Pfarreien St. Konrad und St. Jakob zur „Stadtkirche Wasserburg“ zusammengefasst

Ziemlich genau auf den Tag ist er nun zwei Jahre der Wasserburger Stadtpfarrer: Bruno Bibinger (40). Am 31. August 2020, mitten in der ersten Phase der Corona-Pandemie, übergab ihm der scheidende Stadtpfarrer Dr. Paul Schinagl die Amtsgeschäfte durch die Überreichung der Schlüssel. Bibinger kam damals aus Tuntenhausen nach Wasserburg und erzählt im Gespräch mit der Wasserburger Stimme, dass er sich in Tuntenhausen wohlgefühlt, sich aber auch auf die neue Aufgabe in Wasserburg gefreut habe.

Wasserburg verbreite überall durch seine vielen historisch-bedeutsamen Bauten viel geschichtliches Vermächtnis – das gefalle ihm, er sei an Geschichte sehr interessiert.

Er sei sehr herzlich empfangen worden von den Wasserburgern, soweit man das in der Pandemie überhaupt möglich beurteilen könne, denn die Gesichter der Menschen seien ja hinter Masken verborgen gewesen. Das habe den Zugang zu ihnen ein wenig erschwert.

Sein Ziel sei von Anfang an gewesen, die Fahne der Hoffnung hochzuhalten, damit die Menschen auch aus kleinen Anlässen große Feste gestalten könnten. Für ihn sei die Frage „Was ist Gott?“ sehr wichtig. Auch die Frage „Was ist Kirche?“ liege ihm sehr am Herzen. In der Pandemie-Zeit sei viel von „social distancing“ die Rede gewesen – hier wird er, kaum spürbar, etwas unwirsch: Soziale Distanz sei ein Unwort, er lehne es ab, es zu verwenden.

Er habe schnell gespürt, dass hier in Wasserburg Kirche ihren festen Platz habe und deshalb man hier gut wirken könne und er meint, dies auch schon ganz gut umgesetzt zu haben.

Es gebe sehr viele Ehrenamtliche, aber auch auf die Mitarbeiter könne er sich immer verlassen und er habe einen aktiven, fleißigen Pfarrgemeinderat. Dass man die Pfarreien St. Konrad und St. Jakob zur „Stadtkirche Wasserburg“ zusammengefasst habe, darauf ist Bruno Bibinger besonders stolz. Man habe gezeigt, dass Vieles möglich sei. Denn es sei ihm besonders wichtig zu zeigen, „dass wir eins sind“.

Auf die aktuellen ‚Schwierigkeiten der katholischen Kirche‘ angesprochen, antwortete Bibinger mit dem Wappenspruch Kardinal Faulhabers: „Vox temporis – vox dei“ (Die Stimme der Zeit ist die Stimme Gottes), was wohl so viel sagen will wie, wir müssen uns den Problemen der Zeit stellen, wenn wir Gott dienen wollen.

Dann meinte er nur, dass die Kirche zu den Wurzeln gehen müsse, „ad fontes“ sozusagen, und ergänzte: „Wir müssen Machtstrukturen abbauen, wenn wir den Menschen dienen wollen“. Denn nur wer dem Menschen diene, diene letztlich Gott. Erleichtert zeigte er sich, dass die Welle der Kirchenaustritte in Wasserburg in der letzten Zeit nicht so stark wie befürchtet gewesen sei, worüber er sehr dankbar sei.

Wichtig sei die Gemeinschaft. Das Berufs- und Freizeitleben habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und da müsse Kirche reagieren, nicht, indem man auf traditionelle Regeln poche, sondern indem man den Menschen gerecht werde.

Das sei zwar anstrengend, aber sehr notwendig. Pfarrer Bibinger stellte auch fest, dass es uns in der Gesellschaft an Glauben fehle. Und Glauben heiße Vertrauen. Das sei die wichtige Zuversicht. Denn fehlendes Vertrauen mache den Menschen fertig. Und diese Vertrauensbotschaft will er in die Gesellschaft tragen, deshalb sei die Jugendarbeit so elementar. Das fange im Kindergarten an, ziehe sich über die Ministranten zu den Kindern für die Erstkommunion hin bis zu den Firmlingen. Hierin sei ein wichtiger Schwerpunkt zu sehen für sein Wirken.

Jeden Freitag 50 bis 60 Jugendliche zum Jugendgebet in der Michaelskapelle

Dass der Kirchenbesuch in Wasserburg recht gut sei, erfülle ihn mit Freude. Er erlebe hier viel Zuspruch. Jeden Freitag Abend träfen sich 50 bis 60 Jugendliche zum Jugendgebet in der Michaelskapelle und würden ihren Glauben leben. Bibinger ist richtig begeistert, wenn er von dem Gebetskreis „Pray and worship“ erzählt. Jeder könne sich hinsetzen oder hinknien, wo er es für richtig halte, wie es für ihn am besten sei. „Jeder muss doch seinen Platz in der Kirche finden, der zu ihm passt, das muss nicht in der ersten Reihe sein, das kann auch mal am Rande sein.“

Man spürt deutlich, wie wichtig ihm die Jugendarbeit ist und wie zentral es ihm ist, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Auch eine Beichte werde bei diesem Jugendprojekt abgenommen, auch darauf ist Pfarrer Bibinger stolz. Und er freut sich sehr, dass die Michaelskapelle wieder für die Glaubenspflege genutzt werde.

Auf die Ökumene angesprochen, meint er nur lakonisch, dass Ökumene wichtig sei, weil es gute Nachbarn stärke, wenn sie gut miteinander auskämen. Insgesamt macht er den Eindruck, als wolle er Kirche stärken durch große Offenheit, ohne dabei seinen eigenen Standpunkt zu verleugnen.

Diese Offenheit lebt er, wenn er betont, wie wichtig ihm die helfenden Hände an seiner Seite sind, wie wichtig es ihm ist, die jüngere Generation an die Kirche heranzuführen, wie stolz er ist, dass die Jakobskirche grundlegend restauriert werde. Nur eine stabile Kirche könne helfen, Vertrauen zu gewinnen. Geschichte liege ihm am Herzen, betont er, deshalb werde die Kirche auch umfassend restauriert. Es sei die größte Baumaßnahme im ganzen Erzbistum.

Aber auch Geschichtspflege sei ihm sehr wichtig. Deshalb ist er über das Engagement des ehemaligen Kreisheimatpflegers Ferdinand Steffan für die Kirche so glücklich, weil Steffan auch alles über St. Jakob wisse.
Er sei ein großer Marienverehrer, freue sich über die „Mutter der Schönen Liebe“ in St. Jakob, aber auch über die Marienstatue in der Frauenkirche.

Zum Abschluss des  Gesprächs zitiert er den Werbespruch: „Jeden Tag ein bisschen besser“. Das gelte auch für ihn, auch er wolle sich ständig verbessern. Dabei lege er aber auf großen Rummel wenig Wert. „Wissen Sie, ich bin auch nicht der Wichtigste“, sagte er zum Abschluss.

 

PETER RINK