Das Projekt Windkraft im Ebersberger Forst hat gestern eine große Hürde genommen. In einem Bürgerentscheid war gefragt, ob der Nachbar-Landkreis Planungen für fünf Windräder im Wald vorantreiben soll. Die Mehrheit entschied sich nun dafür. Jedoch knapp: Die Wahlberechtigten haben mit 52,74 Prozent dem Vorhaben des Landkreises zugestimmt – 47,26 Prozent sind dagegen, die Planungen für den Bau von maximal fünf Windrädern im Forst weiterzuverfolgen. Das teilt das Landratsamt auf seiner Homepage mit. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,89 Prozent, „das spricht für ein enormes Interesse an diesem Thema“, so Landrat Robert Niedergesäß.
Rund 111.000 Wahlberechtigte waren aufgerufen gewesen, in einer reinen Briefwahl darüber zu entscheiden.
10H-Regel macht Forst zu einzig möglichem Standort
Ein Windrad muss in Bayern mindestens zehnmal so weit von der nächsten Wohnbebauung weg stehen, wie es hoch ist. Das besagt die sogenannte 10H-Regel. Das führte dazu, dass die ursprüngliche Planung verändert werden musste und der Standort für die Windräder vom Rand des Forstes tiefer in den Wald gewandert ist.
Nach Aussagen der Befürworter des Projekts, zu denen die Grünen und der Bund Naturschutz zählen, müssen für den Bau 1,5 Hektar Waldfläche gerodet werden.
Die Windräder können 20 Prozent der Haushalte im Landkreis mit Ökostrom versorgen.
Gegner befürchten Aufweichung der Schutzverordnung
Der Forst ist mit 9.000 Hektar eins der größten, zusammenhängenden Waldstücke in Süddeutschland. Er bietet Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Für die Menschen im Landkreis ist der Forst ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Menschen im Landkreis. Die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, die sich der Erhaltung des Waldes verschrieben hat, befürchtet, dass es bald immer mehr Ausnahmen im Landschaftsschutz geben wird, wenn die Verordnung zugunsten der Windräder modifiziert wird.
Green City AG stellt auf
Bis zu fünf Windräder möchte die Green City AG im Ebersberger Forst errichten und dabei auch die Bürgerinnen und Bürger am Projekt beteiligen. Vermarktet werden soll der Strom über den regionalen Stromanbieter EBERwerk. Die so erzeugte Energie soll zur Klimaneutralität des Landkreises beitragen. „Die fünf Windräder im Forst sind ein zentraler Schritt auf diesem Weg“, so der Landrat.
Für Dr. Willie Stiehler, Geschäftsführer der Energieagentur Ebersberg-München, ist die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger eine deutliche Bekräftigung der Landkreisziele und der Weg in die richtige Richtung: „Bis zum Jahr 2030 will der Landkreis frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern sein und damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit dem Ausbau der Windenergie im gesamten Landkreis erreichen. Die Windräder im Forst müssen jetzt zügig geplant und in den nächsten Jahren konsequent gebaut werden.“
Landrat Robert Niedergesäß:
„Damit haben die Bürgerinnen und Bürger uns jetzt einen Auftrag gegeben, dass wir mit den Bayerischen Staatsforsten einen Vertrag für die Begrenzung auf fünf Windräder schließen und in den weiteren Planungsprozess eintreten dürfen.
Für die teils sehr leidenschaftliche Diskussion, das große Engagement im Bürgerentscheid und die sehr hohe Wahlbeteiligung bin ich sehr dankbar. Diese Wahlbeteiligung bestätigt, dass es der richtige Weg war, die Menschen in diese zentrale Frage auf diese Art und Weise einzubinden. Unsere Bürger interessieren sich für den Klimaschutz, den Naturschutz und unseren Ebersberger Forst.“
Das Ergebnis bedeute nun allerdings keineswegs einen schnellen Baubeginn. „Zunächst muss der Kreistag des Landkreises Ebersberg beschließen, eine Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung einzuleiten, um überhaupt einen Bau von fünf Windrädern im Forst rechtlich zu ermöglichen – ein komplexes Prüf- und Genehmigungsverfahren, bei dem auch alle artenschutzrechtlichen Belange genauestens geprüft werden“, so der Landrat.
