Die Corona-Wochenbilanz des Gesundheitsamtes Rosenheim mit den Zahlen aus den Gemeinden
„Das Infektionsgeschehen scheint im Landkreisgebiet, und nun auch im Stadtgebiet abgebremst zu sein, was uns Anlass zu vorsichtigem Optimismus gibt. Insgesamt ist aber noch zu früh, um für die Region Entwarnung zu geben” – das ist die Corona-Wochenbilanz von Dr. Wolfgang Hierl, dem Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim. „Trotz der rückläufigen Neuinfektionen dürfen wir nicht riskieren, dass durch Unachtsamkeit, Unvernunft oder Leugnung der Realität die Infektionszahlen wieder durch die Decke gehen und so schweren Erkrankungen den Weg bereiten.”
Hierl weiter: „Auch wenn die Impfungen in der Region schon weit fortgeschritten sind, so gibt es weiterhin eine sehr große Zahl vulnerabler Personen aufgrund Alters oder schwerer chronischer Grunderkrankungen. Die dominierende britische Variante bewirkt nicht nur eine schnellere Infektionsübertragung sondern sie ist von der Schwere der Erkrankungen auch gefährlicher.”
Aktuelle Lage:
Das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim weist darauf hin, dass der seit Mitte Februar erfolgte Anstieg des Infektionsgeschehens im Landkreisgebiet abgebremst wurde und die Zahl der Neuinfektionen im Stadtgebiet und Landkreis erfreulicherweise rückläufig sind.
Die 7-Tage-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner während der letzten 7 Tage) liegt mit Stand heute für die Stadt Rosenheim bei 110,15 (vergangene Woche 171,52), für den Landkreis Rosenheim bei 88,78 (102,55).
Besorgniserregende Varianten:
Bislang wurden dem Gesundheitsamt 2683 Fälle (Landkreis 2017, Stadt 666) (vergangenen Woche 2487) einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet. In einem Fall handelt es sich um die südafrikanische Variante (B1.351), über den bereits berichtet wurde, in 3 Fällen (familiäre Häufung im Landkreisgebiet) um die brasilianische Variante (P.1) und in allen anderen Fällen um die britische (B.1.1.7). Hiervon wurden dem Gesundheitsamt seit dem letzten Wochenbericht mit Stand von vergangener Woche 24 Uhr 197 Fälle gemeldet. Alle Fälle sind bei der Gesamtfallzahl von COVID-19-Fällen enthalten.
Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts sind die Gebiete mit einem erhöhten Auftreten der Virusvarianten ausgewiesen:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogebiete_neu.html
Aktuelle Lage in den Kliniken:
78 (vergangene Woche 73) COVID-19-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt. Hiervon befinden sich 21 Patienten (21) auf einer Intensivstation.
Infektionsschutzmaßnahmen:
Das Gesundheitsamt kann weiterhin die positiv Gemeldeten tagesaktuell telefonisch und schriftlich über ihre Infektion informieren und die erforderlichen Infektionsschutzmaßnahmen anordnen. Auch die engen Kontaktpersonen können zeitnah kontaktiert und ebenfalls eine häusliche Quarantäne angeordnet werden.
Bedeutsam für die Neuinfektionen ist weiterhin die Tatsache, dass aktuell über 66 Prozent aller Übertragungen im privaten Umfeld Familie und Freundeskreis stattfinden.
Das Gesundheitsamt appelliert daher zum wiederholten Mal an jeden Bürger, die bekannten AHA-L-Regeln einzuhalten, sich impfen zu lassen und weiterhin auf Reisen zu verzichten. Wir haben die Waffen, den unsichtbaren Feind zu bekämpfen und zu besiegen, geben Sie sich einen Ruck, seien Sie konsequent, rücksichtsvoll und mitmenschlich in Ihrem Verhalten, damit wir alle aus der Pandemie herauskommen hin zu einem Frühlingserwachen mit geöffneten Geschäften und Gastronomiebetrieben, Präsenzunterricht in Schulen und erweiterten sozialen Aktivitäten.
Infektionen unter Kindern und Jugendlichen
Über 20 Prozent der neu gemeldeten Fälle seit 1. April entstammen aus der Altersgruppe der 0 bis 19-Jährigen. Wiederholt ereignen sich Fälle und vereinzelt auch Ausbruchsgeschehen in Kitas und Schulen.
