Abschiedsfeier im Theater Wasserburg gefüllt mit Erinnerungen
Am 10. November ist Uwe Bertram, seit 2003 Leiter des Theaters Wasserburg, seinem Krebsleiden erlegen. Nun luden sie ein, seine Familie und sein Team beim Theater: zu einem „Offenen Beisammensein für Uwe Bertram“. Und es kamen viele: …
… der Bürgermeister der Stadt Wasserburg, Michael Kölbl, Zweiter Bürgermeister Werner Gartner und Dritte Bürgermeisterin und Kulturreferentin Edith Stürmlinger, dazu zahlreiche Vertreter der Stadt und aus Vereinen, wie zum Beispiel Katrin Meindl, Leiterin des AK68, Dr. Markus Brezina, Zweiter Vorsitzender des Kulturkreises Wasserburg, Sepp Christandl vom Theaterkreis Wasserburg sowie zahlreiche weitere Bekannte und Vertraute aus der Stadt und dem Umfeld.
Viele künstlerische Weggefährten von Uwe Bertram nahmen ebenfalls Anteil, darunter Jörg Herwegh und Constanze Baruschke, Gerhard Höberth, Ingo Taleb-Rashid und Heidi Schmidinger, außerdem dutzende Theaterbesucher, Freunde und Förderer des Hauses und ehemalige wie aktuelle Mitwirkende auf und hinter der Bühne. Auch Vertreter aus Bayerns Theatern hatten sich eigens für den Empfang auf den Weg nach Wasserburg gemacht, darunter Jochen Schölch und Thomas Flach vom Metropoltheater München, Knut Weber vom Stadttheater Ingolstadt, Wolfgang Hauck von den Stelzern aus Landsberg am Lech und Axel Tangerding vom Meta-Theater Moosach. Die Feuilleton-Presse erwies ihm ebenfalls die letzte Ehre: Egbert Tholl, SZ Kultur, und Christoph Leibold, BR Kultur, hatten ihren Rückweg von einer Premiere in Wien über Wasserburg nach München gewählt. Harald Müller, Herausgeber von „Theater der Zeit“, war eigens aus Berlin angereist.
Alle hätten an diesem Tag Uwe Bertrams 60. Geburtstag feiern können. Und in wenigen Wochen, am 1. Januar 2023, ein weiteres Jubiläum: die Übernahme des Theaters durch ihn hätte sich zum 20. Male gejährt. Nun taten die Menschen, die hier zusammenkamen, das, was Uwe Bertram am liebsten war: Sie saßen oder standen wie bei einer Premiere mit Sekt oder Orangensaft, tranken einen Kaffee oder auch nicht, redeten andächtig oder kurzweilig, lachten, erinnerten sich und schwiegen, kamen und gingen nach eigenem Ermessen, verteilten sich auf das Foyer, die Bar, den Theatersaal, wechselten von drinnen nach draußen und wieder zurück, sodass das Haus bis in den späten Nachmittag mit Leben gefüllt war – ganz in seinem Sinne.
Und am Abend gab es Theater, auch ganz im Sinne von und im Andenken an Uwe Bertram: Nik Mayrs Inszenierung von Goethes „Werther“ wurde nochmals aufgeführt, ebenso wie am heutigen Sonntag um 19 Uhr. Vor der Aufführung des „Werther“ wurde auch das Einführungsgespräch „Vor.reden.“ beibehalten: Kulturjournalistin und Autorin Ute Mings sprach mit Nik Mayr über seinen „Werther“. Und auch für Kinder geht es gleich weiter: am heutigen Sonntag um 11 Uhr ist eine Adventlesung mit Janoschs „Morgen kommt der Weihnachtsbär“.
Damit möchte das Theaterteam zeigen, dass es ihm eine Herzensangelegenheit ist, dem wesentlichsten Wunsch Uwe Bertrams für das Haus nachzukommen: „Weitermachen!“
Text/Bilder: Peter Rink
Foto Uwe Bertram (oben): Theater Wasserburg
Ich wünsche dem Theaterteam von Herzen viel Erfolg mit dem zukünftigen Theater Wasserburg.
Uwe Bertrams Theaterschaffen darf nicht einfach sang- und klanglos enden.
Uwe und ich zofften uns oft, dass die Wände wackelten.
Jede Auseinandersetzung mit ihm trieb mich aber nachhaltig nach vorn.
Uwes so früher Tod ist ein herber Verlust für Wasserburg.
Uwe war ein Kraftwerk, ein Antreiber, ein Durchsetzer, ein Förderer, Leithammel und Theaterglucke in einem. Einer mit Haltung, der seinen Standpunkt ohne Rücksicht auf Verluste scharf formulierte.
In dieser Hinsicht war er wundervoll unmodern, keiner von den netten, glattgebügelten Rundum-Verstehern, die in zur Schau getragenem Weichspül-Verständnis nachgiebig wie Watte Entscheidungen und damit Entwicklungen zerreden.
Ein Gespräch mit Uwe im damaligen Belacqua-Bistro im Kulturforum, kurz nach seiner Übersiedlung nach Wasserburg, bleibt mir unvergesslich.
Da tauschten wir ehrlich persönliche Schwächen und Ängste aus.
Uwe, magst du auch einen Panzer an stachliger Schärfe gepflegt haben: du warst einfühlsam und sensibel.
Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Dummheit waren dir verhasst.
Ruhe in Frieden und dem Team Theater Wasserburg ehrlich alles Gute.