Der Pandemie-Wochenbericht des Landratsamtes - Mit dem Blick auf die Gemeinden - Dr. Hierl warnt vor dem Herbst
In den Heimen in Stadt und Landkreis kommt es bei Bewohnern und Mitarbeitern weiterhin zu einer hohen Zahl an Erkrankungen, meldet das Landratsamt auch am heutigen Freitagnachmittag in seinem Corona-Wochenbericht. Dabei sei der Anteil der positiv getesteten, vollständig geimpften und größtenteils geboosterten Bewohner sehr hoch.
In der vergangenen Woche waren 41 Alten- und Pflegeheimen betroffen – in 13 Einrichtungen ereigneten sich dabei Ausbrüche. Die Zahl der Todesfälle in den Heimen ist leider wieder höher. Dem Gesundheitsamt wurden acht Personen (vor einer Woche drei) gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht an Corona verstorben sind. Alle waren über 80 Jahre alt. Sieben der verstorbenen Personen waren in einem Heim betreut worden.
Betroffen waren insgesamt 160 Bewohner:
129 Infizierte davon waren zwei- oder dreimal geimpft = 81 Prozent (davon 103 geboostert = 64 Prozent),
12 Betroffene waren nicht geimpft = acht Prozent,
fünf waren unvollständig geimpft.
Acht Heimbewohner mussten ins Krankenhaus gebracht werden – zwei von ihnen sind geboostert, drei sind vollständig geimpft und drei nicht geimpft.
Von 142 infizierten Mitarbeiter waren
88 mindestens zweimal geimpft = 62%, (davon waren 44 geboostert = 31%),
14 waren unvollständig geimpft = 10%,
bei 8 ist der Impfstatus unbekannt und
32 waren nicht geimpft = 23%.
Etwas zurückgegangen ist die Gesamtzahl der offiziell registrierten Corona-Neuinfektionen: Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt 6.910 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet – vergangenen Freitag waren es 7.754.
184 Corona-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt – etwas mehr als vergangene Woche (172).. Hiervon befinden sich 16 Patienten auf einer Intensivstation – doppelt so viele wie letzte Woche (sieben).
Bewertung des Infektionsgeschehens durch Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim:
„In der vierten Woche liegen die dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim täglich neu gemeldeten Fallzahlen über 1.000. Der Höchstwert der Pandemie lag am 9. Februar bei 1.608 Neumeldungen. Insgesamt waren es seit dem letztem Wochenbericht 6.910 Neumeldungen (Vorwoche: 7.754). Die 7-Tage-Inzidenz beträgt in Stadt und Landkreis Rosenheim weiterhin konstant über 2.000 und hat den Höchstwert der 4. Welle anhaltend deutlich überschritten. Allerdings wurde das exponentielle Wachstum der letzten Wochen gebremst und es scheint ein Peak erreicht zu sein.
Konstant liegen sechs von zehn der positiv Getesteten im Altersbereich zwischen 18 und 59 Jahren, über ein Viertel bei Kindern und Jugendlichen. Es herrscht weiterhin ein sehr hohes, diffuses Ausbreitungsgeschehen vor, daneben ereignen sich weiterhin Ausbrüche in Pflege- und Behindertenheimen sowie Kliniken. Auch die Heime sind durch den Ausfall positiv getesteten oder quarantänisierten Personals erheblich belastet.
Die 5. Welle scheint auch in der Region Rosenheim gebrochen zu sein. Die Zeichen der Politik stehen auf Lockerungen. Die vermeintlich milderen Verläufe der Omikron-Variante hinterlassen bei weiten Teilen der Bevölkerung den Eindruck ‚wir haben es geschafft, die Pandemie ist überwunden‘. Das ist leider ein Trugschluss, bei manchen geradezu ein blinder Fleck.
Die Natur ist dem Menschen immer einen Schritt voraus. Genetische Veränderungen durch Virusmutationen oder Rekombinationen mit anderen Varianten sind beim Coronavirus die Normalität und nicht die Ausnahme. Omikron wird nicht die letzte, besorgniserregende Variante sein, spätestens im Herbst werden die Fallzahlen wieder rapide ansteigen.
Das steht ganz klar fest. Die Frage ist vielmehr: Wie werden sich Übertragbarkeit und Pathogenität der nächsten Variante verändern, wie die Immunflucht. Die Wissenschaft hat für die Zukunft verschiedene Szenarien modelliert, von leichten Wellen bis hin zu einem Worst-Case-Szenario. Für alle Modelle gilt: Der einzige Ausweg aus der Pandemie ist eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung.
Nur durch eine breite Bevölkerungsimmunität aufgrund Impfung kann die Wucht zukünftiger Wellen abgefedert und der Ausstieg aus dem Kreislauf der Wellen eingeleitet werden.
Besonders für Personen, die den mRNA- oder Vektor-Impfstoffen eher kritisch gegenüber stehen, weil es sich hierbei um neuere Formen der Impfstoffentwicklung handelt, könnte der Impfstoff der Firma Novavax, einem klassischen proteinbasierten Tot-Impfstoff, eine echte Alternative darstellen.“