Virus mit „ungewöhnlichem Verhalten": In Deutschland steigt die Fallzahl nun heute auf 874 - Impfkampagne startet in Berlin
Bis vor nur einem Monat und zehn Tagen gab es in Deutschland bislang noch nie einen einzigen Fall von Affenpocken. Genauer gesagt bis zum 19. Mai. Die Affenpocken haben sich in der Fallzahl in ganz Deutschland nun aber wiederum weiter gesteigert – von 263 Fälle vor zwei Wochen auf 521 Fälle vor einer Woche auf nun 874 Fälle am heutigen Mittwoch. So meldet es das RKI, wenn man recherchiert. Das bislang nur aus Afrika bekannte Virus zeige ein neues, „ungewöhnliches Verhalten“, so die WHO.
Die meisten Fälle werden gegenwärtig in Berlin registriert. Am Montag waren es dort bereits 557 infizierte Personen. 30 von ihnen liegen im Krankenhaus. Aus dem Berliner Gesundheitsamt hieß es gestern, dass es sich bei dem Affenpocken-Virus keinesfalls um eine harmlose Krankheit handele. Es sei eine sehr schmerzhafte Erkrankung und keineswegs eine, die man mal so eben in Kauf nehme … Zudem könnten schwere Verläufe auch durch Sekundärinfektionen zustande kommen.
Die Situation in Bayern zum heutigen Tag:
Waren es vor vier Wochen sechs Infizierte und vorige Woche 27 – so werden heute 45 Fälle gemeldet im Freistaat, laut Recherche von uns beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit.
Infizierte müssen DREI Wochen in Quarantäne, heißt es.
In Berlin sollen in Kürze nun erstmals Impfungen gegen das Affenpocken-Virus starten. Ziel sei es, in der kommenden Woche damit zu beginnen, so die Minister-Aussage gestern nach einer Senatssitzung. Es zähle nun jeder Tag – wenn man sehe, dass sich täglich 30 bis 50 mehr Menschen aktuell in Berlin infizieren – da sei es wichtig, möglichst schnell handeln zu können.
Minister Lauterbach hatte eigentlich den Impfstoff für den 15. Juni angekündigt gehabt.
In einem ersten Schritt als Schutzmaßnahme in Deutschland stehe dazu nun der Impfstoff Jynneos der Firma Bavarian Nordic zur Verfügung, der sogenanntes Modifiziertes Vaccinia Virus Ankara enthalte. Bundesweit gäbe es davon 40.000 Dosen. Berlin habe davon rund 8.000 Stück jetzt erhalten.
Ab der zweiten Julihälfte solle dann der Impfstoff Imvanex der Firma Bavarian Nordic, der ebenfalls Modifiziertes Vaccinia Virus Ankara enthält, in einer Stückzahl von 200.000 in Deutschland geliefert werden. Der Wirkstoff der beiden Mittel sei identisch.
Berlin werde sich an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Impfung orientieren. Die sehe vor, dass Personen ab 18 Jahren zur Postexpositions-Prophylaxe, also NACH einem engen Kontakt mit einer infizierten Person, die Impfung erhalten sollen. Das solle im besten Fall so früh wie möglich und in einem Zeitraum von allerhöchstens 14 Tagen nach dem Kontakt geschehen.
Außerdem sollten sogenannte Indikations-Impfungen bei Menschen vorab verabreicht werden, die ein erhöhtes Infektionsrisiko aufweisen würden.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolge laut bayerischer Behörde über
einen direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder
mit dem Bläscheninhalt sowie aber offenbar auch über
einen INDIREKTEN Kontakt mit dem Bläscheninhalt – beispielsweise durch kontaminierte Kleidung oder Bettwäsche,
schreibt das Bayerische Landesamt für Gesundheit aktuell auf seiner Homepage.
Erkrankte Personen seien auch über engen Kontakt durch Atemsekrete und während des Vorhandenseins des Hautausschlags ansteckend.
Die Inkubationszeit für Affenpocken betrage zwischen sieben und 21 Tagen.
Die Erkrankung beginne – nach aktuellem Stand – mit Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollenen Lymphknoten.
Einige Tage nach dem Fieber entwickele sich ein Hautausschlag mit aufeinanderfolgenden Stadien aus Bläschen und Pusteln, die letztlich verkrusten und abfallen. Sie könnten Narben hinterlassen.
Die Hautausschläge würden häufig im Gesicht beginnen, sich dann auf andere Körperteile ausbreiten.
Quellen: LGL / BR