So hilft die Realschule Haag den Mitschülern
Die Nachricht macht betroffen und zeigt jetzt, wie wichtig situative Vorbereitung ist. Nach dem tragischen Unfalltod der beliebten Realschülerin aus Haag (wir berichteten) steht die Schulfamilie allen Schülerinnen und Schülern sowie den Familien intensiv zur Seite.
Schulleiter Hermann Huber erklärt im Gespräch mit der Redaktion, dass sofort ein Konzept zur Trauerbegleitung greife. „Wir haben hier an der Realschule Haag ein sehr gut funktionierendes Krisenteam, das alles daran setzt, den Schülern beizustehen“, so Huber. „Sowohl die Schulpsychologin, aber auch viele weitere Kräfte fangen die Trauer der Schülerinnen und Schüler behutsam auf und sind EINFACH DA“, erläutert der Schulleiter weiter.
Ganz egal, ob Klassen, die sich gerade auf Abschlussfahrt befinden, oder diejenigen, die Unterricht haben, jede Klasse wurde über den tragischen Tod der Mitschülerin informiert und die einzelnen Möglichkeiten der Betreuung und Hilfe aufgezeigt. „Schüler und Lehrkräfte sind zu keiner Minute alleine, es ist wichtig, dass wir als Schulfamilie immer bereit sind, um zu unterstützen“.
Tag und Nacht seien die Krisennummern an der Schule erreichbar. Doch auch die bundesweit bekannten Kummernummern für Kinder und Eltern oder kirchliche Stellen aus der Region seien eine Möglichkeit, sich Unterstützung zu holen.
„Wir haben am Vormittag alle Eltern informiert und auch die Hilfe-Nummern aufgeführt“, betont Hermann Huber. Nicht nur die betroffene Klasse müsse diese schlimme Nachricht verarbeiten, die gesamte Schulfamilie der Realschule Haag trauere, so Huber weiter. „Jeder und jede auf seine eigene Weise“. Deshalb war es ihm ein besonderes Anliegen, die sensible Info und Hilfestellung hinauszusenden.
So trauert die Schule um die Schülerin
Die 16-jährige Sabrina war in der 10. Klasse. Nach den Ferien hätten auch für sie die Abschlussprüfungen begonnen. In der kleinen Kapelle, die es im Schulgebäude gibt, ist ein Bild von Sabrina aufgestellt. Die Kapelle ist nun der Trauerraum. „Es ist ein Rückzugsort. Das ist ganz wichtig. Hier kann jeder zum Trauern vorbei kommen. Wir haben ein Kondolenzbuch und auch eine Wand vorbereitet, auf die jeder, der das möchte, Gedanken notieren kann“, erzählt der Schulleiter.
Er wirkt gefasst und doch auch stark betroffen. Froh scheint er über das vorhandene Krisenkonzept zu sein. „Wir hoffen immer, dass es nie gebraucht wird und sind jetzt aber genau deshalb, weil es das gibt, sehr gut auf diese traurige Situation vorbereitet“. Jetzt heiße es: Noch enger als Schulfamilie zusammenrücken, als das sowieso in Haag bewährt funktioniere, zeigt sich Huber überzeugt.
Großer Zusammenhalt
„Der Elternbeirat und weitere Eltern bringen sich in die Trauerbegleitung mit ein, der Zusammenhalt ist groß“. An der Realschule gibt es auch sogenannte Trauerboxen mit Kerzen und Mandalas, um hier diese Trauer zulassen zu können und sich Zeit geben zu können. „Es ist uns wichtig, dass jeder die Möglichkeit erhält, sich quasi verabschieden zu können, auch für die nächsten zwei verbleibenden Schultage ist eine ständige Besetzung des Krisenteams gegeben. Jeder und jede darf sich vertrauensvoll an uns wenden. Wir helfen und fangen auf, wann immer es möglich ist“, wendet sich Hermann Huber an die gesamte Schulfamilie.
Das Traurigsein zulassen
Jederzeit sei es möglich, den Unterricht zu verlassen und in die Kapelle zu gehen. „Ein Krisenteam ist hier immer vor Ort installiert, um zu unterstützen, wenn jemand diese Hilfe möchte. Im Moment ist nichts wichtiger, als das Auffangen und die emotionale Hilfe für alle unsere Schülerinnen und Schüler und auch für die Familien“, heißt es vom Schulleiter im Gespräch mit der Redaktion.
Den Eltern von Sabrina habe er bereits persönlich sein tiefes Beileid ausgesprochen, es sei ein so schlimmer Verlust, jeder, der selbst Kinder hat, verstehe diesen Schmerz und möchte es nie erleben müssen, das eigene Kind zu verlieren.
Wie geht es jetzt weiter?
Nach den Pfingstferien starten die Abschlussprüfungen für die Realschüler. Auch in Haag und auch für die Mitschülerinnen und Mitschüler von Sabrina. Am heutigen Mittwoch, dem Tag der traurigen Nachricht, wurde an der Realschule Haag eine Schulaufgabe abgesagt. „Es ist für uns heute wichtiger, die Schülerinnen und Schüler emotional zu stabilisieren als eine Formalie durchzupeitschen. Da sind wir weit weg davon“, betont Huber und bringt es auf den Punkt, wie unerlässlich es ist, dass Schule ein Ort der Begegnung und des Miteinanders ist. „Es ist ein unglaublich wertvoller Mensch verstorben, wir werden sie in sehr guter Erinnerung behalten“, schließt Huber das Gespräch. Für ihn sei es selbstverständlich, hier einen großen Einsatz zu betreiben, um die gesamte Schulgemeinschaft aufzufangen.