Bürgerinitiative zur Erhaltung von Umwelt und Lebensqualität im Wasserburger Land: Klare Haltung auf Jahreshauptversammlung
Der Verein nenne sich „Bürgerinitiative zur Erhaltung von Umwelt und Lebensqualität im Wasserburger Land e.V.“ und sei vor ziemlich genau zehn Jahren gegründet worden, erinnerte der Vorsitzende Roger Diller auf der Jahreshauptversammlung des Vereins. Ein wichtiges Vorhaben des Vereins sei es, die in Odelsham (Gemeinde Babensham) geplante DK-1-Deponie zu verhindern. Im Zusammenwirken mit dem Bund Naturschutz sei es in der Vergangenheit gelungen, auf die Gesamtproblematik einer Mülldeponie im Wasserburger Land aufmerksam zu machen.
Im Babenshamer Gemeinderat sei das Problem dieser Deponie wiederholt thematisiert worden und es habe zwei Bürgerentscheide gegeben: „Der erste entschied im Sinne der Bürgerinitiative, der zweite, 2022 durchgeführte, entschied sich knapp gegen die Bürgerinitiative, aber knapp“, wie Roger Diller betonte.
Und Diller wies auf einen Tatbestand hin, der bei den Anwesenden Aufmerksamkeit erregte: Mitten durch das geplante Deponiegelände verlaufe ein Weg, der der Gemeinde Babensham gehöre. Der Verein „Bürgerinitiative zur Erhaltung von Umwelt und Lebensqualität im Wasserburger Land e.V.“ plante, diesen Weg zu kaufen, was aber bisher nicht gelungen sei. Denn, so betonte Diller, im Klagefall sei die Rechtsposition einer Gemeinde deutlich schwieriger durchzusetzen, Privateigner seien dann vor den Gerichten im Vorteil. Die Gemeinde Babensham habe den 2022 durchgeführten Bürgerentscheid über die Odelshamer Deponie (wir berichteten) zu einer Vertrauensfrage für den Gemeinderat hochstilisiert, meinte Diller, und nicht zuletzt deshalb hätten die Bürger mit einer Mehrheit von 82 Stimmen die Initiative des Vereins abgelehnt.
ARTENSCHUTZRECHTLICHE PRÜFUNG ÜBERHOLT – ZWISCHENZEITLICH ANSIEDLUNG VON ZAUNEIDECHSEN
Anschließend habe man eine Petition zur Renaturierung des Geländes eingebracht und am 6. September 2022 einen Ortstermin durchgeführt, zu dem auch die Landtagsabgeordneten Rosi Steinberger (B 90/ Die Grünen) und Benno Zierer (Freie Wähler) erschienen seien. Dort sei nochmals erörtert worden, dass die artenschutzrechtliche Prüfung des Geländes aus dem Jahre 2015 stamme und überholt sei, denn zwischenzeitlich hätten sich zahlreiche Zauneidechsen hier angesiedelt. Diese Tierart ist, wie auf der Versammlung weiter informiert wurde, von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum „Reptil des Jahres 2020“ auserkoren worden und kann sich im Kiesgelände auf der geplanten Deponie gut vermehren.
Der Verein, so führte Diller weiter aus, habe bei den zuständigen Behörden mehrfach Akteneinsicht beantragt, dies sei ihm mehrfach verwehrt worden. Die Firma, die diese Deponie errichten wolle, habe den Boden nicht systematisch untersucht, kritisierte Diller und auch die These, das Grundstück in Odelsham sei der beste Grund für die geplante Deponie, sei falsch.
Die Landtagsabgeordneten, die beim Ortstermin am 6. September 2022 anwesend waren, hätten sich auch verwundert gezeigt über den Umfang des Projektes. Eine geplante Aufschüttung des Geländes bis auf 30 Meter Höhe sei in dieser Gegend auch schwerlich zu verantworten. Auch die Abgeordneten hätten sich dahingehend geäußert, dass man alles so lassen solle, wie es derzeit sei, sodass auch die Zauneidechse sich hier weiter ausbreiten könne.
