Skater-Verein „Movinn Forward" auf der Suche nach Dialog und einem Kompromiss

Es ist schwülwarm und dicke Regentropfen fallen schwer auf die Schirme vor der Schranne am Marienplatz in Wasserburg. Ein bisschen missmutig blicken sie drein an diesem Mittwochmorgen. Man merkt ihnen an, dass sie sich das, über was sie gleich mit der Wasserburger Stimme sprechen werden, anders vorgestellt haben. Sophia Clemente und Christian Wiesbeck sind vom Vorstand des Vereins „Movinn Forward“.

Der hat sich auf die Fahnen geschrieben, in Wasserburg was ins Rollen zu bringen. Für Skater soll ein neues Areal am Badria eine alternative Freizeitgestaltung und eine Möglichkeit zum kulturellen Austausch schaffen (wir berichteten). Weil sich das Projekt trotz städtischer Unterstützung scheinbar unendlich in die Länge zieht (wohl auch wegen Corona), hat man in gutem Glauben und mit viel ehrenamtlichem Engagement eine provisorische, kleine Skate-Anlage unter der Rampe in der Altstadt errichtet – doch da gab’s schnell Proteste von den Anwohnern.

Denen war der Lärm zu viel. Das eine Projekt (Badria) stockt, das andere steht in der Kritik (Altstadt) – da kann man an einem regnerischen Mittwoch schon mal ein bisschen missmutig dreinschauen.

„Unser Projekt am Badria soll sich an alle Interessierten im Kultur und Sportbereich richten. Wir wollen in Zukunft kulturelle Kurse und kleine Events am neuen Skatepark-Areal veranstalten. Außerdem wollen wir für Skateboard-Anfänger Kurse und Trainingsmöglichkeiten anbieten“, sagt Christian Wiesbeck, Vorstand des Vereins. Allerdings: „Die ersten Planungen haben wir vor drei Jahren aufgenommen. Der Stadtrat hat vergangenen Herbst grünes Licht gegeben. Die Finanzierung steht eigentlich, aber jetzt geht nichts mehr vorwärts.“ Die Stadt sei mit der Ausschreibung des Bauprojekts am Zug. „Da hakt es grad offenbar.“

So soll die neue Anlage am Badria mal aussehen.

Bei der Mini-Rampe am Altstadtbahnhof nochmal nachgebessert

Damit die immerhin 70 Vereinsmitglieder die lange Zeit bis zur Fertigstellung des Badria-Projekts überbrücken können, baute man in viel Eigenleistung und mit der Hilfe von Huber&Sohn aus Bachmehring und zwei Lehrlingen der Firma eine Mini-Pampe unter der Abfahrtsbrücke der Münchner Straße am Altstadtbahnhof – selbstverständlich von der Stadt genehmigt. Doch schon nach kurzem Betrieb gab’s massiven Widerstand von den Anwohnern (wir berichteten). Denen war der Lärm, der an der Rampe durch das Skaten entstand, zu groß. „Es ist ein bisschen schade, dass  man uns da nicht die Chance gegeben hat, alles so einzurichten, wie es eigentlich geplant war. Wir sind halt Ehrenamtliche, die das in ihrer Freizeit machen. Und deshalb mussten wir Schritt für Schritt vorgehen“, so Sophia Clemente, beim „Movinn Forward“ für Kultur und Veranstaltungen zuständig. Mittlerweile sei man baulich schon viel weiter, habe zusätzliche Schallschutzmaßnahmen ergriffen.

 

Die Mini-Rampe vor dem Bau des Schallschutzes.

Als die Kritik der Anwohner („… die wir durchaus verstehen können“, so Wiesbeck und Clemente) laut wurde, habe man zusammen mit der Stadt umgehend nach einem anderen Standort für die Mini-Rampe gesucht. Dabei sei man auf das Areal am alten Umspannwerk an der Priener Straße gestoßen. Allerdings: „Auch da gibt’s im Vorfeld schon Beschwerden von Anliegern“, so Clemente. „Und wir haben dann einfach kein Dach über dem Kopf. Unter der Rampe in der Altstadt, das ist prima“, sagt Wiesbeck. Am alten Umspannwerk müsse entweder eine sündteure, vom TÜV abgenommene Dachkonstruktion errichtet werden, oder man könne die Anlage bei Regen nicht nutzen. Zudem sei die Holzkonstruktion dann ungeschützt der Witterung ausgesetzt. „Eine Plane hilft da nichts, dann haben wir drunter das Problem mit der Feuchtigkeit.“

Und warum nicht gleich auf dem Areal am Badria, das für den Skate-Park geplant ist? „Ganz einfach“, sagt Wiesbeck, „weil man uns alles, was da oben jetzt errichtet wird, als vorzeitigen Baubeginn ankreiden könnte, was nicht erlaubt ist. Dann verlieren wir Zuschüsse. Das Projekt ist dann gestorben.“

 

Der Vereins-Vorstand weiter: „Im Augenblick hängen wir mit der Mini-Rampe echt in der Luft. Noch haben wir die Genehmigung von der Stadt zum Betrieb unter der Rampe. Das Umspannwerk macht eigentlich keinen Sinn und Badria geht nicht.“ Man hoffe jetzt auf einen Dialog mit den Anwohnern an der Rampe. „Vielleicht ist das durch unsere neuen baulichen Maßnahmen schon etwas entspannter. Wir sind für weitere Kritik, Ideen, Vorschläge und Wünsche offen und freuen uns auf einen Dialog“, sagt Clemente. „Wir würden uns freuen, wenn wir mit unserem Projekt nicht an den Rand der Stadt gedrängt würden. Unsere Mitglieder sind alles junge Menschen, die gerne ihrer Leidenschaft nachgehen würden und sich dafür auch an alle Regeln halten. Die Mini-Rampe könnte beispielsweise – wenn das gewünscht wird – auch nach einem Zeitplan genutzt werden. Und nur von Vereinsmitglieder und nach klaren Vorgaben. Immerhin ist das Projekt ja auch zeitlich begrenzt.“ Aktuell würden sich die Vereinsmitglieder nach der öffentlichen Kritik kaum nach auf die Rampe trauen. „Vielleicht finden wir ja noch einen Kompromiss.“

HC

Kritik, Ideen, Vorschläge und Wünsche direkt an:

info@movinn-forward.de

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