Staatskanzlei-Chef Dr. Florian Herrmann zu Gast: „Wohlstand in Gefahr, müssen gegensteuern" - Hochschule: Brauchen mehr Studierende aus dem Ausland
Wie können die Unternehmen in der Region den zunehmenden Mangel an Fachkräften bewältigen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Seeoner Gesprächs, das die TH Rosenheim gemeinsam mit der Wirtschaftsvereinigung Seeoner Kreis veranstaltete. Dabei erläuterten Fachleute aus der Wirtschaft und von der Hochschule die zentralen Herausforderungen und zeigten Lösungsansätze auf. Als Ehrengast ordnete der Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Dr. Florian Herrmann, das Thema Fachkräftemangel aus Sicht der Staatsregierung ein.
Das Foto zeigt Gerald Rhein, Vorstandsvorsitzender des Seeoner Kreises mit Dr. Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei sowie MdL Klaus Stöttner, Kuratoriumsvorsitzender der TH Rosenheim und Prof. Heinrich Köster, Präsident der TH Rosenheim.
Nach der Begrüßung der mehr als 100 Gäste im Kloster Seeon durch den Vorstandsvorsitzenden des Seeoner Kreises, Gerald Rhein, gab TH-Präsident Prof. Heinrich Köster einen Überblick über die Aktivitäten der Hochschule. Als wichtigen Baustein für die Zukunft nannte er die verstärkte Internationalisierung, um noch mehr Studierende aus dem Ausland an die TH Rosenheim zu holen.
„Unser langfristiges Ziel ist, von derzeit etwa 6.500 auf über 10.000 Studierende zu kommen. Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland mit immer weniger Schulabgängern kann uns das nur gelingen, wenn wir auch einen spürbaren Zuwachs aus dem Ausland haben“, verdeutlichte Köster.
International Bachelor of Engineering startet im Sommersemester 2023
Vor diesem Hintergrund startet die TH Rosenheim zum Sommersemester 2023 den neuen Studiengang International Bachelor of Engineering. Bei diesem deutschlandweit einzigartigen Modell können Studierende aus dem Ausland an den Standorten Rosenheim und Burghausen ein ingenieurtechnisches Bachelorstudium auf Englisch beginnen.
Während der ersten drei Semester verbessern sie zusätzlich ihre Deutschkenntnisse, um das Studium ab dem vierten Semester auf Deutsch fortzusetzen.
Prof. Köster: „Davon erwarten wir uns Zweierlei: Zum einen zusätzliche Studierende und damit Fachkräfte für den heimischen Arbeitsmarkt, zum anderen Botschafter für unsere Hochschule und für die wirtschaftsstarke Region, wenn Absolventinnen und Absolventen doch in ihre Heimatländer zurückkehren.“
Wie bedeutsam das Thema Fachkräftemangel für die Firmen in Südostbayern ist, zeigt eine Umfrage, die im Vorfeld des Seeoner Gesprächs von der Fakultät für Betriebswirtschaft der TH Rosenheim durchgeführt wurde. Demnach ordnen circa 90 Prozent der befragten Unternehmen die Gewinnung von Fach- und Führungskräften als höchst wichtiges Thema ein. Vor allem in den Bereichen Technik/Produktion und Informatik/IT ist der Bedarf an Fachkräften signifikant höher als das verfügbare Angebot an qualifizierten ArbeitnehmerInnen.
In der Umfrage wurde auch deutlich, dass diese sich bessere Rahmenbedingungen für die Gewinnung und Beschäftigung von Fachkräften aus dem Ausland wünschen. Hierbei geht es um Themen wie Vereinfachung der Regelungen für Arbeits- oder Praktikumsverträge, bezahlbaren Wohnraum für die Studierenden oder vereinfachte Vorschriften hinsichtlich der Visa und Aufenthaltsgenehmigungen.
Die Dringlichkeit zum Handeln betonte Dr. Christof Prechtl, Leiter Abteilung Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräftesicherung und Integration bei der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). „Schon jetzt fehlen über 230.000 Arbeitskräfte in Bayern, Mitte der 30er-Jahre werden es etwa 700.000 sein“, so Prechtl. Gesteuerte Zuwanderung sei als ein Instrument unabdingbar, um das wachsende Problem abzumildern. „Entscheidend ist neben der fachlichen Ausbildung die soziale Integration, die Menschen müssen sich bei uns wohlfühlen. Das ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam haben“, hob der vbw-Experte hervor.
Unternehmen in der „Spirale des schleichenden Todes“?
Viele praktische Denkanstöße lieferte der Unternehmer und Buchautor Stefan Dietz mit seinem Vortrag „Glücksfall Fachkräftemangel“. Der immer größer werdende Leidensdruck in den Personalabteilungen der Unternehmen könne dafür sorgen, dass sich überholte Dinge im Arbeitsalltag verändern, zum Beispiel beim Thema Remote Work (Fernarbeit) oder der Führung von Mitarbeiter*innen. „Wenn eine Firma als Arbeitgeber nicht attraktiv ist und sich auch nicht verbessern will, dann landet sie zwangsläufig in einer Spirale des schleichenden Todes“, sagte Dietz.