Derzeit gebe es mehrere Anfragen an die Regierung von Oberbayern hinsichtlich der Deponie. Diese sollen später im Landtag im Plenum oder den Ausschüssen erörtert werden.
In der sich anschließenden Diskussion auf der Jahreshauptversammlung wurde auch der von der Betreiberfirma formulierte Bedarf in Abrede gestellt. Insgesamt spreche man über 70.000 Tonnen pro Jahr. Die Deponie sei für eine Million Tonnen geplant. Roger Diller gab zum Abschluss seines Vortrages noch zu bedenken, dass die Republik Österreich 2021 ein Deponieverbot für Beton, Asphalt und Straßenaufbruch beschlossen habe: „So etwas sollte auch bei uns umgesetzt werden können.“
Roger Diller dankte allen Mitstreitern und Helfern, die sich in den letzten zehn Jahren gegen die Deponie eingesetzt hätten und den Verein unterstützt hätten. Besonders dankte er dem scheidenden 2. Vorsitzenden des Vereins, Günter Kleitsch für sein jahrelanges Engagement.
Im Anschluss an seinen Rechenschaftsbericht erstattete die Kassiererin Gerda Brunnlechner ihren Kassenbericht. Im Einzelnen stellte sie fest, dass der Verein finanziell handlungsfähig, aber dringend auf Spenden angewiesen sei.
Nachdem Gerda Brunnlechner und der gesamte scheidende Vorstand entlastet wurde, fanden die Neuwahlen statt. Zum Ersten Vorsitzenden des Vereins wurde erneut Roger Diller gewählt, Hans Brunnlechner und Ambros Huber zu seinen Stellvertretern, Gerda Brunnlechner zur Kassiererin und Liane Liebhaber-Keser und Ben Kobe zu Beisitzern (Foto: rp). Alle Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt, Gegenkandidaten gab es keine.
WEITERE PROTESTAKTIONEN GEPLANT
Zum Abschluss besprach man auf der Jahreshauptversammlung die künftigen Herausforderungen und weiteren Planungen. Es sei ein wichtiges Ziel, dass die artenschutzrechtliche Prüfung aktualisiert werde, damit auch die Zauneidechsenpopulation gesichert und erhalten werden könne, und es sei notwendig, dass dem Verein Akteneinsicht gewährt werde, damit die überarbeitete Planung für die Deponie geprüft werden könne. Im kommenden Jahr wird ein neuer Landtag gewählt und da sei es sinnvoll, Unterstützung bei den Kandidaten einzufordern, damit die geplante Deponie nicht gebaut werde. Regelmäßige Protestaktionen gegen die Deponie seien auch sinnvoll, meinte Diller abschließend. So könnte der Wasserburger Künstler Markus Oettl, der sehr beeindruckende Holzstatuen schaffe und diese mit einer Motorsäge gestalte, den Verein mit Skulpturen unterstützen, die bei Protestaktionen gezeigt werden könnten, ganz getreu dem Motto „Kunst für den Wald“, mit dem der Verein auch schon Veranstaltungen durchgeführt habe.
In Gesprächen am Rande der Jahreshauptversammlung wurde auch mehrfach das Unbehagen an der Tatsache geäußert, dass eine solche Deponie privatwirtschaftlich organisiert werde. Denn die Kosten, die bei einer solchen Baumaßnahme entstünden, träten sehr häufig erst viel später auf, wenn die Gewinne durch die Privatunternehmen abgeschöpft seien. Baumaßnahmen, die auf lange Sicht Kosten für die Gemeinschaft verursachen könnten, sollten auch öffentlich organisiert und finanziert werden, meinten Teilnehmer an der Veranstaltung.
RP
Vielen Dank an die BI Wasserburger Land! Ihr leistet unermüdlich eine wichtige Arbeit.
In Bayern gibt es laut den aktuellen Abfallbilanzen auch weiterhin keinen Bedarf an zusätzlichen DK-I-Deponien. Das genehmigte Deponievolumen reicht noch für Jahrzehnte aus, einige der schon bestehenden Deponien sind mangels Bedarf weiter nicht in Betrieb. Darunter die größte bayerische DKI-Deponie am Autobahnkreuz München Nord.