Und weiter: „Ich bin froh, dass diese mehr als ein Jahrzehnt währende, zum Teil sehr emotionale Diskussion im gesamten Landkreis nun über den Bürgerentscheid zu einem basisdemokratischen Ergebnis geführt hat, das mit demokratischem Anstand nun auch von allen so respektiert und akzeptiert werden sollte. Mehr Demokratie kann man nicht anbieten.
Es ist aber auch nicht die Stunde von Sieg oder Niederlage. Den Menschen liegen neben dem Klimaschutz auch der Naturschutz und unser Ebersberger Forst sehr am Herzen, auch dies wird durch das Ergebnis dokumentiert. Mir liegt nun sehr an einer Befriedung der teils aufgeheizten Situation.
Dies gilt es im weiteren Verlauf der Planungen auch zu respektieren und sorgsam mit diesem hohen Gut Ebersberger Forst umzugehen. Auch wenn Kritiker standhaft das Gegenteil behauptet haben: Unser Wort gilt, mehr als fünf Windräder dürfen es nie werden.“
Quellen: BR / Landratsamt Ebersberg
Super Sache. Wenn´s auch nur knapp ausgegangen ist.
Energieerzeugung ohne Auswirkungen auf die Natur und Umwelt gibt es einfach nicht.
Denke, dass man sich da schnell dran gewöhnt hat und sich innerhalb kurzer Zeit so gut wie keiner mehr an den Windrädern stört.
Wenn man jetzt noch Mobilfunkantennen auf die Masten baut, dann wäre das Funkloch im Forst auch bald Geschichte.
Die Bäume werden so oder so gerodet – beim Forst handelt es sich schließlich um eine forstwirtschaftlich genutzte Fläche. Eine Fichtenplantage. Ökologisch wertvoll wie ein Maisfeld oder ein Steingarten. Das hat mit einem „Wald“ nichts mehr zu tun.
@ lero: ich frage mich grade ob das ein ernsthaft gemeinter Kommentar sein soll, oder hoffentlich doch nur Ironie……
Wenn ein Wald -und sei es ein Fichtenwald- mit einem Steingarten verglichen wird muss man sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft machen!
Da hilft es auch nichts, die Grünen zu wählen.
Es ist vielleicht etwas drastisch dargestellt von @lero, aber die Kernaussage stimmt schon:
Der Ebersberger Forst ist eine Fichtenplantage und kein natürlich gewachsener Wald.
Und wenn da ein paar Windräder hineingestellt werden, ist mir das hundert Mal lieber, als wenn der Strom aus Kohle, Gas oder Kernkraft aus dem Ausland gewonnen wird.
Lieber lero, bevor jemand so viel Blödsinn schreibt soll er sich mal erkundigen wieviel co2 Fichtenwälder und Maisfelder jedes Jahr binden. Abgesehen davon daß der offene Boden vor dem Maisanbau und bis weit ins Frühjahr ein wichtiger Brutraum für Bodenbrüter ist.
Die Fichte liefert laufend den Rohstoff für ökologisch sinnvollen Hausbau und für Honig.
Ziegel werden mit viel Energieverbrauch gebrannt.
Eine Futterpflanze wie Mais als ökologisch sinnvoll herbeizudiskutieren – das ist hanebüchen.
Bevor Sie so etwas schreiben sollten Sie sich vielleicht informieren, wie viele Bäume für ein Windrad weichen müssen. Zur Info: Es wird deswegen nicht der komplette Forst gerodet. Ausgleichsfläche gibts übrigens auch.
Und wenn den Bodenbrütern die natürliche Umgebung zerstört wurde/wird nisten sie eben im nächstbesten Acker.
ab welchen Prozentualen Bestand ist denn bei Ihnen ein Wald eine Fichtenplantage?
