Wasserburger Selbsthilfegruppe auf gute Ideen angewiesen

Nachdem im „Betreuten Wohnen“ im Greinhof auf Grund der Pandemie seit zwei Jahren keine Zusammenkünfte im Rahmen eines Kaffeeklatsch möglich waren, hat das Ehepaar Anita und Manfred Förtsch gemeinsam mit F. Böhnlein eine private Feier organisiert, zu der 18 Senioren und Behinderte kamen. Auch Tobias Haller (Foto) war dabei, der vor zwei Jahren ebenfalls noch Mitbewohner im „Betreuten Wohnen“ Greinhof war und zwischenzeitlich auf Grund einer Vollpflege im Caritas-Altenheim untergebracht ist. Zusammen mit seiner Mutter kam er mit seinem Elektrorollstuhl vom Unteren Burgerfeld in den Greinhof, um ebenfalls an der Feier teilhaben zu können.

Nach zwei Stunden war die Feier beendet und Tobias wollte sich auf den Weg zurück ins Caritas-Altenheim machen. Jedoch ein Starkregen verhinderte dies, sodass seine Mutter  bei drei verschiedenen Fahrdiensten versuchte, ein Fahrzeug für einen Rollstuhltransport zu bekommen. Dies war leider in zwei Fällen gar nicht möglich, beim dritten Fahrdienst wäre mindestens eine Wartezeit von eineinhalb Stunden zu erwarten gewesen.

Aus diesem Grund hatten die Senioren die hervorragende Idee, Tobias mittel mehrerer Müllsäcke einzupacken, damit er einigermaßen trocken ins Altenheim kommt. Manfred Förtsch begleitete Tobias auf dem etwa zwei Kilometer langen Fußweg und beide hatten Glück. Der Starkregen hörte bald auf und durch die Folien der Müllsäcke war Tobias weitgehend gegen den leichten Nieselregen geschützt.

„Leider ist dies bei Rollstuhlfahrern ein großes Problem in Wasserburg. Zum Beispiel verfügt Rosenheim über einen Taxidienst der auch Behinderte im Elektrorollstuhl befördern kann. In Wasserburg ist dies nicht möglich, da so ein Taxidienst nicht vorhanden ist. Hier kann man nur mit Fahrdiensten Transporte vereinbaren, die in der Regel schon Tage im Voraus bestellt werden müssen. Ein echtes Manko, wenn man bedenkt dass wir eine Stadt haben mit vielen Behinderteneinrichtungen. Fahrzeuge sind genügend da, jedoch nicht für den Personenkreis, die entweder zu Hause oder in einer Behinderteneinrichtung untergebracht sind, die nicht über geeignete Fahrzeuge verfügt“, sagt Förtsch.

Nachdem Anita und Manfred Förtsch mit zwei anderen Ehrenamtlichen eine Selbsthilfegruppe für Multiple Sklerose erkrankte betreuen, sind sie sehr oft mit diesem Problem konfrontiert. „Es ist zwar schön dass durch unsere Beantragung die Stadt Wasserburg seit sieben Jahren ein Sozialmobil hat, jedoch können wir damit keine Personen befördern, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Dadurch ist es auch nicht möglich, mit den Schwerstbetroffenen spontane Ausflüge zu veranstalten.
Wir planen seit letztem Jahr mit unserer Selbsthilfegruppe auch einen mehrtägigen Aufenthalt mit Tobias in Italien, jedoch ist die nur möglich mit der Miete eines geeigneten Fahrzeuges aus München, da hier im Raum keines verfügbar ist“, so Förtsch. Die Kosten hierfür seien sehr hoch und zusätzlich zu den Aufwendungen einer Pflegkraft und den Hotelkosten für die Gruppe kaum finanzierbar.

Förtsch: „Es hilft hier kein Jammern, die Rollstuhlfahrer und wir müssen müssen diese Situation leider so hinnehmen – es sein denn, es hat jemand eine Idee, wie man hier etwas verbessern könnte.“