Wieder 30 Altenheime betroffen - Der Blick auf die Fallzahlen in den Gemeinden
Über 400 Neuinfizierte mehr als vor einer Woche allein in Bad Aibling – 214 neue Fälle in der Stadt Wasserburg – 74 neue Fälle in Edling – 71 neue Fälle in Amerang: Die Corona-Fallzahlen steigen in der Inzidenz so hoch wie nie. In den vergangenen vier Tagen wurden täglich über 1.000 neue Infektionsfälle im Landkreis gemeldet.
Insgesamt waren es 6.256 Neumeldungen seit dem letzten Wochenbericht (Vorwoche: 5.828), wie das Landratsamt am heutigen Freitagnachmittag in seinem Wochenbericht meldet. Wieder ein neuer Höchstwert.
In den Heimen in Stadt und Landkreis ereignen sich bei Bewohnern und Mitarbeitern weiterhin eine hohe Zahl an Erkrankungen. Dabei sei der Anteil der positiv getesteten, vollständig geimpften und größtenteils geboosterten Bewohner sehr hoch.
So gab es Corona-Ausbrüche in der vergangenen Woche in 30 Alten- und Pflegeheimen bei 142 Bewohnern:
122 Bewohner davon waren zwei- oder dreimal geimpft = 86 Prozent ( davon wiederum waren 68 Prozent geboostert)
16 Bewohner waren nicht geimpft = 11 Prozent,
vier Bewohner waren unvollständig geimpft.
Acht infizierte Heimbewohner mussten ins Krankenhaus – fünf von ihnen waren geboostert, einer vollständig geimpft und zwei nicht geimpft.
Und bei 163 Mitarbeitern:
105 von ihnen waren vollständig geimpft = 64 Prozent (davon waren 35 oder 22 Prozent geboostert) ,
45 waren ungeimpft = 28 Prozent,
neun unvollständig geimpft,
bei vier Betroffenen war der Impfstatus unbekannt.
Dem Gesundheitsamt wurden acht Personen gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht an Corona verstorben sind. Keine Person war unter 60 Jahre und sieben Personen waren über 80 Jahre. Sechs der verstorbenen Personen waren in einem Heim betreut worden.
Vor einer Woche waren es noch 19 Corona-Todesfälle laut Wochenbericht.
151 Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär in Kliniken behandelt – drei weniger als vergangene Woche. Hiervon befinden sich zehn Patienten (am 27.01.2022: 14) auf einer Intensivstation.
Nach Aussage des Ärztlichen Leiters Krankenhauskoordinierung, Dr. Michael Städtler, aber seien die Belegungszahlen mit Corona auf den Normalstationen derzeit deutlich ansteigend, auf den Intensivstationen auf stabilem Niveau.
Die Belastung der Intensivstationen sei unverändert sehr hoch, vor allem mit Notfallpatienten ohne COVID-Bezug. Ein gleiches Bild zeige sich im gesamten bayerischen Raum. Abverlegungen sind derzeit nicht erforderlich. Erschwerend würden derzeit zum Teil nicht unerhebliche Personalausfälle durch positive Testungen hinzukommen.
Die heutige Bewertung des Infektionsgeschehens durch Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim:
„Wir befinden uns inmitten der Steilwand einer 5. Welle durch Omikron. In der zweiten Woche liegen die dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim täglich neu gemeldeten Fallzahlen bei über 1.000. Die 7-Tage-Inzidenz hat den Höchstwert der 4. Welle weit überschritten. Das bisher seit Beginn der Pandemie durch die Gesundheitsämter praktizierte Einzelfallmanagement von Indexfällen und Kontaktpersonen in der Pandemie-Bekämpfung hat für Stadt und Landkreis Rosenheim definitiv die Grenzen seiner Möglichkeiten überschritten.
Ab nächster Woche wird versucht, durch eine digitale Lösung die Effizienz der Fallbearbeitung noch einmal zu steigern. Die Politik ist gefragt, einen Strategiewechsel durchzuführen – weg von der Phase der Eindämmung (Containment) und hin zu einer konsequenten Fokussierung der Ressourcen zum Schutz vulnerabler Personengruppen (Protection).
Die Diskussion um milde Verläufe von Omikron und Lockerungen geht für meinen Geschmack deutlich in die falsche Richtung.
Ich muss vehement der Tendenz zur Verharmlosung in Teilen der Bevölkerung widersprechen, die Fälle mit Omikron würden ‚schon nicht so schwer verlaufen‘ und ‚durch eine Infektion mit Omikron wäre man für die Dauer der Pandemie immun‘.
Das ist eine gefährliche Fehleinschätzung.
Nur durch eine vollständige Grundimmunisierung mit Boosterung kann eine breite Immunität gegen das Coronavirus aufgebaut werden, die auch weitgehend vor weiteren Virusmutationen der Omikronvariante oder vor Rekombinationen mit der Deltavariante schützt.
Eine alleinige Infektion mit Omikron ohne Impfung kann hingegen in diesen Fällen nicht ausreichen, Schutz vor schweren Verläufen zu bieten.
Die Studienlage zeigt laut Robert Koch-Institut, dass die in der EU zugelassenen Impfstoffe nach vollständiger Grundimmunisierung und Auffrischimpfung auch bei der Omikronvariante eine hohe Impfeffektivität haben und zu einem hohen Prozentsatz einen Schutz vor Hospitalisierung, schweren Krankheitsverläufen, Behandlung auf einer Intensivstation und Tod bewirken.
Gleichzeitig wird die Übertragbarkeit von Viren auf andere Personen deutlich verringert, insbesondere wenn beide Seiten vollständig geimpft und geboostert sind.
Ich appelliere daher eindringlich an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, sich impfen und eine Auffrischimpfung verabreichen zu lassen, wenn die Grundimmunisierung länger als drei Monate zurückliegt.
Die Impfrate in der Region muss enorm gesteigert werden, insbesondere bei den älteren Jahrgängen.“