Schon seltsam d…. (die Netiquette limitiert hier mein wording) Kommentare die dazu hier abgegeben werden.
„Der EBE Forst ist ökologisch so sinnvoll wie ein Steingarten od ein Maisfeld“; „und wenn da ein paar Windräder hineingestellt werden, ist mir das hundert Mal lieber, als wenn der Strom aus Kohle, Gas oder Kernkraft aus dem Ausland gewonnen wird“
Also, alle „Fichtenplantagen „abholzen und Windräder drauf bauen, damit der Strom nicht im Ausland gewonnen werden muss.
Halleluja, wenn es nicht so traurig wäre und es uns nicht alle treffen würde, diese grün-ideologische Einfältigkeit,
dann würde ich nicht mehr in den Schlaf finden vor lachen.
Machen wir es doch so, ich darf mir Kernenergie aus Osteuropa kaufen und ihr (die 20% Haushalte) macht „irgendwas mit Strom“, wenn der Wind weht.
Wenn ihr dann noch eine paar „Fichtenplantagen“ übrig lassen könntet, die dann noch ein wenig Photosynthese machen können und Holzpellets für die „erneuerbaren Grundlastkraftwerke“ – könnte nämlich sein, dass wir den Strom im Ausland nicht gewinnen, sondern sogar dafür zahlen müssen .
Ach, beim Ebersberger Forst und dessen Baumbestand den Umweltschützer geben, aber Atom-Energie ist in Ordnung? Wo heute noch keiner weiß, was mit dem Müll gemacht werden soll? Die nachfolgenden Generationen werden sich bedanken. Tschernobyl und Fukushima sind anscheinend auch schon zu lange her und zu weit weg. Aber egal, nach mir die Sinnflut.
Nur zur Information, der meiste radioaktive Müll kommt derzeit von der Radiologie und wird uns trotz Abschaltung der Kernkraftwerke bleiben.
Gibt es eine Alternative zur Radiologie? Für Atom-Kraft gibt es Alternativen.
(Radioaktiver) Müll sollte so gut es geht vermieden werden. Und nicht nach dem Motto „Ach jetzt ist’s a scho wurscht, hauen wir den Atomkraftmüll einfach oben drauf“
Ich fürchte mich schon vor dem nächsten großen Erdbeben und Tsunami in Bayern. Da fürchte ich mich mehr vor dem Kraftwerk in Dukovany das alles andere als sicher ist. Bei einer Explosion reicht die Strahlung bis nach München, Prag und Wien. Hauptsache wir kaufen den Strom dort billig ein.
Also manchmal frage ich mich ja schon….. Egal: Die beiden Kraftwerke habe ich nicht genannt um zu behaupten dass Erdbeben oder Tsunamis eine Gefahr sind…
Aber die Ursache in Fukushima waren ein Erdbeben und ein Tsunami und kein Menschliches versagen. Tschernobil war staatliche Überheblichkeit.
Und was bitte schön ist die effiziente alternative zu Atomkraft? Kohle? Wind? Wasser? Solar? Schon mal Gedanken darüber gemacht wie hoch der Öl verbrauch für die Produktion von Windrädern und Solaranlagen ist? Ganz davon abgesehen für den Abbau und die Entsorgung.
Solange Bayern an der 10 H Regel festhält, solange haben wir das Problem mit der Spaltung der Bürgerschaft, wie jetzt bei uns im Landkreis Ebersberg.
Ja, das sehe ich genauso. Die Parteien mit dem C verhindern doch die notwendige Energiewende (…)
Frühzeitige Abschaltung Atomkraftwerke – längere Laufzeit Kohlekraftwerke… ohne Energie kein Industriestaat. Ich glaube nicht, dass die Parteien mit dem C die Energiewende verhindern. Die Parteien mit dem C hinterfragen wohl auch, wer die Energiewende in Deutschlang bezahlen soll. Deutschland muss als Exportland leider auch wettbewerbsfähig bleiben. Trotzdem hoffe ich, dass die Energiewende – trotz Abschaltung der Atomkraftwerke – erfolgreich umgesetzt werden kann.
