Eklatanter Lehrermangel in ganz Bayern: Die Grund- und Mittelschulen müssen nun schnell Lösungen finden - Wird Unterricht ab September einfach gestrichen?
Für die Grund- und Mittelschulen in Bayern war es die Hiobsbotschaft zum Ferienbeginn: Der Lehrermangel werde sich so zuspitzen, dass an der Streichung von Unterrichtsangeboten wohl kein Weg mehr vorbeiführe im kommenden Schuljahr. Die Schulen seien somit im Freistaat im Ferien-Krisenmodus, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Während für die bayerischen Schüler und die meisten Lehrkräfte vor wenigen Tagen die großen Ferien begonnen haben, haben die Rektoren der Grund- und Mittelschulen im Freistaat noch viel zu tun. Sie sollen Pläne ausarbeiten, wie sie trotz eines sich dramatisch zuspitzenden Lehrermangels nach den Sommerferien noch ein halbwegs reguläres Unterrichtsangebot auf die Beine stellen. Erst wenige Tage vor dem Ferienbeginn seien die Schulen informiert worden, wie ernst die Lage sei …
Das Kultusministerium hatte vergangene Woche offenbar in einem Brief an die Bezirksregierungen die problematische Situation geschildert.
Die Grund-, Mittel- und Förderschulen sollten nun nur noch das anbieten, ‚was scheinbar unbedingt notwendig ist‘, formuliert es die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann. Es sei viel schlimmer als gedacht … wird sie vom BR zitiert.
Das Ministerium in München machte noch keine konkreten Angaben dazu, wie viele Stellen am Anfang des Schuljahres 2022/23 im September im Vergleich zum vorherigen Schuljahr fehlen werden. Personalplanung und Personalgewinnung liefen aber auf Hochtouren, betonte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).
Letztlich gelingt es in Bayern seit Jahren nicht, ausreichend Personal für die Schulen zu finden. Daher hat die Staatsregierung schon mehrfach versucht, mit Notmaßnahmen die Lücken zu schließen. So muss beispielsweise ein erheblicher Teil der Grundschullehrer seit zwei Jahren pro Woche eine Stunde mehr unterrichten. Die unbezahlte Mehrarbeit soll dann in späteren Jahren ausgeglichen werden – viele Betroffene reagierten trotzdem verärgert.
Auch Teilzeitregelungen wurden für die Pädagogen eingeschränkt. In der Corona-Pandemie wurde die Lage noch dadurch verschärft, dass schwangere Frauen während der kompletten Schwangerschaft nicht mehr ins Klassenzimmer dürfen – aktuell sind dies laut Ministerium etwa 3.000 Lehrerinnen.
Welche Unterrichtsangebote konkret ab September wegfallen müssten, sollen jetzt die örtlichen Schulämter zusammen mit den Schulleitern klären. In dem internen Brief werde dies als ‚regionalspezifische Ausbalancierung von angespannten Personallagen‘ bezeichnet. Das Ministerium spricht offiziell lediglich von einer ’strafferen Einsatzplanung‘ und möglichen ‚punktuellen Einschränkungen bei Wahl- und Neigungsangeboten‘.
Die GEW sieht hingegen aufgrund des Ministeriumsschreibens ein ganzes ‚Streichkonzert‘ auf die Schüler sowie deren Eltern zukommen. In dem Brief werde beispielsweise vorgeschlagen, die Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Kindergärten vorübergehend auszusetzen. Zudem könnten die Deutschkurse für Kinder von Migranten gekürzt werden.
Dabei verweist das Bildungsressort darauf, dass möglicherweise mehr als 30.000 aus der Ukraine geflüchtete Kinder zusätzlich in die Schulen kommen. Sie sollen zunächst in Brückenklassen unterrichtet werden. Die Staatsregierung hofft darauf, dass Bürger deswegen auch Verständnis für unpopuläre Maßnahmen aufbringen: Angesichts der Gesamtsituation und der großen Solidarität, die unsere Gesellschaft mit den aus der Ukraine geflohenen Familien an den Tag lege, erscheine es auch vertretbar, übergangsweise geringfügig größere Klassen in Kauf zu nehmen, heißt es in dem Schreiben.
Quelle: BR
Ich habe im Freundeskreis mehrere Grund- und Mittelschullehrerinnen.
Die jüngsten Berichte beschreiben noch nicht das wahre Ausmaß des kommenden Notstands…
Es werden eklatante Stundenausfälle kommen, das ist sicher.
Nun haben die Kinder 2 Jahre Corona hinter sich und niemand weiß, was im Herbst / Winter noch auf uns zurollt…
Und nun die nächste Misere in den Grund- und Mittelschulen, das ist ein solch unglaubliches Versagen der Bayerischen Regierung, das macht sprachlos…
Der Generation Corona folgt nun die Generation „zu wenig Lehrerinnen und Lehrer!
Jeder normaldenkende Mensch fragt sich, wie kann eine solch große Organisation wie sie die Bayerische Regierung hat, so eklatant versagen…!?
Wir bauen eine komplette Generation auf, die später dadurch viele Probleme mit weiterführenden Schulen und fehlenden Wissen haben wird…
Wer übernimmt Verantwortung von der Bayerischen Regierung: niemand!
Schon mal an eine Politik-Karriere gedacht? Sie scheinen sich ja in allen Themen recht gut auszukennen. So einen bräuchte man dort.
Hinzu kommen eklatante, strukturelle Fehler wie z.B. der deutliche Gehaltsunterschied etwa zwischen Grund- und Mittelschullehrern und den Gymnasiallehrern.