Der Arbeitsmarkt habe sich im Vergleich zu früher komplett auf den Kopf gestellt, dabei seien die derzeitigen Verhältnisse erst der Vorgeschmack auf die Zukunft. „Dann werden die Unternehmen in Vorstellungsgesprächen versuchen, bei potenziellen Arbeitnehmern ein möglichst gutes Bild zu machen. Das heißt sinnbildlich: Sorgen Sie dafür, dass bei Ihnen die beste Party stattfindet, dann kommen die Leute gerne zu Ihnen“, so Dietz.
Staatsregierung will „das volle Potenzial ausschöpfen“
Auch der Leiter der Staatskanzlei hob in seiner Rede die hohe Relevanz des Themas hervor. „Der Fachkräftemangel legt die Axt an die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft an, selbst gesunde Unternehmen können dadurch in massive Schieflage geraten. Unser Wohlstand ist ernsthaft in Gefahr, wenn wir nicht entschieden gegensteuern“, unterstrich Herrmann.
Es gebe nicht die eine Lösung, um das Problem in den Griff zu bekommen, vielmehr sei eine gemeinsame Anstrengung mit vielen verschiedenen Maßnahmen erforderlich. Herrmann: „Wir tun als Staatsregierung, was wir können. Wichtig ist, dass wir zusammen das volle Potenzial ausschöpfen und kein Talent auf der Strecke bleibt. Unterstützen Sie uns dabei!“
Foto: Hochschule Rosenheim / Julia Hinterseer
Ich benötige 6-8 Maurer.
Hoffe sehr das bald studierende Zuwanderer eintreffen,dann ist mein Problem gelöst.
In Quatar müssten doch nun viele frei werden. Da nimmt noch jeder n Fläschchen Gas mit, dafür bekommen sie hier D Arbeits- und Sozialrecht und alle Probleme sind gelöst.
Winwinwin
Das ist gut so! Dann bekommen wir im Handwerk endlich die Löhne die uns zustehen!
Gute Handwerker sollten mindestens das verdienen was gute IT´ler bekommen. Das wird zwar für den Kunden unter Umständen nicht mehr bezahlbar, aber die hohen Energiekosten und Gesetzte zwingen zur Sanierung. Also erst Haus; dann Urlaub.
Warum arbeitest du für weniger Geld als dir zusteht? Da drückst du ja die Preise.
Ein Maurerpolier sollte 10.000 Euro verdienen müssen, was der leisten muss gegenüber denen, die im Büro arbeiten: rumfahren, einteilen, Plan und Statik lesen, mitarbeiten, mit Bauherren rumschlagen, zum Rapport antreten – und das bei Wind und Wetter.
Das mußte bei uns ja so kommen, bis 30 Jahre in die Schule und Ausbildung und ab 55Jahren bist Du zu alt da will Dich keiner mehr.
Wenn der Ausländeranteil in der Firma zu hoch wird dann geht der Deutsche eh weg da er sich wie im Ausland fühlt ( Eigene erfahrung ).
Fachkräftemangel ? , aber Menschen über 50 werden aussortiert .viele Firmen bilden nicht aus ,aber rufen nach fachkräften!?keine Kofferträger am Flughafen,aber die neuen „fachkräfte“sollten möglichst 30-40% weniger verdienen,siehe lufthansa.heute schon gelacht!?…
Um so trauriger, dass in den letzten 2 Jahren keine Studienplatzberatung oder vor 4 Jahren keine Ausbildungsberatung in der 10. Klasse vieler Gymnasien stattfand.
Ich kenne einige junge Menschen, die aktuell vollkommen orientierungslos sind.
Besonders in Bayern wurde die Hauptschule, heute Mittelschule politisch so schlecht gemacht, dass es heute schon fast ein Makel ist, wenn Kinder „nur“ mit einem Quali abschließen…
Es war vor 25 Jahren NORMAL, dass die Quali-Abgänger jeden Handwerklichen Beruf erlernen konnten…!
Als die CSU-Regierung in Bayern den Umbau der Schulen startete, sank das Niveau der Hautschulen jährlich ab….!
Man muss aber auch sagen, die Anzahl der Kinder, die aus Migrantenfamilien stammen, die nicht bemüht sind, die Deutsche Sprache zu erlernen, ziehen die Mittelschulen weiter runter.
Das Ergebnis des eingetretenen Akademisierungswahn zeichnet sich nun deutlich ab…;
Eltern versuchen mit allen Mitteln ihre Kinder auf die Realschulen oder Gymnasien zu bringen, auch wenn die Kinder nicht die nötigen Voraussetzungen haben.
Viele sahen in der Vergangenheit die klassischen Handwerkstätigkeiten als arbeiten „niederen Niveaus“ an.
