Der Kreisvorsitzende Peter Kasperczyk nimmt den Hut - Aus der Jahresversammlung der Wasserburger Naturschützer
Seit zwei Jahren haben sich die Mitglieder der Wasserburger Ortsgruppe des Bundes Naturschutz nicht gesehen, so Vorsitzender Max Finster zu Beginn der Jahreshauptversammlung. Vorstandstreffen mussten digital abgehalten werden, Veranstaltungen wurden abgesagt. Aber die Gruppe sei „im Stillen sehr aktiv“ gewesen.
Seit fast 50 Jahren besteht die Ortsgruppe Wasserburg des Bundes Naturschutz inzwischen. In dieser Zeit haben sich die Themen in Deutschland, aber auch in Wasserburg, immer stärker verankert, so der Kreisvorsitzende Peter Kasperczyk in seinen Gruß- und gleichzeitig Abschiedsworten. Er werde nämlich bei den Neuwahlen in Rosenheim am kommenden Freitag nicht erneut für den Vorsitz kandidieren. „Es ist Zeit, sich in den Ruhestand zurückzuziehen“, die Naturschutz-Themen bleiben aber auch für ihn weiterhin aktuell.
Er erinnerte an die auch in der Umgebung angekommenen Wetterveränderungen und betonte, diese „werden uns Maßnahmen und Kompromisse abverlangen“. Ziel bleibe weiterhin, den Einzelnen zum Nachdenken zu bringen. Denn: „Alles hängt mit allem zusammen.“
Zum Abschied aus seinem Amt erhielt der Kreisvorsitzende ein Insektenhotel (Foto).
In seinem Tätigkeitsbericht ging Ortsgruppen-Vorsitzender Finster auf die Frage ein: „Was ist aus dem Volksbegehren Artenvielfalt ‚Rettet die Bienen‘ geworden?“ Über 1,7 Millionen Menschen aus Bayern haben vor zwei Jahren unterschrieben. Seitdem seien in Wasserburg Blühflächen entstanden und der Stadtrat habe eine Freiflächengestaltungssatzung erlassen, um etwa Steingärten zu verhindern.
Obwohl die meisten Veranstaltungen abgesagt werden mussten, habe die ein oder andere Exkursion stattfinden können, so der Vorsitzende, beispielsweise an den Kesselsee. Außerdem erwarb der Bund Naturschutz das „Penzinger Moorauge“ (wir berichteten).
Auch habe sich gezeigt, dass „die Leute aufgeschlossen für Naturschutz sind“, Finster weiter. Immer wieder erhalte er Anfragen zum Thema Artenschutz etwa bei Fledermäusen im Wohnzimmer, einem Sprecht mit kaputtem Flügel oder einer trächtigen toten Eidechse für die Hilfe beim Brüten der Eier.
Aber auch die aktuellen Probleme sprach der Vorsitzende in seinem Bericht an. Die Rote Liste werde immer länger, es brauche neue Ansätze zum Energiesparen und es gebe einen enormen Flächenverbrauch. „Täglich verschwinden elf bis zwölf Hektar in Bayern unter Beton.“ Der Klimaschutz sei so präsent wie nie zuvor, betonte er außerdem, denn „wir haben gesehen was heuer los war“.
Um Natur- und Artenschutzprojekte noch gezielter anzugehen, gebe es seit einem Jahr im Landratsamt Rosenheim „jemanden, der genauer hinschaut“: Der Biodiversitätsberater Jonas Garschhammer (auf dem Foto rechts, gemeinsam mit Vorsitzendem Max Finster).
In einem kurzen Vortrag gab Garschhammer einen Einblick in seine Tätigkeiten. Die Schutzgebiete im Voralpenland seien „Spezialitäten“, artenreiche Blumenwiesen werden immer seltener. Deshalb wolle er viele Leute einbinden, um „die Natur zu schützen und die Arten zu sichern“, so der Biodiversitätsberater.
Eines seiner größten Projekte im vergangenen Jahr: „Schätze der Eiszeitlandschaft“. Die letzte Eiszeit habe die Landschaft um Haag und Wasserburg geformt. Moore, Seen und besonders die Toteiskessel zeugen hiervon. Diese „einzigartigen landschaftlichen Besonderheiten zu erhalten“ liege ihm besonders am Herzen.
Nach den Ehrungen der langjährigen Mitgliedern, darunter auch die Gemeinden Amerang und Griesstätt sowie die Stadt Wasserburg (wir berichteten), stellte Kassier Georg Rottenwalter einen knappen Kassenbericht vor. Viel zu sagen gab es nicht, denn corona-bedingt sei nicht viel passiert. Anschließend übergab der Kassier sein Amt bis zu den nächsten Neuwahlen an Stefan Kurz.
Vorsitzender Finster betonte: „Wir sind kein reicher Verein, aber dafür reich an Engagement“. Das habe auch die vergangene Zeit gezeigt. Es gebe viele Talente und engagierte Helfer, die sich beispielsweise um den Bund-Garten oder um den Bau weiterer Vogelhäuser kümmern.
Musikalisch umrahmt wurde die Jahreshauptversammlung durch das „Burgau-Duo“, dem „singenden Kassier“ Georg Rottenwalter und seiner Tochter Christine.
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