Die Wassernixen der ladinischen Mythologie verzauberten die Farben und die Welt: Tosender Applaus für GANES und ihr Konzert in Ramsau

A Jodler zum Abschied (Foto) – und ein Abend zum Dahinschmelzen! Zu einem Erlebnis wurde das schöne Konzert mit den drei Damen von GANES bei Fichters im Grünen in Ramsau – nein, bei Fichters im Blauen.

Denn das Wasser spielte die Hauptrolle – das „blaue Gold“ (so heißt auch ihr neues Album) war von allen Seiten spürbar. Durch die Lieder auf der Bühne von vorne – „Wasser marsch“ hieß es zur gleichen Zeit von der Seite bei einer parallel stattfindenden Übung der Ramsauer Feuerwehr – und letztendlich kam es auch noch von oben: Erst leicht tröpfelnd, dann genau zur Zugabe als g’scheider Regen eher schüttend … Das Wasser, die klare Essenz des Lebens. Eine Traumreise mit GANES, die das zahlreich gekommene Publikum verzauberten.

Fotos: Renate Drax

Wie hätte es auch anders sein können: Das Wort GANES bezeichnet Wassernixen – und zwar in der ladinischen Mythologie aus Südtirol. Nach diesen Nixen hat sich die Band benannt. Die musikalischen Multitalent-Schwestern Marlene (rechts im Bild an der Violine) und Elisabeth Schuen (links) stammen aus La Val, einem kleinen Ort in den südtirolerischen Dolomiten und sie singen auf Ladinisch, ihrer Muttersprache.

Mitgebracht hatten sie zum Fichters in Ramsau ihr sechstes Album und ihre Mitmusikerin Natalie Plöger (Foto unten – Kontrabass und Gesang) sowie einen Background-Musiker.

„Or brüm – blaues Gold“: Die Arrangements des Trios sind federleicht und wunderschön, die Stimmen der drei Musikerinnen ergänzen sich perfekt. Gesungen wird nahezu ausschließlich auf Ladinisch – das man als Zuhörer mit dem Herzen versteht.

La Val ist ein verwunschenes Dorf in den Südtiroler Dolomiten und die Geburtsstätte des Gründer-Trios Ganes: Fernab von flirrenden Metropolen hatten die Schwestern Marlene und Elisabeth Schuen zusammen mit ihrer Cousine Maria Moling das Trio GANES gegründet – aus einem Background-Chor von Hubert von Goisern heraus – um musikalische Welten zu entdecken und sich fantastischen Geschichten zu widmen. Das war so um 2009.

Ladinisch, so sollte die Sprache ihrer Musik sein – wie die Sprache ihrer Herzen. Eine Sprache, die von gerade mal knapp 30.000 Menschen gesprochen wird auf der Welt.

Seit 2018 bereichert nun die Ostfriesin Natalie Plöger die Band, nachdem Maria Moling GANES verlassen hat. Die Sprache aber ist Ladinisch geblieben. Das sei ein authentisches Merkmal ihrer Musik und ein besonderes Klangelement, erzählt Marlene Schuen in Ramsau. Und lobt ihre neue ‚Cousine‘ Natalie, die das Ladinische einfach perfekt gelernt habe.

In einer für viele unverständlichen Sprache zu singen, könne auch der Aufbruch in eine unbekannte Welt sein. Mit ihrem Or Brüm-Album fehlen sie nicht – die immer wieder so sphärisch-märchenhaften Klänge.

Die thematische Bandbreite ihrer Songs wird geradezu facettenreich umgesetzt. Sie reicht von einer an Plastik erstickenden Schildkröte, über die Irrfahrt Odysseus, als die Sirenen ihn mit ihrem Gesang verführen wollen, bis hin zu einem kleinen Lied über eine Flaschenpost, die einen Liebesbrief mit sich trägt. Dabei trifft mehrstimmiger Harmonie-Gesang auf Gitarre, Geige und Kontrabass sowie Hackbrett und hin und wieder auch auf elektronische Beats. Tosender Applaus des Publikums als Lohn.

Verzaubernd war dieser Abend. Und so federleicht und mitten im Grünen beim Fichters. Nein, im Blauen …

 

Fichters Chef – Christian Wimmer – freute sich über die so erfolgreichen beiden Kultur-Wochen …