Hier wird bei der Bezahlung der Lehrer schon von staatlicher Seite gewertet und der Lehrermangel an den Grundschulen und Mittelschulen somit bewusst in Kauf genommen!
Das Problem ist das Beamtentum an sich. Die Strukturen verändern sich nicht, weil dort wo es Veränderung bräuchte, die Regierungsrät*issinen auf ihren bequemen, gut dotierten Sesseln hocken, sich immer wieder gezielt, die Leute ins Boot holen, die ihren Kurs weitermittragen und alles im Keim ersticken, das kritisch nachfragt und ihren Posten gefährlich werden könnte. Dort hapert es nun Mal gewaltig. Die haben wirklich von nix eine Ahnung, fühlen sich dem „Pleps“ gegenüber unglaublich überlegen und verstehen ihre Aufgabe stets im Sinne von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen – also Hypo-Bürokratie, Kontrolle und Machtstrukturerhalt auf allen Ebenen forcieren, stetige „Innovation“ durch neue Lehrpläne, Schulbücher, unsinnige Vorgaben etc.
Solange das Schulsystem durch das Beamtentum ausgehebelt wird, kann sich strukturell nie was verbessern. Lasst uns hoffen, dass das System schnell und mit Vollgas gegen die Wand gefahren wird. Je länger es dauert, je öfter es wieder geflickt und zugeschminkt wird desto mehr Schaden ist letztlich zu erwarten.
Vielleicht kann man ja irgendwelche Schilder aufstellen. Hat ja bei der Blockabfertigung durch die Österreicher und den daraus resultierenden Staus auch geholfen.
Das Problem so einfach mit dem Beamtenstatus abzutun ist leider nicht sinnvoll. Überall wo Beamte durch normale Arbeitnehmer ersetzt wurden gibt es mehr Probleme als zuvor. Das Problem mit den Lehrern ist viel älter und geht viel tiefer. Fehlerhaft Anreize ganz bei der Bezahlung der unterschiedlichen Schulen – alle Schulen sind gleich wichtig, dass wurde übersehen. Überbewertung von Studierten – der Studierte hat halt auch kein Haus und kein Wasser und keine Heizung wenn der Handwerker selbiges nicht baut bzw einbaut. Schlechte Ausbildung – die wird sogar von Lehrern sehr bemängelt.
Distanzieren möchte ich mich ausdrücklich von „Politikwechsel jetzt!! Änderungen ja, aber im Rahmen des normalen. Etwas ändern heißt nicht alles über den Haufen zu schmeißen.
Das Problem ist, dass Studenten*innen auf Unis studieren können, solange sie wollen. Ich kenne einige junge Leute die auf Lehramt studieren aber es einfach nicht abschließen. Sie studieren und studieren… Das mit den Unis ist allgemein ein Problem. Prüfungen dürfen scheinbar unendlich oft wiederholt werden. Dann hört man von den Erwachsenen, ach lasst euch Zeit bis 30. Geht’s noch? Viele junge Leute gammeln in den Unis vor sich hin. Wenn die Studienzeit und die Prüfungen so begrenzt werden würde wie es in der FH gehandhabt wird, hätten wir mehr Arbeitskräfte. Dann würden sich vielleicht einige Dauerstudenten/-innen eine Lehre machen und die die studieren dann deutlich vor 30 Jahren in den Beruf einsteigen. Es gibt Ausnahmen, aber leider nicht viele. Meines Erachtens müsste man die Unis umstrukturiert. Studienzeit und Prüfungswiederholungen begrenzen.
Ja es muß sich wirklich etwas ändern. Und Vorsicht ist geboten, da das Thema Bildung gerne von einer rechts außen Partei besetzt wird. Beim genaueren lesen des Parteiprogramms sieht man allerdings sehr schnell, dass Bildung wieder vom Geldbeutel der Eltern bestimmt wird und dazuhin nur noch an Schulen zu haben ist, die von der Wirtschaft gesponsort werden, damit auch nach der jeweiligen Pfeife tanzen. Wenn ich mir dann das Weltbild eines Herrn Elon Musk anschaue möchte ich persönlich damit nichts zu tun haben.
Die Probleme sind doch von der fürsorglichen Bürokratie hausgemacht.
Ich wundere mich schon seit Jahrzehnten, warum es nicht möglich ist, genügend Lehrer im Dienst zu haben.
Kinder werden geboren und nach 6 Jahren gehen sie zur Schule. Ein langer Planungszeitraum. Dass 3000 Lehrerinnen die komplette Schwangerschaft nicht mehr arbeiten DÜRFEN; nicht mehr gerechtfertigt.
Aktuell gehen schon ca 30.000 ukrainische Kinder in bayr. Schulen.
Laut Artikel werden nochmal ca 30.000 erwartet. Unter den Flüchtlingen müssen doch auch Lehrerinnen sein, die unterrichten könnten; natürlich in ihrer Muttersprache. Oder ist schon klar, dass die Flüchtlinge für immer hier bleiben?
Und wenn ich beim Morgen Läufchen am Lehrerparkplatz der Mittelschule vorbei komme, bestärkt das nicht den Eindruck, dass die Bezahlung so schlecht ist.
Wo ist denn dieses „überall“ wo Beamte durch normale Arbeitnehmer ersetzt wurden?
Das Beamtentum unterbindet gerade zu kritisches Nachfragen und meiner Meinung nach auch sinnvolles Mitdenken und Arbeiten. Wie soll man da anderes als das jetzige Resultat erwarten?
Das hat im Übrigen nicht nur was mit der Lehrerebene sondern vor allem mit der Leitung und dem System auf Regierungsebene zu tun.