Omikron-Ausbrüche in 31 Alten- und Pflegeheimen - Der Wochenbericht des Landratsamtes
In Schonstett 59 Neuinfizierte in nur einer Woche – in Pfaffing 60 – in Edling 67: Zahlen, so hoch wie nie. Die Inzidenz im landkreis liegt über 750, die in der Stadt Rosenheim knapp vor der 2000 (wir berichteten heute bereits.) Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt 5.828 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet – nahezu eine Verdoppelung zu vergangenen Freitag (2913 Fälle).
154 (vor einer Woche 121) Corona-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär in den Kliniken behandelt. Hiervon befinden sich 14 Patienten (letzten Freitag ebenfalls 14) auf einer Intensivstation.
Dem Gesundheitsamt wurden 19 Personen gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht an Corona verstorben sind – doppelt so viel wie vor einer Woche (neun Corona-Todesfälle). Eine Person war unter 60 Jahre und zwölf Personen waren über 80 Jahre. Sieben der verstorbenen Personen waren in einem Heim betreut worden.
In den Heimen in Stadt und Landkreis ist es bei den Infektionen von Bewohnern und Mitarbeitern zu einer weiteren deutlichen Zunahme der Fälle gekommen. Dabei ist der Anteil der positiv getesteten, vollständig geimpften und größtenteils geboosterten Bewohner weiterhin sehr hoch.
Corona-Ausbrüche gab es in der vergangenen Woche in 31 Alten- und Pflegeheimen bei 138 Bewohnern:
127 waren zwei- oder dreimal geimpft = 92 Prozent (davon wiederum waren 102 geboostert = 74 Prozent und 25 zweimal geimpft = 26 Prozent)
Zehn waren nicht geimpft = 7 Prozent
einer unvollständig geimpft.
Sieben Heimbewohner mussten hospitalisiert werden – davon waren fünf geboostert, einer zweimal geimpft und eine Person war ungeimpft.
Zu den corona-infizierten Mitarbeitern:
145 Mitarbeiter betroffen:
43 nicht geimpft = 30%,
92 vollständig = 63%,
Sechs unvollständig geimpft, bei vier ist der Impfstatus unbekannt.
Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, bewertet die epidemiologische Lage in Stadt und Landkreis heute folgendermaßen:
„Wir stehen inmitten der 5. Welle, einer Omikron-Welle. Seit dieser Woche liegen die dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim täglich neu gemeldeten Fallzahlen konstant bei über 1.000. Die Inzidenz hat den Höchstwert der 4. Welle bereits überschritten.
Das bisher seit Beginn der Pandemie durch die Gesundheitsämter praktizierte Einzelfallmanagement von Indexfällen und Kontaktpersonen in der Pandemie-Bekämpfung hat für Stadt und Landkreis Rosenheim definitiv die Grenzen seiner Möglichkeiten überschritten. Die Politik ist gefragt, einen Strategiewechsel durchzuführen, weg von der Phase der Eindämmung (Containment) und hin zu einer konsequenten Fokussierung der Ressourcen zum Schutz vulnerabler Personengruppen (Protection).
In Folge der extrem gestiegenen Fallzahlen sind auch die Belegungszahlen mit COVID-19 auf den Normalstationen in den Kliniken der Region deutlich angestiegen. Die Belastung der Intensivstationen ist unverändert sehr hoch. Erschwerend kommen derzeit zum Teil erhebliche Personalausfälle durch positive Testungen hinzu.
Weiterhin besteht eine viel zu große Impflücke in unserer Bevölkerung. Es gibt keine nennenswerten Zugänge von Erstimpfungen mehr.
Die Diskussion um milde Verläufe von Omikron und Lockerungen geht für meinen Geschmack daher deutlich in die falsche Richtung.
Ich muss vehement der Tendenz zur Verharmlosung in Teilen der Bevölkerung widersprechen, die Fälle mit Omikron würden schon nicht so schwer verlaufen. Auch wenn vorläufige Daten von Studien darauf hinweisen, dass der klinische Schweregrad der Infektion mit der Omikronvariante im Vergleich zur sehr virulenten Deltavariante seltener zu Hospitalisierungen führt, werden die Kapazitäten in der stationären Versorgung sich durch die extrem hohe Welle von Neuerkrankungen weiter verknappen.
Zudem riskieren wir, dass es zu weiteren Mutationen der Omikronvariante oder zu Rekombinationen mit der Deltavariante kommt. Dies könnte zu hoher Übertragbarkeit und gleichzeitig schweren Verläufen führen.
Ich appelliere daher eindringlich an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, sich impfen und eine Auffrischimpfung verabreichen zu lassen, wenn die Grundimmunisierung länger als drei Monate zurückliegt. Die Impfrate in der Region muss enorm gesteigert werden, insbesondere bei den älteren Jahrgängen.“
Nach Aussage des Ärztlichen Leiters Krankenhauskoordinierung, Dr. Michael Städtler, sind die Belegungszahlen mit COVID-19 auf den Normalstationen derzeit deutlich ansteigend, auf den Intensivstationen aber auf stabilem Niveau.
Die Belastung der Intensivstationen sei aber unverändert sehr hoch, vor allem mit Notfallpatienten ohne COVID-Bezug.
Ein gleiches Bild zeigt sich im gesamten bayerischen Raum. Abverlegungen seien derzeit nicht erforderlich. Erschwerend kommen derzeit zum Teil nicht unerhebliche Personalausfälle durch positive Testungen hinzu.
Die Lage auf den Intensivstationen im RoMed Klinikverbund sei nach Aussage der Geschäftsführung extrem belastend, die Kapazitäten der COVID-Intensivbetten seien ausgeschöpft, das Personal befinde sich an der absoluten Belastungsgrenze. Planbare Eingriffe müssten verschoben werden.
Auch aus den Schulen und Kitas werden weiterhin eine große Zahl positiv Getesteter gemeldet – wir berichten laufend.
Der Blick auf die Gemeinden: