Jubilar Josef Wandinger ist der zweitälteste Bürger der Marktgemeinde Haag
Josef Wandinger feierte vergangenen Dienstag seinen 100. Geburtstag im Familienkreis bei sich zu Hause in Rain bei Haag. Viele Gratulationen und einige Überraschungen erwarteten ihn an seinem Jubeltag. Josef Wandinger ist der zweitälteste Bürger der Marktgemeinde, älter ist nur Felizitas Janssen, die im Juni diesen Jahres ihren 100. Geburtstag feierte.
Mit seiner Frau Maria (92) wohnt der rüstige 100-Jährige noch in seinem Haus in Rain. Er erfreut sich einigermaßen guter Gesundheit und geht mit seinem „Hackelstecker“ auch noch gerne nach draußen. Bescheidenheit und Zufriedenheit zeichnen ihn schon sein ganzes Leben aus. Unterstützt werden Josef und Maria von ihrem ältesten Sohn Sepp und dessen Frau Elisabeth.
Dem Ehepaar fällt es schwer, nicht mehr im und um das Haus arbeiten zu können. Besonders die Heuernte und Holzarbeit fehlt ihnen. Und auch, dass Josef seit einigen Jahren nicht mehr Auto fährt. „Wir sind gern zusammen nach Haag zum Einkaufen gefahren“, bedauert Maria Wandinger.
Geboren wurde Josef Wandinger in Lappach, Sankt Wolfgang. Dort wuchs er auf, bis sein Vater das Mebeck-Anwesen in Rain kaufte. Mit 27 Jahren, nach dem Krieg, begann Wandinger eine Maurer-Lehre. „Mein Meister war damals ein Jahr jünger als ich“. Das alte Mebeck-Haus riss er dann ab und erbaute ein neues Haus für die Familie. Auch Nebengebäude errichtete er und er sorgte dafür, dass die Straße, die zuvor mitten durch das Grundstück verlaufen war, versetzt wurde. „Das war viel zu gefährlich für die Kinder“.
Viel schwere Arbeit hatte man auch in der eigenen Landwirtschaft und im Wald, um Brennholz zu machen. Schon als Junge musste „der Sepp“ fest mit anpacken und auf seine jüngeren Geschwister aufpassen. Mit seiner Frau führte er die Landwirtschaft weiter.
Seinen Geburtstag feierten mit ihm seine Söhne Sepp und Franz mit ihren Ehefrauen und die Tochter Anneliese. Auch drei der sieben Enkel waren mit ihren Partnern und vier von acht Urenkeln dabei. In diesem Kreise fehlte Tochter Lydia, die leider 2012 an Krebs verstarb.
Ein langer Tag war das für Herrn Wandinger, von Mittagessen über Kaffee und Kuchen bis zur Brotzeit. Üblicherweise ruht er sich viel aus, doch der Jubeltag war zu aufregend.
Viele Gratulanten, Nachbarn, Verwandte und Freunde der Familie kamen vorbei oder sprachen telefonisch ihre Glückwünsche aus. Auch jede Menge Postkarten erhielt der Jubilar.
Der erste Überraschungsbesuch war am Vormittag schon von Pfarrer Idkowiak. Nachmittags gratulierte Monika Bauer, Vertreterin des Pfarrgemeinderats Oberndorf. Sie hatte eine dreiköpfige Kindermusikgruppe dabei, die dem Jubilar ein Ständchen spielte – eine besondere Freude für den Jubilar. Auch sein Arzt kam vorbei und gratulierte.
Eine weitere Überraschung kündigte sich abends mit einer Abordnung des Krieger- und Veteranenvereins Oberndorf an. Diese bedankten sich bei Sepp Wandinger für alles, was er in den Kriegsjahren geleistet hat. Mit dabei war die Ramsauer Trachtenblaskapelle, die mehrere Stücke zum Besten gab. Josef Wandinger und die Familie klatschten schwungvoll mit.
Sieben Jahre war Wandinger weg von zu Hause – von 1941 bis 1945 im Krieg und drei Jahre in russischer Gefangenschaft. Viel Hunger leiden musste er und frieren. Vier Mal wurde er verwundet, doch sein Schutzengel stand ihm zum Glück immer zur Seite. Am 1. Januar 1948 kam er endlich wieder nach Hause. Mit dem Zug fuhr er bis Pyramoos und den Rest ging er mit den Holzschuhen zu Fuß. Pfannkuchen wünschte er sich von seiner Mutter als erstes Essen in der Heimat. Süßspeisen und Kuchen mag er noch heute gerne. Gelebt hat er aber immer mager.
Auch der Markt Haag bedankte sich bei Josef Wandinger und gratulierte zu diesem großen Tag. Zweiter Bürgermeister Stefan Högenauer und Dritter Bürgermeister Dr. Florian Haas überreichten zu dem „ganz besonderen Jubiläum“ einen Geschenkkorb, eine Urkunde und einen Gutschein. „Wir möchten Ihnen auch unseren Respekt entgegenbringen. Sie haben so viel für die Gesellschaft und die Gemeinde geleistet und so viel erlebt, das kann sich unsere Generation gar nicht mehr vorstellen.“ Josef Wandinger freute sich über den Besuch: „Vielen Dank, es ist schön, dass die Gemeinde an mich denkt. Das ist eine schöne Überraschung.“
Da nicht alle, die dem „Mebeck Sepp“ ihre Glückwünsche überbringen wollten, auf einmal kommen konnten, wurde noch zwei weitere Tage Besuch empfangen.
Nun ist es an der Zeit, sich wieder auszuruhen, „der Länge nach“. „Aber nächstes Jahr feiern wir wieder.“
Das Geheimnis des hohen Alters? „Da muss man brav sein“, scherzt Josef Wandinger.
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