Für ein erfülltes Leben: Die „Offenen Betreuten Angebote" der Stiftung Attl feierten ihr 30-jähriges Bestehen im Wasserburger Pfarrsaal
OBA – heißt für Monika Latein (Foto) genau das: „Ohne Barrieren absolut gut drauf sein“. In ihrem Text von 1997 beschreibt sie ganz wunderbar die Vielfalt der schönen Angebote. Sie ist dabei seit der ersten Stunde.
Mit einem Festakt beging die OBA – die Offenen Betreuten Angebote – der Stiftung Attl nun ihr 30-jähriges Jubiläum im Pfarrsaal der Wasserburger Stadtpfarrkirche St. Jakob.
Leiterin Theresa Fuchs begrüßte gut 120 geladene Gäste, darunter die 3. Bürgermeisterin der Stadt – Edith Stürmlinger – und Netzwerkpartner aus der ganzen Region.
In seinem Grußwort lobte Jonas Glonnegger, Vorstand der Stiftung Attl, die Arbeit der OBA-Kolleginnen und -Kollegen unter teils widrigen Bedingungen. „Die OBA organisierte erstmals für Menschen mit Assistenzbedarf Freizeitangebote, die nicht in einer Einrichtung leben. Wie groß die Nachfrage nach diesen Angeboten noch immer ist, zeigt sich auch an der beeindruckenden Anzahl von Festbesuchern“, meinte Jonas Glonnegger.
Für die Mitarbeiterinnen in der OBA sei ihre Aufgabe oft nicht einfach, denn: „Sie müssen es aushalten, dass sie noch viel mehr tun könnten – sowohl beim familienunterstützenden Dienst, als auch bei den Freizeit- und Beratungsangeboten.“
Glonnegger betonte: „In einer Zeit, in der die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt werden soll, passen der Anspruch an die OBA-Arbeit und die Wirklichkeit bei der Finanzierung durch öffentliche Stellen nicht zusammen.“
30 Jahre OBA feierte – von links – Jonas Glonnegger, Vorstand der Stiftung Attl, zusammen mit OBA-Leiterin Theresa Fuchs, mit Bereichsleiterin Ambulante Angebote – Anna Neumüller – und mit der Bürgermeister-Stellvertreterin Edith Stürmlinger.
Die OBA könnten nur aufgrund der motivierten Mitarbeiterinnen und Übungsleiterinnen ein so breites Angebot bewerkstelligen.
Ihnen dankte Glonnegger besonders. Sein Ziel sei es, die ambulanten Angebote der Stiftung Attl weiter zu stärken, auch wenn die Re-Finanzierung nicht immer gewährleistet sei. „Diese Angebote sind wichtig und sie sind uns auch etwas wert. Wir werden uns weiter darum einsetzen, dass sich die Rahmenbedingungen für die Klientinnen und Klienten und unser Personal verbessern.“
Um diese Art der Angebote zu bündeln, gründete die Stiftung 2019 den Unternehmensbereich der ambulanten Angebote, zu dem auch die OBA gehört. Bereichsleiterin Anna Neumüller unterstrich in ihrer Ansprache den Ausbau der Netzwerke, den die Mitarbeiterinnen mit Herz vorantrieben.
Diese hätten den Kunden viele weitere Möglichkeiten der Lebensgestaltung ermöglicht. „Ich wünsche der OBA auch in Zukunft den Weitblick für die Bedürfnisse der Kunden. Als buntes Herz mit allen Sinnen erlebe ich die Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiterteam und den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.“
Anerkennende Worte für die Arbeit der OBA fand auch Edith Stürmlinger als Bürgermeister-Stellvertreterin der Stadt: „Ihr seid eine Bereicherung für die Stadt.“ Wasserburg könne stolz sein auf die vielen Angebote, welche die OBA leiste.
Außerdem feierten viele aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Freunde der OBA Wasserburg das Jubiläum mit.
Einige Klienten stellten Beiträge vor, die sie im Lauf der Jahre für die OBA verfasst haben.
Wolfgang Hartls Beitrag aus dem Jahr 2002 erinnerte an eine Demonstration in München zum europaweiten Protesttag von Menschen mit Behinderungen. „Wir müssen noch mehr integriert werden“, ist eine Forderung von damals, die immer noch gelte.
Den schweren Weg bis zu einer eigenen barrierefreien Wohnung in Wasserburg von 2011 zeichnete Susanne Bruckmeier nach. „Aber das Warten hat sich gelohnt. Ich wohne noch heute dort.“
Und Franz Gottbrecht ließ eine gesellige Bergtour in Gedichtform lebendig werden, die in einem Schneesturm endete. Vor allem sein Beitrag zeigte, wie lebendig der Gemeinschaftsgeist in der OBA ist. Denn trotz der widrigen Umstände blieb der Ausflug den Teilnehmenden als schöne Erinnerung im Gedächtnis.
Wie lebendig der Gemeinschaftsgeist in der OBA ist, bewies auch eine Showeinlage der Übungsleiter und Übungsleiterinnen zusammen mit den Klientinnen und Klienten, in der sie sich mit großem Spaß selbst feierten.
Wichtig war der OBA-Chefin zum Jubiläum ein fröhliches Fest zu gestalten, das für alle Besucher etwas bieten konnte – mit guter Musik vom ABM-Orchester der Stiftung Attl, zu der ausgiebig getanzt wurde und bestem Essen, geliefert von der Cafesitobar.