Und wenn ein Antragsteller, wie in Odelsham, nach immerhin elf Jahren Verfahrensdauer immer noch keine belastbare Planung vorlegen kann, sollte die Genehmigungsbehörde dem Projekt am besten ein schnelles Ende bereiten. In diesem Planfeststellungsverfahren wurde schon viel zuviel Steuergeld verschwendet.
Wie recht du damit hast. Nur leider möchte der Antragsteller richtig Kasse machen, weshalb er weiter machen wird. Geld regiert die Welt
Danke für euer Engagement! Lasst euch nicht unterkriegen, eure Arbeit ist essentiell.
Frau und Mann kann nur den Hut ziehen vor dem Engagement von Roger Diller und seinen Mitstreitern …
Die Art und Weise wie dieser Antrag und das Projekt ins Laufen gekommen sind, kann niemand nachvollziehen, außer die, die im Kern beteiligt waren …
Dass sich der Antragsteller eine eigene Ausfahrt von einer Bundesstraße bauen darf, bevor feststeht ob diese Deponie errichtet werden darf, ist alleine schon ein Skandal …
Darf sich jeder Handwerker nun eine eigene Ausfahrt bauen, wenn er das nötige Kleingeld besitzt …?
Die Haltung und Funktionen des Babenshamer Bürgermeister in dieser Angelegenheit wirft auch viele Fragen auf …
Besonders wichtig erscheint einem bei der Dimension die Haftung die man der Firma auferlegen muss, sollte diese derzeit nicht benötige Deponie kommen.
Sollte der Innhang durch die über >> 30 m hohe Aufschüttung << abrutschen, würde die Wasserburger Altstadt wahrscheinlich meterhoch überflutet.
Meiner Meinung nach sollte der Antragsteller bei einer Errichtung mit dem vollen Firmen- und Privatvermögen mit einer entsprechenden Bürgschaft in Haftung genommen werden, für den Fall, dass das Ganze über den unmittelbaren daneben beginnenden Innhang …
An die Bürgerinitiative besten Dank, dass ihr hier soviel Rückgrat zeigt und die Bürger über die großen Risiken aufklärt.
Abgesehen von dem ganzen Drumherum ist die Ausfahrt und Parkplatz mit den langen Ein- und Ausfädelspuren eine saubere Sache.
Und wird sicherlich zur Unfallreduzierung beitragen.
Ich möchte dafür der Firma danken.
Und nein, ich habe keinen Bezug zur Firma.
Einfach mal Danke sagen!
Wusste gar nicht, dass es sich bei der alten Ausfahrt bzw. dem alten Parkplatz um einen Unfallschwerpunkt gehandelt hat.
Diese Aktion war doch einfach nur dazu da um Fakten zu schaffen. Zu sonst gar nichts.
Die Vorschreiber haben alle Punkte bereits aufgeführt, die zu dieser Causa zu erwähnen sind …
Es ist weiterhin ein äußerst merkwürdiger Vorgang wie sich hier die Firma diese Deponie genehmigen lassen will.
Auch sehr >> merkwürdig ist das Verhalten << der Mehrzahl der Babenshamer Gemeinderäte, die dieses Projekt unterstützen …
Einer der wichtigsten Punkte ist, dass für alle Möglichkeiten, dass die Deponie eines Tages in den Inn abrutscht, der Antragsteller mit dem Firmen- als auch Privatvermögen haftbar gemacht werden kann …
Denn dieses Szenario ist real möglich …!
@Sepp Taft; welche Unfallreduzierung….?
Können Sie das näher beschreiben….?
Fakt ist, an dieser Stelle war nie ein Unfallschwerpunkt…
Das Vorgehen ist für jeden durchschaubar…!
Das so etwas bei uns möglich ist, ist ein Skandal…!
An der Ausfahrt sind schon der ein oder andere Unfall passiert wenn ich mich nicht täusche. Jeder vermiedene Unfall ist die Ausfahrt wert.
Von einem Unfallschwerpunkt schreiben Sie und und @aus dem Burgerfeld.
Ich weis nicht woher sie das haben oder darauf kommen.