Unsere Region soll reicher werden an Arten und an dem, was uns schon seit vielen Jahren ausmacht: Landkreis errichtet ersten Sorten-Erhaltungs-Garten
Mit der Beteiligung von ehrenamtlichen Helfern wurden jetzt die ersten Bäume gepflanzt: Der Landkreis Rosenheim setzt sich intensiv für den Erhalt alter Apfel- und Birnensorten ein und errichtet einen ersten Sorten-Erhaltungs-Garten in Höhenmoos. Der Landkreis pachtet das Grundstück von der Gemeinde Rohrdorf.
Eine große Runde hatte sich vor dem Sorten-Erhaltungs-Garten in Höhenmoos versammelt, um diesen zu eröffnen: Das Foto zeigt von links
Landrat Otto Lederer, Projektmanagerin Eva Bichler-Öttl, Pomologe Georg Loferer und Maria Haimmerer, 2. Bürgermeisterin von Rohrdorf.
Mit dabei zudem die beiden Kreisfachberater des Landkreises Rosenheim, Roman Pröll und Susanne Summerer und Dominikus Kittemann von der Hochschule Weihenstephan sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde, des Landschaftspflegeverbandes, der Obst- und Gartenbauvereine und des Kreisverbandes die Pflanzaktion …
„Unsere Region soll reicher werden. Reicher an Arten und reicher an dem, was uns schon seit vielen Jahren ausmacht“, betont Landrat Otto Lederer. „Mit diesem Sorten-Erhaltungs-Garten möchten wir einen großen Teil dazu beitragen, dass all die alten und vergessenen Sorten wieder in unsere Region zurückkommen und so einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege und Sortenvielfalt leisten.“
Sein besonderer Dank galt der Gemeinde Rohrdorf, die das Grundstück zur Verfügung stellt, der Regierung von Oberbayern für die Idee und die finanzielle Förderung, den vielen Fachberaterinnen und Fachberatern und den vielen Ehrenamtlichen, die sich in ihrer Freizeit für unsere Sortenvielfalt und unseren Landkreis einsetzen.
Rohrdorfs 2. Bürgermeisterin Maria Haimmerer erinnerte sich an den eigenen Obstgarten aus ihrer Kindheit und weiß: „Als die modernen Sorten kamen, sollte alles, was alt war, weg. Jetzt geht der Trend wieder zum Alten und Traditionellen. Das freut mich sehr.“
180 Bäume warteten an dem Morgen darauf, gepflanzt zu werden – 53 Hochstämme und 130 Spindelbäume.
Diese Pflanzaktion ist der Auftakt für den Sorten-Erhaltungs-Garten. In den kommenden Monaten und Jahren sollen noch weitere Bäume angepflanzt werden, etwa zwei Drittel davon sind unbekannte Sorten, etwa ein Drittel seltene oder besonders ungewöhnliche.
Pink Lady, Granny Smith oder Golden Delicious – diese Sorten hört man in Zusammenhang mit Äpfeln heute häufig. So viele verschiedene Sorten gibt es, manche Hunderte von Jahre alt und längst vergessen.
Seit 2015 macht sich das Biodiversitätsprojekt „Alte Obstsorten im oberbayerischen Alpenvorland“ auf die Suche nach genau solch alten, längst vergessenen oder unbekannten Sorten, gab Projektmanagerin Eva Bichler-Öttl einen kurzen Rückblick: „Wir waren überrascht, wie viele vergessene Sorten es gibt. Wir waren aber auch entsetzt, denn: Wie viel geht uns da verloren, wenn wir nicht handeln?“ 262 vergessene Apfel- und Birnensorten wurden entdeckt, darunter zum Beispiel auch Dörrbirnen, Schnapsbirnen, Mostäpfel oder Tafeläpfel.
An dem Projekt beteiligen sich die Landkreise Traunstein, Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, das Berchtesgadener Land sowie der Bezirksverband Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege.
Pomologe Georg Loferer (Foto) erklärte die Vorgehensweise: „Die bisher unbekannten Sorten werden sorgfältig dokumentiert und genetisch weiter untersucht.“ Ziel sei es, die wiederentdeckten Obstbäume nachzuziehen. „Anschließend werden die Sorten in allen teilnehmenden Landkreisen ausgepflanzt.“ Sorten, die vor dem Aussterben bedroht sind, sollen zunächst an öffentlichen Orten zugänglich gemacht werden, so wie hier in Höhenmoos. Später, in ein paar Jahren, soll es diverse alte Obstbäume über ausgesuchte Baumschulen zu kaufen geben.
Prof. Dominikus Kittemann von der Hochschule Weihenstephan nannte den Sorten-Erhaltungs-Garten eine „lebende Genbank“ und freut sich besonders über den Austausch, der hier angestoßen wurde.
Im Rahmen dieses Projekts werden nun diese unbekannten oder „vergessenen“ Sorten nachgezogen. Kreisfachberaterin Susanne Summer freut sich, dass mit dem Projekt in Höhenmoos die Ergebnisse der zurückliegenden Jahre nun sichtbar sind. „In den kommenden zwei Jahren sind sie hoffentlich dann auch schmeckbar.“ Denn die Früchte dieser alten Sorten sollen Interessierte im Sorten-Erhaltungs-Garten in Höhenmoos später einmal probieren können.
Fotos: Landratsamt Rosenheim
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