Von Rosenheim ins Überschwemmungsgebiet - Bleibende Eindrücke für Horst Henke vom BRK

Vergangene Woche wurden Schnelleinsatzgruppen (SEG) der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) aus Bayern zum Hochwassereinsatz nach Reinland-Pfalz alarmiert. Horst Henke vom Rosenheimer BRK erreichte die Alarmierung am Montag an seinem Arbeitsplatz in der JVA Bernau. „Mein Auftrag war, das sofortige Ausrücken und der Zusammenschluss mit Kräften aus Starnberg und Ingolstadt zur Aufstellung einer Schelle Einsatzgruppe zur Psychosozialen Notfallversorgung. Das Ziel war der Nürburgring als Bereitstellungsraum. Nachts waren wir vor Ort, wo uns ein Schlafplatz zugewiesen wurde. Die ersten Eindrücke von hunderten Einsatzfahrzeugen, Panzern, Kränen,  von Sanitätseinheiten, Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und THW war sehr beeindruckend.“

 

Am nächsten Tag fand morgens eine Lageeinweisung statt. Henke: „Zunächst erhielten wir unseren ersten Auftrag zur Erkundung der Lage im Ort Insul. Der Weg zum Einsatzort war wegen der zum Teil zerstörten Infrastruktur nicht einfach. Der kleine Ort war wegen der fehlenden Brücke geteilt. Es fehlte nicht nur die Brücke, auch Häuser im Uferbereich waren nicht mehr da. Die Grundstücke waren nicht mehr erkennbar. Viele Häuser wurden von den Statikern gesperrt und der Abriss angeordnet. In vielen Kellern schwamm Heizöl. Ein Abpumpen war wegen fehlender Filter noch nicht möglich. Mitten im Ort lag ein Grabstein von einem Menschen, den hier keiner kannte. Wir hörten viele erschütternde Geschichten von dem Flutereignis. Am Abend kehrten wir mit Eindrücken zurück, die erst noch einzuordnen waren, denn sie waren für uns noch unfassbar.“

Der Helfer vom Rosenheimer BRK weiter: „Am nächsten Tag wurden wir nach Walporzheim alarmiert. Die Meldung lautete: 20 Tote gefunden. Gott sei Dank war es eine Falschmeldung, so dass wir nach Sinzig zur Lageerkundung umgeleitet wurden. Hier wurde unter anderem eine zerstörte Einrichtung der Behindertenhilfe geräumt. Wieder führten wir viele Gespräche und nahmen für uns unvorstellbare Eindrücke mit. Gegen 15 Uhr waren wir zurück im Bereitstellungsraum.“

 

Aufgrund ihrer Ausbildung bekamen Henke und sein Kollege aus Ingolstadt, Holger Zirkelbach, den Auftrag, als Kontingentführer die Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) Einsatzkräfte aus Bayern zu führen. „Unser Einsatz entwickelte sich zur größten PSNV-Lage, die es in Deutschland je gegeben hat. Zwischenzeitlich waren im Bereitstellungsraum fast 200 Einsatzkräfte zu koordinieren. Drei Kontingente wurden gebildet. Unser Kontingent umfasste die Einsatzkräfte aus Bayern mit Komponenten aus Mecklenburg-Vorpommern und Berlin und die Einsatzfahrer aus Altenkirchen und Alzenau. Das Kontingent bestand somit aus mehr als 60 Einsatzkräften. Ein weiteres Kontingent umfasste die Notfallseelsorge. Das dritte Kontingent bestand aus den restlichen PSNV Einsatzkräften.“

Henke abschließend: „Die Eindrücke, die ich aufgenommen habe, sind beeindruckend, aber teilweise nicht in Worte zu fassen. Die Kräfte des Wassers waren gewaltig. Sie hinterließen großes Leid und hohen, langfristigen Schaden. Ich hoffe, dass die Menschen die Kraft finden neu anzufangen.“