Weitere Unterhaltungsangebote wie eine Fotobox hielten schöne Erinnerungen an den Abend fest, der als Festakt begann und als bunte Party endete.
Birgit Schlinger
Fotos: Stiftung Attl
Das OBA-Team um (von links) Angelika Klein, Ulrike Ott, Sabine Mengede und Theresa Fuchs.
Über die Offenen Betreuten Angebot:
Für ein erfülltes Leben
Gegründet vor 30 Jahren als „Offene Behinderten Arbeit“ hat die OBA in Wasserburg mittlerweile nicht nur ihren Namen geändert. Heute heißen sie „Offene Betreute Angebote“. Der Dienst ermöglicht mit vier Mitarbeiterinnen, knapp 20 ÜbungsleiterInnen und Ehrenamtlichen den Klienten ein gemeinsames und inklusives Erleben und Gestalten der Freizeit. „Dieser neue Name steht dafür, was wir täglich tun, ohne Menschen mit dem Stempel der Behinderung zu versehen“, sagt Leiterin Theresa Fuchs.
Seit 1988 fördert der Freistaat Bayern im Rahmen von Richtlinien diese Beratungs- und Betreuungsdienste für Menschen mit Assistenzbedarf. Im Zuge dieser damals neuen Finanzierungsmöglichkeit entstanden in Bayern nach und nach die ersten OBA-Dienste. Die Gründung der Wasserburger OBA erfolgte am 1. November 1992. Damals befand sich das Büro noch auf dem Gelände der Stiftung. Im Jahr 2000 erfolgte der Umzug ins Büro im Wasserburger Stadtzentrum. „Dort ist die OBA barrierefrei erreichbar und bietet Büroräume für die Organisation des Dienstes. Auch die Vernetzung mit Partnern aus dem Sozialraum lässt sich von Wasserburg aus einfacher leisten“, so die Leiterin.
Mit derzeit 1,41 Fachkraftstellen muss sie die monatlichen Freizeitangebote und die Beratungen durchführen. Fünf Kolleginnen in Teilzeit sowie weitere Übungsleiterinnen und Ehrenamtliche gewährleisten mit ihr zusammen den Betrieb. „Ohne diese tragende Säule an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit vielen persönlichen Fähigkeiten und Ideen einbringen, hätte sich die OBA nicht von wenigen Veranstaltungen monatlich bis hin zum heutigen umfangreichen Programm entwickeln können. Alle Kolleginnen und Kollegen sind eine wertvolle Bereicherung“, sagt Theresa Fuchs.
Und der Bedarf nach OBA-Leistungen ist groß. „Plätze in Wohnheimen bleiben rar. Und natürlich wollen auch gar nicht alle Klienten in eine Einrichtung umziehen. Mit unserem Einsatz helfen wir dabei, dass sie zuhause ein erfülltes, eigenständiges Leben führen und bei Fragen oder Problemen nicht allein gelassen werden.“
Außerdem bietet die OBA seit 2006 mit dem familienunterstützenden Dienst (FUD) auch stundenweise Einzelbetreuungen zur Unterstützung von Familien an. „Dieses Angebot erlaubt ein sehr individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse der Betreuten, die ganz unterschiedliche Einschränkungen vorweisen“, erklärt die OBA-Leiterin. „Von Vorlesen, handwerklichen Tätigkeiten, Fahrradausflügen bis hin zu Tagesausflügen ist eine individuelle Betreuung nach Interessen des Einzelnen möglich, von der auch die jeweiligen Angehörigen profitieren.“
Im Jahr 2000 entstand das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) aus der OBA heraus – ein mittlerweile eigenständiger Bereich. Viele dieser Klienten nutzen selbst intensiv die Angebote der OBA. Ein regelmäßig erscheinendes OBA-Programm informiert über alle Angebote der kommenden v Monate– inklusive Kursen, Ausflügen bis hin zu mehrtägigen Kurzurlauben.
„Die derzeit beliebteste Veranstaltung ist der regelmäßig stattfindende Kegelabend im Gasthof Brunnlechner in Babensham. Der sportliche Wettkampf in Verbindung mit fröhlicher Geselligkeit und gutem Essen macht einfach allen Teilnehmern sehr viel Freude“, so Fuchs. Der Austausch mit anderen und Angebote zur gemeinsamen Freizeitgestaltung sind eine Kernaufgabe der OBA. „Durch die Unterstützung der OBA -Mitarbeiter wird das Recht auf Teilhabe in der Gesellschaft umgesetzt.“
Einen weiteren großen Anteil in der Arbeit der OBA nehmen Beratungen ein. „Bei Fragen oder Antragstellung zur Grundsicherung, zum Pflegegrad oder zum Schwerbehinddertenausweis sowie zu den neuen Möglichkeiten des Bundesteilhabegesetzes sind die Klienten oder die Familien schnell überfordert. Wir ermitteln mit ihnen zusammen den Hilfebedarf und sind ein Wegweiser durch den nicht immer verständlichen Behördendschungel“, erklärt Theresa Fuchs.
Das OBA-Programm liegt in Wasserburg in der OBA, im Cafesito und im Bürgerbüro der Stadt aus.
Online steht es auf der Seite barrierefrei.stiftung.attl.de/OBA und kann per Mail verschickt werden:
Kontakt OBA
Schustergasse 13
83512 Wasserburg am Inn
Telefon: 08071 102 855
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