Das etwas andere Künstler-Porträt aus Wasserburg: Herr Aschauer und seine Fotos - Oder: Wer ist wie frei?
Sie hat den Daniel als den sogenannten ‚4. Stock-Bewohner‘ im Wohnhaus in Wasserburg kennengelernt – so entwickelten sie gemeinsam ein Kleinprojekt im Hausflur mit Impressionen vom belebten, alten Hof und dem alten Haus: Leserin Tamara Oswatitsch hat nun die Intiative ergriffen und uns diesen Bericht geschrieben – über den Künstler und Fotografen Daniel Aschauer aus Wasserburg …
Das Foto zeigt ein Beispiel aus seiner Serie, an der er momentan arbeitet – oder wie er sagt – ’spielt‘:
Eine Langzeitbelichtung eines Bouquets, die Farben und Unschärfen entstehen dabei direkt in der Kamera.
Leider kam diesem Hausflur-Projekt Corona dazwischen und nur wenige Wasserburger konnten diese Ausstellung sehen. Aber mit den Fotos lebt der alte Innenhof und der Charme der Wasserburger Hinterhöfe für uns weiter.
Dadurch hat es Bestand – auch wenn er jetzt demnächst abgerissen wird und einem Appartement-Neubau weichen muss. Wieder ein Platz in Wasserburg, der den Künstlern abhanden gekommen ist.
Leider bringen vor allem bildende Künstler in dieser Welt erst eine hohe Rendite, wenn sie gestorben sind und dem Kapitalmarkt nicht als Kunst, sondern als finanzieller – und nicht ideeller Wert – zugeführt sind.
Unsere lebenden Künstler kämpfen gerade mit der Pandemie, mit Auftrittsverboten, mit Schließungen, mit vollkommen geschrumpften Zuschauerzahlen und mit Auflagen, unter denen sie überhaupt agieren können.
Man schmückt sich gerne mit den Resultaten, aber gegen die immer stärker werdende Ausbeutung des Raumes, egal, ob Stadtfläche oder Landfläche, ist kein Kraut gewachsen. Es sei denn, man macht es sich bewusst und kämpft zusammen mit Politikern um diesen Lebensraum. Die Stadt Wasserburg hat Pläne, aber die sind eben noch in weiter Ferne und man kann nur weiter hoffen, dass es im Bewusstsein bleibt.
Wo Daniel Aschauer geboren ist, hat er nicht verraten. Aber in Maisach ist er aufgewachsen und nach dem Studium und Abschluss als Diplomingenieur für Gartenbau durch einen Freund in der Stadt Wasserburg gelandet.
Die Arbeit als Gartenbauer hat ihm nicht die Freiheiten gelassen, die er für sein Leben als wirklich wichtig ansieht. Außer natürlich Rebekka – die Lebensgefährtin, von der wunderschöne Portraits in der Wohnung hängen – sind dies noch Bionade, Bioessen, Spieleabende mit Freunden, lesen und an „irgendwas herumbasteln“. Natur, die er durch die notgedrungenen Spaziergänge mit mittlerweile zwei Hunden täglich durchstreift, Sonnenbaden auf dem Dach und Urlaub …
Diese Freiheit braucht und nutzt er für seine momentane Leidenschaft, der Fotographie.
Er genießt die Ruhe, wenn er die Kamera in der Hand hat, möchte „sein Ding“ macht. Da er als visueller Mensch an Formen, Mustern und Farben interessiert ist, liebt er die abstrakten Ausschnitte und Details.
Wie man auch sehr gut an den Eimer-Fotografien des „Heinzi-Projektes“ sehen kann.
Auch an Menschen interessieren ihn vor allem die Details. Wie er den Menschen in seiner Umgebung, die dann gespiegelt und in der Realtität gebrochen sind, darstellt. Die ausgewählten Fotos des monatelangen Projektes mit Heinzi sind noch in den Schaufenstern der Fahrschule Eggerl, des Spieleladens Innventory, der ehemaligen Metzgerei Rahm, des Optikers Matt und jetzt bis Ende Juli im ehemaligen Outlet des Gewandhauses Gruber an der Ecke Schustergasse zu sehen.
Da Daniel Aschauer besonders „die Ruhe genießt mit der Kamera in der Hand“ und dies nur für sich alleine aufnimmt und bearbeitet, dies aber mit Hingabe und Zielstrebigkeit, aber auch mit Sinnlosigkeit verfolgt, ist das für ihn ähnlich entspannend wie „Staubsauger reparieren“.
Aufrichtig und „komplett egal“ ist es ihm anscheinend wirklich, was mit den Bildern danach passiert. „Mir ist meine Ruhe wichtig“ – das ist der Satz, den man von Daniel sehr oft hört.
Wenn er dies in äußerst knappen, rudimentären Sätzen auf Fragen antwortet, klingt das schon fast nach Existenzialismus:
Eine besonders nach Sartre ausgehende Philosophie und Weltanschauung – das Sein und das Nichts – als unbürgerliche und unkonventionelle Lebenseinstellung, die davon herrührt:
Der Freiheit des menschlichen Seins.
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