IHK-Konjunkturumfrage: Verunsicherung lässt Stimmung in Wirtschaft abstürzen
Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs, die Null-Covid-Strategie Chinas sowie Lieferengpässe und steigende Preise sorgen bei den Unternehmen in Südostoberbayern für einen deutlichen Stimmungseinbruch. Der IHK-Konjunkturindex für die Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf, Traunstein sowie Stadt und Landkreis Rosenheim fällt von 124 auf 110 Punkte. Er verzeichnet damit den stärksten Rückgang seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020.
Noch sind die Betriebe weitgehend zufrieden mit ihren Geschäften, sie blicken aber aufgrund massiver Unsicherheit skeptisch auf die kommenden Monate. Mit ihrer Geschäftslage, die als eine Komponente in die Berechnung des Konjunkturindexes einfließt, sind die Unternehmen sogar etwas zufriedener als noch zum Jahresbeginn: 48 Prozent bewerten ihre Geschäfte als gut und nur 13 Prozent als schlecht. Die weggefallenen Corona-Einschränkungen haben vor allem Tourismus, Handel und Teilen der Dienstleistungsbranche Auftrieb gegeben.
Wie in Bayern insgesamt werden die Betriebe aber massiv durch steigende Preise und Knappheit bei Rohstoffen und Materialien belastet. Vier von fünf Unternehmen melden starke Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Waren, drei von vier Material- und Rohstoffknappheit sowie zwei von drei Lieferschwierigkeiten. All diese Belastungen trüben auch die Aussichten der Betriebe. Die Geschäftserwartungen, die zweite Komponente der Indexberechnung, brechen deutlich ein: Weniger als jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einer Belebung seiner Geschäfte, mehr als jedes vierte mit einer Verschlechterung. Geschäftsrisiken sehen die Betriebe vor allem in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen. Mit einem Anteil von 80 Prozent der Nennungen erreicht der Wert einen nie dagewesenen Höchststand.
Ferner sehen auch 66 Prozent im Fachkräftemangel sowie 49 Prozent in den Personalkosten ein Risiko für ihre Geschäftsentwicklung. Die vielfältigen Unsicherheitsfaktoren sorgen auch für eine deutlich verlangsamte Investitionsdynamik. Knapp jedes vierte Unternehmen möchte seine Investitionen ausbauen, jedes fünfte zurückfahren. Ein abrupter Investitionsstopp zeichnet sich aber nicht ab.
Auch beim Stellenaufbau gehen die Unternehmen etwas zurückhaltender vor: 20 Prozent wollen neues Personal einstellen, 14 Prozent hingegen Stellen streichen.
Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim, sieht die Politik vor großen Herausforderungen. „Es muss alles dafür getan werden, die Versorgungssicherheit und damit Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft zu erhalten. Gleichzeitig müssen wir zwingend die Abhängigkeit von Russland bei
Energie und Rohstoffen reduzieren. Dafür brauchen wir einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien.“
Bensegger mahnt gleichzeitig: „Das darf aber nicht bedeuten, dass diese Maßnahmen weitere Energie-Preisschübe auslösen, dann stünden die Alarmzeichen für unseren Wirtschaftsstandort auf Rot.“ Bensegger fordert deshalb gezielte Entlastungen für Unternehmen, die besonders unter den hohen Energiepreisen leiden. Außerdem müsse die Politik die Wirtschaft mehr bei der Diversifizierung ihrer Beschaffungsmärkte unterstützen. Dafür brauche es neue Freihandelsabkommen, unter anderem mit Lateinamerika, Indien, Australien und Neuseeland.
Eine klare Absage erteilt der Vorsitzende allen zusätzlichen bürokratischen Belastungen der Wirtschaft. Die Befragung der Unternehmen in Stadt und Landkreis Rosenheim sowie in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein für den IHK-Konjunkturbericht Region Südostoberbayern fand im April 2022 statt.
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