ferien-, Sport- oder Freizeitaktivitäten verwenden können/sollten.
Mehr Geld sollen aber auch Kitas in sozialen Brennpunkten bekommen, um Kindern, die lange nicht in den Einrichtungen waren, gezielt Sprachförderung anzubieten.
Auch eine stärkere Förderung von Schulsozialarbeit, Freizeitangeboten und kostengünstigen Ferienfahrten sei geplant.
Vereine vor Ort sollen ebenfalls mehr Geld bekommen …
UPDATE am Mittag:
Zur Linderung sozialer Folgen der Corona-Pandemie hat das Bundeskabinett das Aufholpaket für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht.
Wie die Bundesregierung mitteilte, sollen aus dem Hilfsprogramm in diesem und im nächsten Jahr bis zu zwei Milliarden Euro fließen. Über die Maßnahmen müssen noch Bundestag und Bundesrat beraten. Finanziert werden könnten damit beispielsweise Nachhilfestunden, aber auch die Mitgliedschaft in Sportvereinen, Musikunterricht oder die Teilnahme an Feriencamps.
Ebenfalls auf den parlamentarischen Weg gebracht wurde ein Entwurf zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter.
Quelle BR
Lieber die Schulen sofort öffnen, eigtl schon seit Dezember (…)
Ich finde diesen Ansatz nicht schlecht.
Wenigstens macht man sich ganz, ganz langsam mal Gedanken drüber, was wir den Kinder angetan haben und welche weitreichend folgen das hat.
Nur finde ich die Lösung wieder etwas schwer umsetzbar und ja jetzt dürfen wieder alle schimpfen, wenn ich jetzt schreibe, was ich meine.
Ich würde meine Kinder nicht in den Sommerferien in eine „Sommerschule“ schicken oder in den Sommerferien in der Nachhilfe anmelden.
Auch das Wort „Aufholprogramm“ macht mir Gänsehaut.
Da sind wir wieder beim rein auf Leistung orientieren Schulsystem, das einfach extrem veraltet ist.
Da hämmern dann wieder Lehrer älteren Semesters Kinder Wissen in den Kopf mit der Devise, friss oder stirb.
Ich finde, wir haben uns Alle, auch die Lehrer, sehr wohl verdient, 6 Wochen Ferien zu machen.
Warum kann man diese Dinge nicht nachholen, in dem man jetzt die Pfingstferien schon mal nimmt oder einfach nach den Pfingstferien die Schultage verlängert.
Das Personal wird so oder so benötigt und ich denke, den Lehrern wäre es sicher auch lieber, das ausserhalber der Ferien zu probieren.
Wenn die Kids Wechselunterricht haben, was wahrscheinlich auch bis zu den Sommerferien nicht mehr mehr werden wird, kann ich doch den Schultag bis 15 oder 16 Uhr strecken.
Da hab ich dann noch gut 3 zusätzliche Stunden, in denen ich „Lücken“ beheben könnte und der Wechselunterricht fällt gar nicht so ins Gewicht, weil ich die verpassten Tage, an denen man Zuhause ist, auffangen kann.
Auch verstehe ich nicht, warum wir nicht draußen unterrichten, wenn das Wetter mitspielt.
Die Ansteckungsgefahr an der frischen Luft ist verschwindend gering.
Das würde uns wahrscheinlich auch vom Wechselunterricht befreien.
Einige Länder haben das so gemacht.
Aber Deutschland hat dafür leider zu viel Stock im A…… und spontan handeln und auf Situationen schnell reagieren, war ja noch nie unsere Stärke.
Da fehlt einfach der Passierschein A38 ?.
Wobei das größte Problem ja weder das Geld, noch der Wille der Lehrer, Kinder oder Eltern ist – das größte Problem, das wir haben, ist, dass wir auch hier einfach zu wenig Lehrer, Pädagogen oder Menschen haben, die zum Lehren ausgebildet sind.
Uns fehlt, wie auch in der Pflege, hier einfach Personal.
Ja, dann hoffen wir mal das Beste und dass Kinder nun doch etwas in den Fokus rücken und eine familien-, kinder- und auch lehrer-freundliche Lösung gefunden werden kann.
Ich finde die Kinder haben die Sommerferien verdient nach so einem schweren Jahr.
Meine Kinder werde ich sicherlich nicht an irgendwelchem Schul-Sommer-Nachholprogramm teil haben lassen.