In der Regel zeigen Kinder und Jugendliche einen asymptomatischen oder milden Krankheitsverlauf. Jedoch treten auch in diesen Altersgruppen schwere Verläufe, insbesondere bei chronischen Vorerkrankungen, insbesondere der Lunge und des Herzens auf. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern sind auch schwere Verläufe beschrieben. In einer europaweiten Studie waren ein Alter unter einem Monat, das Vorliegen einer Vorerkrankung sowie Anzeichen einer Infektion der unteren Atemwege Risikofaktoren für eine Aufnahme auf die Intensivstation. In seltenen Fällen entwickeln Kinder ein Krankheitsbild, welches als „paediatric inflammatory multisystem syndrome (PIMS)“ in Kombination mit einem „toxic shock syndrome“ (TSS) bezeichnet wird. Der Großteil der Kinder muss intensivmedizinisch versorgt werden. Es ist unstrittig, dass Kinder und Jugendliche auch durch die Infektionsschutzmaßnahmen mit Kontaktbeschränkungen und die Einschränkungen, z.B. bei der Kinderbetreuung und im Schulunterricht, stark belastet sind.
Insofern wird auch von Seiten des Gesundheitsamtes Rosenheim grundsätzlich ein Impfangebot für Kinder und Jugendliche begrüßt. Das ist aber noch ein weiter Weg: Zunächst muss von Seiten der Impfstoffhersteller die Zulassung eines Impfstoffs für Kinder bei der Zulassungsbehörde (für die EU die European Medical Agency – EMA) beantragt werden. Diese muss die Unterlagen prüfen, damit sichergestellt ist, dass der Impfstoff wirksam ist sowie ein sehr gutes Sicherheitsprofil aufweist. Ein solcher potenzieller Impfstoff würde dann durch die Ständige Impfkommission (STIKO) bewertet werden. Die STIKO würde in der Folge darüber entscheiden, ob ein solcher Impfstoff für Kinder zu empfehlen ist oder nicht.
Impfungen
Insgesamt sind Zirka 100.670 Impfungen seit Impfstart vor allem in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim auf der Loretowiese erfolgt. 73.476 davon waren Erstimpfungen, 27.198 Zweitimpfungen. Insgesamt 9.576 dieser Impfungen wurden in stationären Einrichtungen sowie betreuten Wohnformen in Stadt und Landkreis Rosenheim verabreicht.
Seit Ende März ist das zweite Impfzentrum auf der Loretowiese in Betrieb, sodass – abhängig von der verfügbaren Menge an Impfstoff – die Impfkapazität des gemeinsamen Impfzentrums Rosenheim deutlich erhöht werden konnte. Seit dem 19. April wird dem Impfzentrum kein Impfstoff der Firma AstraZeneca mehr für Erstimpfungen geliefert. Für Erstimpfungen stehen dem Impfzentrum die Impfstoffe von Biontech/ Pfizer und Moderna zur Verfügung.
Seit dem 31. März werden in Stadt und Landkreis Rosenheim auch Impfungen gegen COVID-19 in Arztpraxen durchgeführt. Bis einschließlich 11.05.2021 konnten durch die niedergelassenen Ärzte bereits 31.606 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt werden. Die Arztpraxen handeln dabei nicht im Auftrag des Impfzentrums Rosenheim – bei Fragen zur Impfung gegen das Coronavirus in einer Arztpraxis wenden Sie sich daher bitte direkt an Ihren Hausarzt.
Es werden nun auch explizit jüngere impfwillige Bürger gebeten, sich für die Impfung gegen COVID-19 im Impfzentrum unter https://impfzentren.bayern zu registrieren. Besteht ausnahmsweise keine Möglichkeit zur Internetnutzung, ist auch eine telefonische Registrierung bei der Impfhotline unter der Rufnummer 08031/ 365 8899 möglich.
Fallzahlenentwicklung:
Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt 302 neue Fälle (vergangenen Woche 437) für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Bisher sind insgesamt 17.312 Fälle von COVID-19 in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis: 13.484, Stadt: 3828). Mittlerweile wurde bei mindestens 15.742 Personen eine Genesung dokumentiert. 510 Personen (509) sind bis zu diesem Zeitpunkt an der Erkrankung gestorben (Landkreis: 450, Stadt: 60). Von den Verstorbenen waren 19 (19) Personen unter 60 Jahren. 344 (344) Verstorbene waren über oder gleich 80 Jahre alt. Dem Gesundheitsamt wurde eine Person (5) gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht verstorben ist. Die Person war zwischen 60 und 80 Jahre alt und war nicht in einem Heim betreut worden.
Infektionsquellen:
Übersicht über Infektionsumfeld und Testanlass für den Zeitraum 7. bis 13. Mai (Tag nach letztem Wochenbericht bis Tag heutiger Wochenbericht) bei neu gemeldeten Fällen (gestern, 24 Uhr):
Die Zahlen im Altlandkreis:
Die Zahlen im Landkreis:
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