Fischerei, Naturschutz und Wasserwirtschaft ziehen an einem Strang

Mit dem Rückbau der Wehranlage in der Murn bei Weichselbaum (zwischen Griesstätt und Schonstett) im Jahr 2019 durch das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim ist der kleine Fluss nun über 21 Kilometer freifließend und für Fische und andere Wasserlebewesen durchwanderbar. Zusätzlich wurde ein Altarm geschaffen, in dem Jungfische Nahrung und Schutz bei Hochwasser finden können. Selten gewordene Fischarten wie die Nase haben jetzt wieder einen viel größeren Lebensraum zur Verfügung. In diesem Gewässerabschnitt der Murn konnten bei regelmäßigen Befischungen durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) allerdings nur noch wenige Exemplare dieser Art nachgewiesen werden.

 

Um das Überleben des Bestands zu sichern, brachten Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Umwelt, unter tatkräftiger Unterstützung des örtlichen Fischereivereins aus Wasserburg, an zwei Terminen bis Ende Mai fast 18.000 junge Nasen aus. Diese Nasen wurden zuvor in der Teichanlage der LfU-Dienststelle Wielenbach gezüchtet. Die dazu verwendeten heimischen Laichtiere stammten aus dem Inn-Einzugsgebiet. Dominik Bernolle vom LfU hofft, dass dadurch der Nasenbestand dauerhaft auf stabilere Beine gestellt und ein Beitrag zum guten Zustand der Murn geleistet werden kann. Die Wasserrahmenrichtlinie fordert europaweit für Flüsse, Bäche und Seen den guten Zustand, der in der Murn für die Fische jedoch noch knapp verfehlt wird. „Diese Maßnahme dient aber nicht nur der Stützung des Nasenbestands in der Murn, sondern stellt auch eine wichtige Maßnahme zum Erhalt der Bachmuschel, einer vom Aussterben bedrohten Flussmuschelart, dar“, so Katharina Amelung, die an der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim das BayernNetzNatur-Projekt „Bachmuschel in der Murn“ betreut.

 

Die Nase wanderte früher zum Laichen in heute nicht mehr vorstellbaren Massen aus dem Inn in die Seitengewässer ein, was heute in vielen Fällen wegen Wanderhindernissen im Unterlauf nicht mehr möglich ist – so auch in der Murn. Sie ist ein wichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel. Der Bachmuschelnachwuchs wird als Larve von Jungfischen mit dem Wasser aufgenommen und heftet sich in den Kiemen fest. Dort ernährt sie sich parasitisch und wächst zur Jungmuschel heran, die nach mehreren Wochen abfällt und ihr weiteres Leben im Gewässerbett verbringt. Es ist schon ein glücklicher Zufall, wenn eine Bachmuschellarve einen Wirtsfisch findet, an dem sie sich festklammern kann. Hier wurde dem Zufall auf die Sprünge geholfen. Im Rahmen des Projektes, koordiniert vom Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner aus Wasserburg, gelang es, Bachmuscheln zu vermehren. Mit den Bachmuschellarven wurde ein Teil der von den Teichwirten des LfU vermehrten jungen Nasen infiziert, die die Bachmuscheln jetzt in der Murn verbreiten können.

 

Der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, Dr. Tobias Hafner, freut sich über die gelungene Zusammenarbeit der drei Umweltbehörden und der örtlichen Fischerei: „Hoffentlich gibt es zukünftig häufiger solche vorbildlichen, erfolgversprechenden Projekte, bei denen Wasserwirtschaft, Naturschutz und Fischerei an einem Strang ziehen, um unsere Gewässer als Lebensraum für unsere heimischen Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu verbessern.“