Ganz ehrlich:
Wäre es schlimm, wenn das Schuljahr 2020/2021 ausfallen würde?
Etwas ist ja aus diesem Schuljahr an Lernstoff hängen geblieben.
Dann hätten alle Zeit, sich im kommenden Schuljahr mehr und individuell um die Kinder zu kümmern,
insbesondere um die schwächeren Kinder.
Aber leider ist es so, es darf nichts verpasst werden – was wir im letzten Jahr nicht geschafft haben, muss unbedingt aufgeholt werden.
Wir werden es wahrscheinlich nie lernen, achtsamer mit unserem Leben umzugehen.
Da muss wahrscheinlich noch viel mehr passieren.
Ein guter Kommentar. Sehe ich genauso.
Vieles im Schulstoff sind für mich sinnlose Lückenfüller.
Es gibt im Leben noch andere Dinge, die wichtig sind.
Sebastian 2610: ich stimme ihnen voll zu.
Wir haben Elternbriefe bekommen. In denen steht inhaltlich immer das selbe von allen Hauptfachlehrern.
„Die Kinder würden ja super mitkommen,so viel Stoff wie dieses Jahr haben sie noch nie geschafft in dieser Zeit, Lehrplan ist super zum schaffen……..“
Und so weiter.
Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist oder ob es einfach Vorgabe ist, Dinge zu schönen, um dann einfach nächstes Jahr nahtlos mit dem neuen Lehrplan weitermachen zu können.
Denn alle kommen ja super mit.
Außerdem, wenn alles so super läuft und so viel Stoff wie noch nie vermittelt wurde, warum brauchen wir dann noch Unterricht vor Ort.
Wenn meine Kinder sich den Stoff weitestgehend selbst besser beibringen, als wenn sie Unterricht hätten.
Vieleicht sollten wir dann doch mal unser Schulsystem überdenken, das wir seit Jahrzehnten so handhaben.
Ich muss allerdings unsere Schule sehr loben. Alle Lehrer sehr aktiv. Immer erreichbar. Gute Gestaltung des Onlinunterichts.
Die Möglichkeiten digitalen Lernens wurde einfach lange Zeit „verteufelt“.
Dafür gibt es viele Erklärungen. Die Ablehnungsfront zog sich durch innovationsfeindliche Eltern- und Lehrerschaft und wurde von einer bürokratisch geprägten Politik gerne angenommen.
In skandinavischen Ländern hat e learning schon seit Jahren einen festen Platz im didaktischen Werkzeugkasten.
Es ist einer der wenigen guten Aspekte der C Krise, dass in diesem Bereich soviel Innovation statt findet. Ich kann nur meine Eindrücke für das Gym in Wabu schildern. Da bin ich sehr beeindruckt, was die Lehrer dort zwischen der Schulschliessung im Frühjahr 2020 und nun im aktuellen Schuljahr alles auf die Beine gestellt haben.
Die Bereitschaft und die Motivation, auch die Kreativität und die Professionalität im Umgang mit den Tools, scheint mir in der Lehrerschaft sehr gut zu sein. Auch wenn vieles noch improvisierst wirkt, wie soll es in der Kürze der Zeit auch anders ein, hat es wirklich einen hohen Wert. Es kann so auch zukünftig ein wichtiger Baustein sein, Kindern über unterschiedliche didaktische Methoden den Zugang zu Bildung und Wissen zu verschaffen – nicht zuletzt auch Kindern mit unterschiedlichen Muttersprachen.
E Learning wird natürlich nie die sozialen Aspekte des Schulalltags ersetzen können, gemeinsam singen, spielen, lachen, experimentieren, die Mitschüler/Lehrer in ihrem ganzen Wesen erleben zu dürfen.
Ein breites Spektrum an Bildung und viele gemeinsame Erlebnisse mit Freunden und Mitschülern bieten mE die beste Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung .
Deshalb ist es unverantwortlich, Kinder nicht in die Schule zu lassen, bzw sie auch im privaten Umfeld zu isolieren.
Es ist mM nicht evidenzbasiert und deshalb ein schlimmer Fehler der Politik.
Evidenzbasiert ist so gut wie keine Maßnahme aktuell denke ich.
Das ist zwar Schade aber die Realität und es wird allgemein hingenommen, das verwundert mich am meisten.