„Mit Karin und Sabine in die Mittelschule“: Zwei Frauen wollen mit Aktion für eine Laufbahn als Lehrkraft begeistern
Der Bedarf an Lehrkräften für bayerische Mittelschulen wächst deutlich – auch in Oberbayern zeichnet sich das seit einigen Jahren längst ab. Mindestens bis 2031, so aktuelle Prognosen, werde der Bedarf das tatsächliche Angebot an Lehrerinnen und Lehrern auch weiterhin übersteigen. Die beiden Mittelschullehrerinnen Sabine Binder und Karin Rulka der Regierung von Oberbayern begegnen diesem Problem nun auf ungewöhnliche Weise: Auf Instagram berichten sie seit einigen Monaten vom Alltag an der Mittelschule. So wollen sie das Image der Schulart aufbessern und junge Menschen für eine Laufbahn als Lehrkraft in der Mittelschule begeistern.
„Abiturientinnen und Abiturienten entscheiden sich häufig nach ihrem Abschluss für ein Lehramtsstudium einer Schulart, die sie aus eigener Erfahrung kennen, also Gymnasium oder Grundschule. Die Mittelschule kommt deshalb oft gar nicht als Arbeitsfeld ins Blickfeld,“ erklären Sabine Binder und Karin Rulka, die beide an einer Mittelschule in München unterrichten.
Die Schulart sei in der Öffentlichkeit zu Unrecht kaum sichtbar, häufig eher negativ besetzt und viele Abgänger anderer Schularten könnten sich schlecht vorstellen, wie die Mittelschule funktioniere, so die beiden Lehrerinnen.
Um das zu ändern, haben sie im letzten Jahr den Entschluss gefasst, die Mittelschule auf Social Media zu zeigen.
Schnell fiel die Entscheidung auf Instagram, wo sie ihre Hauptzielgruppe der 17- bis 25-Jährigen am besten erreichen und seit November den Kanal whatthef_ture betreiben.
Unter dem Motto „Mit Karin und Sabine in die Mittelschule“ geben sie zahlreiche Einblicke in die Schulart, vom Alltag der Lehrkräfte bis hin zu kurzen Interviews mit Schülerinnen und Schülern. In ihren Posts liefern sie auch Informationen rund um die Schulart, widerlegen Vorurteile und geben zahlreiche Tipps, wie man Mittelschullehrkraft werden kann.
Denn dass das nicht zwangsläufig auf dem direkten Weg passieren muss, wissen die beiden Lehrerinnen selbst nur zu gut. Während Karin Rulka sich nach dem Abitur schnell für das Lehramtsstudium Mittelschule entschied, hat Sabine Binder erst eine Ausbildung absolviert und anschließend ihr Abitur nachgeholt, bevor sie Mittelschullehramt studierte.
Beide reizte, wie abwechslungsreich der Beruf ist – eine Besonderheit, die man verstehen und mögen muss, wie Sabine Binder betont: „Als Lehrkraft an der Mittelschule unterrichtet man nicht nur, sondern ist auch Vertrauensperson, hilft bei der Berufsfindung und ist noch mehr als bei anderen Schularten auch an der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen beteiligt.“
Genau diese Vielseitigkeit präsentieren die beiden Lehrerinnen auf dem Kanal, indem sie auch verschiedene Lehrkräfte und deren Wege ins Mittelschullehramt vorstellen. Immer authentisch, manchmal mit einem zwinkernden Auge und in kurzen Formaten, die bei der Zielgruppe gut ankommen und auf den Beruf aufmerksam machen.
Das erste Fazit nach rund drei Monaten whatthef_ture ist positiv: Mit ihren Posts erreichen die beiden besonders engagierten Lehrerinnen mittlerweile über 800 Follower regelmäßig und haben bereits mehrere Interessenten im direkten Austausch zum Lehramtsstudium oder die Möglichkeit eines Quereinstiegs ins Lehramt Mittelschule beraten.
„Das tolle Feedback, das uns erreicht, bestätigt uns. Wir freuen uns sehr, dass unser Kanal gut angenommen wird und das Interesse der jungen Menschen da ist,“ erklärt Karin Rulka. Auch in Zukunft wollen die beiden Lehrerinnen Vollgas geben, um die Mittelschule bekannter zu machen, und weiterhin junge Menschen zum Lehramt beraten.
Im laufenden Schuljahr 2021/22 unterrichten 6.700 Lehrkräfte 63.000 Schülerinnen und Schüler an oberbayerischen Mittelschulen.
Die Regierung von Oberbayern ist unter anderem zuständig für die Organisation der Unterrichtsversorgung an Mittelschulen sowie die Einstellung von Mittelschullehrkräften im Regierungsbezirk.
Die Zuweisung der Lehrkräfte erfolgt an Mittelschulen auf Grundlage der Schülerzahlen und unter Berücksichtigung von besonderen pädagogischen Vorhaben, so die Regierung.
Weitere Informationen rund um die Mittelschule gibt es auf der
Internetseite der Regierung von Oberbayern.
Foto: Regierung / whatthef_ture
Dazu sei zu sagen:
Zum einen werden Lehrkräfte an Grund-und Mittelschulen nach wie vor wesentlich schlechter bezahlt als Lehrer an Realschulen oder Gymnasien, obwohl sie deutlich mehr Stunden unterrichten müssen. Warum sollte man sich also dafür entscheiden?
Zum anderen herrscht im Grund- und Mittelschulbereich gerade von Seiten der Regierung von Oberbayern ein Willkürsystem, das von alten feudal und hyperautoritär anmutenden Strukturen geprägt ist. Sehr viele Quereinsteiger und auch viele Referendare brechen diesen Weg deshalb ab. Eine Statistik wird von Seiten der Regierung dazu nicht geführt, um absichtlich intransparent zu bleiben und Ursachen nicht hinterfragen oder Gott behüte etwas ändern zu müssen. Es geht um Aufrechterhaltung eines Systems in dem Kinder oder Schule und Bildung letztlich überhaupt gar keine Rolle spielen. Für einen solchen Arbeitgeber sollte man meiner Ansicht nach gar nicht erst arbeiten wollen.