Ohne Stromproduktion mit KKW, Kohle oder Gas, gibt es keine stabile Energieversorgung für einen Industriestandort, übrigens schon gar nicht ausreichend elektrische Energie um die Verkehrswende zu realisieren.
Wer hat diese Politik gemacht und sie mittlerweile unumkehrbar auf den Weg gebracht, richtig, die C Parteien, die in den vergangenen 16 Jahren an der Regierung waren – hinterfragt wurde da nichts, nicht mal die Entwicklung des Strompreises. Der ist in D jetzt schon am höchsten in Europa und wird bis 2035 nochmals um 50% steigen.
Das waren nicht die C-Parteien allein! Seit Jahren ist eine S-Partei mit im Boot und gibt häufig die Richtung an, weil die Kapitänin nicht auf der Brücke steht! Und die G-Partei gibt über den Bundesrat auch ihren Senf dazu. Die meisten Gesetze sind nämlich zustimmungspflichtig! Und die G-Partei ist in 10 von 16 Länderregierungen vertreten. Wenn man so will, haben nur die F-Partei, die lieber nicht regieren will und die Vertreter des linken und rechten Randes, nicht Schuld an der Entwicklung :-).
Diese Entscheidung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität im Landkreis Ebersberg. Das Signal zum Aufbruch Richtung 100% erneuerbare Energien kommt zudem zur richtigen Zeit. Das Verfassungsgericht fordert mehr Anstrengung beim Klimaschutz und auch die CSU möchte seit einigen Tagen ein klimaneutrales Bayern bis 2040.
Dazu braucht es schnelle und tiefgreifende Veränderungen, v.a. auch bei der Stromerzeugung. Bei uns in Bayern bedeutet das viel mehr PV-Anlagen und einen Abschied von der 10H-Regel für Windenergie. Auch im Altlandkreis Wasserburg gibt es ausgewiesene Vorrangflächen für Windkraft- und PV-Anlagen, die für eine sichere Stromversorgung benötigt werden. Man muss sie nur noch bauen. Auf geht’s!
Ja, aufgeht’s.
Bin schon auf die Kommentare gespannt, wenn die Gde. Edling, Eiselfing, Babensham o.a. und auch das Stadtgebiet Wasserburg mit der Planung von je 5 WKA und einer Gesamthöhe von 250m starten…
10H begründet hierbei keine Mindestabstände, diese können im Rahmen der Bauleitplanung durch Stadt-/Gemeinderatsbeschlüsse aktuell schon unterschritten werden… Und die WKA müssen auch nicht in Wäldern errichtet werden, jeder Acker/Wiese ist hierzu geeignet.
@lero @Martin
Offensichtlich wissen hier ein paar nicht das der Ebersberger Forst Landschaftsschutzgebiet ist. In dem Gebiet wo die Windräder gebaut werden sollen ist ein Mischwald, der Waldumbau ist genau dort schon fast vollzogen. Es wissen auch einige nicht das der Anteil der Fichte bereits unter 60% liegt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das in einem Maisfeld oder Steingarten Habicht, Mäusebussard, Wespenbussard, Turmfalke, Rotmilan, Schwarzstorch, Raufußkauz, Sperlingskauz, Waldkauz, Grauspecht, Neuntöter, Schwarzspecht, Sperber, Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr, Breitflügelfledermaus, Fransenfledermaus, Großer Abendsegler, Große Bartfledermaus, Großes Mausohr, Kleiner Abendsegler, Kleine Bartfledermaus, Mopsfledermaus, Nordfledermaus, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus, Zweifarbfledermaus, Zwergfledermaus vorkommen. Nämlich genau diese wurden anhand eines Gutachten in dem Gebiet festgestellt wo die Windräder gebaut werden sollen.
Also erst Informieren, dann Urteilen.
Danke, Franz für diesen Kommentar….er ist das Beste, was zu diesem Thema verfasst wurde…