Fröhliche Premiere im Bauernhausmuseum Amerang
Wie heißt die Preisfrage? Wer oder was bringt Erwachsene dazu, wie ein Kinder im Chor nach dem „Kaaasperl“ zu rufen? Expertinnen und Experten wissen es längst: Das schafft nur Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater. Im Bauernhausmuseum Amerang des Bezirks Oberbayern gastierte erstmals das Stück für Erwachsene. „Erlösung ist kein Trallala oder das Packerl der Pandora.“ Trotz eines kurzzeitigen kräftigen Regenschauers wurde es zum feucht-fröhlichen Vergnügen im Vierseithof.
Foto: Geschützt vor den Regenschauern fand das Kasperltheater auf dem Dreschboden statt.
Da störte es die zahlreichen Besuchenden nicht, dass sie auf dem Dreschboden oder unter Schirmen im Freien saßen. Sie blieben auch sitzen, als das Krokodil Chantal sie zum Verschwinden aufforderte: „Kasperltheater verändert die Gehirnstruktur. Haut also alle ab!“
Vielleicht stimmt das mit der Gehirnstruktur ja doch? Zumindest entdeckte manch einer unter den Zuschauenden möglicherweise sein inneres Kind wieder, verspürte kindliche Fröhlichkeit und Ausgelassenheit und ließ sich auch dazu hinreißen, dem König mit dreifachem „Hurra! Hurra! Hurra!“ zu huldigen.
Für die richtigen musikalischen Töne sorgte Florian Burgmayr.
Kasperlintendant Josef Parzefall und Anton Frank hauchten den Figuren neues Leben ein, sie ließen Kasperl, Seppl und auch den Polizeimeister Wirsing von einem neuen Leben träumen – weit abseits vom Kasperltheater, wie es Buben und Mädchen kennen. So will sich Kasperl beruflich verändern. Wie wäre es als Bestattungsunternehmer?
Die Lösung könnte ein Packerl bringen, das aber nicht bei ihm landet, sondern – ja, bei wem? Es verschwindet, und stattdessen kommt bei der Großmutter ein Erpresserbrief an. Für die Herausgabe des Päckchens wird eine Riesensumme gefordert, die Kasperl und Sepperl erst mal beim König holen wollen. Dieser erwägt auch eine Veränderung. Wie wäre es mit Bundeskanzler oder Präsident? Es kommt bei der Geschichte gar nicht so auf die Handlung an. Vielmehr waren es die Kleinigkeiten, die das Publikum begeisterten.
Wer hat vorher schon gewusst, dass die Gretl nicht immer das brave Mädchen ist, sondern die Oma lieber mit dem Bus in die Schweiz in den „ewigen Frieden“ schicken will? Das Publikum wird geschickt mit einbezogen in die Handlung. So hat Kasperl vor der Aufführung den Parkplatz am Bauernhausmuseum kontrolliert und gesehen, dass viele von den Gästen große Autos fahren. Daher könnten die doch einen finanziellen Beitrag bei der Erpressung leisten. Doch nix da: „Geiziger Sauhaufen. Keiner will zahlen.“
Kasperl ist erst mal enttäuscht – also muss der König herhalten. Manchmal scheint es auch, als würden die Figuren selbstständig spielen, und als hätte der Kasperlintendant seine Hände gar nicht mit ihm Spiel. Denn auch das „Personal“ hinter den Kulissen wird bei einigen Szenen mit eingespannt. Und wenn es nicht so läuft, wie die Figuren es wollen, droht manch einer schon mit Kündigung. Krokodil Chantal etwa, das dann lieber bei „Dahoam is dahoam“ mitspielen will, das Bühnenpersonal nicht sofort den Vorhang schließt.
Natürlich wird nicht verraten, wie die Geschichte ausgeht. Nur so viel: Es gibt eine deftige Überraschung am Ende. Mit einem Augenzwinkern wird es auch gesellschaftskritisch. Ist das „Tri Tra Trallala – der Kasperl, der ist wieder da“ auch zeitgemäß? Müssten nicht der Sepperl, die Gretl, die Großmutter oder der König bei diesem Lied mit integriert werden? Schließlich spielen sie in der Geschichte des Kasperltheaters auch eine große Rolle. Wie der Kasperlintendant diese Frage löst, verraten wir auch nicht.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Kasperl für Erwachsene nach dieser erfolgreichen Premiere bald wieder Halt im Bauernhausmuseum Amerang macht.
Foto: Bauernhausmuseum Amerang
Hinterlassen Sie einen Kommentar