Jetzt kommt die Kehrseite, einen guten Handwerker zeitnah zu finden, ist wahrlich eine Herausforderung geworden.
Jedoch gehen in den kommenden 15 Jahren so viele in Rente, dass die Lücken nicht mehr aufgefüllt werden können.
Mittlerweile sind zusätzlich die Anforderungen in den Ausbildungsberufen im Handwerk stark angestiegen, dass ein Teil der Betriebe immer mehr einen Realschulabschluss voraussetzen.
Nur in Bayern werden in den kommenden 15 Jahren im klassischen Handwerk jährlich 15.000 mehr in den wohlverdienten Ruhestand gehen, als junge Fachleute nachrücken.
Der gute Handwerksmeister oder Techniker wird mit recht, das Lohnniveau des Akademikers in Zukunft übersteigen.
Was auch gesagt werden muss, dass endlich die Politik einen Weg finden muss, dass Handwerker die auf dem Bau und am Bau arbeiten, bis zu 5 Jahre früher in Rente gehen dürfen, wenn sie mit ihrer Arbeit ihre
Gesundheit ruiniert haben.
Irgendwie hört sich das viel nach Neiddebatte an. Grundsätzlich ist es einen ArbeitsMARKT!
Also auch hier Angebot und Nachfrage. Nur mit Marktwirtschaft haben es die „Deutschen“ ja nicht mehr so. Nach Angaben des stat. BA liegt das durchsch. Nettoeinkommen bei 2100€/Monat; demnach bei Vollzeit, ca 15€/Std.
Wenn ich mir einen Kostenvoranschlag von einem Zimmerer anfrage (und überhaupt einen bekomme, bzw. wenigstens eine kurze Email, das er kein Interesse an einen Auftrag unter 10.000€ hat), dann kann ich leicht kalkulieren, dass der „Durchschnitts AN“ 5 bis 6 Std arbeiten muss, um 1Std einen Zimmerer bezahlen zu können.
So, und nun finde den Fehler.
Zu den Ruhestandbezügen: Alle sollten in die Rentenkasse einzahlen ( auch Beamte, Freiberufler, Unternehmer etc) und nach 40 Beitragsjahren gibt es Ruhestandbezüge.
Wer mit 15 anfängt, kann ab 55 in Rente gehen. Schaffen andere (Nachbar)Länder auch. Auch hier, finde den Fehler
Die aktuelle Regierung versteht nicht, dass wir uns in einem internationelen(!) Konkurrenzkampf um Talente befinden.
Stattdessen kämpft die aktuelle Regierung dafür die Mittelschicht immer weiter zu belasten.
Die Steuern sind die höchsten der Welt, die Wohnkosten ebenso… Die Gehälter aber höchstens nur Mittelmaß.
Es braucht endlich kompetente Politiker, die nicht nur einer ideologischen Agenda folgen.
Matthias, warum die aktuelle Regierung?
Die alte Regierung war leider auch nicht besser!
Wir Deutsche sind super darin, die anderen groß zu reden und uns nieder zu machen.
Es geht um zu niedrige Löhne und zu hohe Steuern. Dass die meisten von uns aber mit nur 35-40 Stunden eine nette work-life-balance haben im Vgl zu den Staaten, mit den wir uns vergleichen, steht auf einem anderen Blatt. In meiner Branche schwärmen immer alle von USA. Dort würde man mit meinem Job das doppelte verdienen. Es ist halt nur die halbe Wahrheit. Ich würde auch doppelt so viel arbeiten und für die Schule der Kinder so viel zahlen, wie ich hier verdiene.
Und sind wir uns mal ehrlich. Kann sich in USA ein Mensch mittleren Einkommens zwei Autos leisten? Einen VW Bus für den Urlaub an Pfingsten und Ostern, einen Passat um in die Arbeit zu fahren und dazu noch die Flugreise im August?
Ich sehe eher das Problem, dass es uns jetzt über ein Jahrzehnt über unseren Verhältnissen gelebt haben und wir jetzt wieder auf den Boden der Tatsachen zurückmüssen.
Der Beitrag von Wilma ist völlig richtig.
Ich habe selbst 5 Jahre in den USA gearbeitet und habe seinerzeit auch erkannt, welch große Vorzüge wir in Sachen
Sozialversicherung
Rentenversicherung
Unfallversicherung
Arbeitsrecht
Kündigungsschutz
in Deutschland und einigen EU-Ländern haben.
Was man auch ohne politische Wertung sagen muss, es ist völlig irre, wie viele Menschen auch noch aus den Sozialkassen bedient werden, die nie, bzw. kaum was zur Solidargemeinschaft eingezahlt haben.
Daher ist klar, dass die Beiträge kontinuierlich weiter steigen werden.
Wenn die Volksparteien jedoch es nicht schaffen mehr Gerechtigkeit im Bereich der Sozialkassen bzw. im System, wer von den Kassen Leistungen bekommt und wer nicht, werden die extremistischen Parteien wie AFD weiter Zulauf bekommen.