Wildkräuter-Projekt bei Haag, Kirchdorf, Unterreit und Gars: Vielzahl an gefährdeten Arten im Jahr 2022 noch am Ackerrand nachgewiesen
Noch dauert’s a bissal, bis es das im Jahr wieder gibt – den Anblick eines so bunt blühenden Ackerrandes mit Klatsch-Mohn, Kornblume, Acker-Hundskamille und Gewöhnlichem Frauenspiegel. Oder gibt es diesen Anblick gar nicht mehr bei uns? Aktuell sind nämlich leider bereits etwa 50 Prozent der rund 220 Ackerwildkräuter Mitteleuropas auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten.
Ackerwildkräuter zählen somit zu einer der gefährdetsten Artengruppe in unserer ganzen Kulturlandschaft. Um dem Aussterben dieser ökologisch wichtigen Pflanzengruppe entgegen zu treten, wurde vor sechs Jahren von der Ökomodellregion Mühldorfer Land und dem Landratsamt des Landkreises Mühldorf eigens ein Ackerwildkrautprojekt Mühldorf ins Leben gerufen. Im Altlandkreis Wasserburg …
Im Rahmen dieses Projekts wurden im Laufe des letzten Jahres 2022 nämlich im Gemeindegebiet Kirchdorf, Unterreit, Haag und Gars die Beikräuter auf ökologisch bewirtschafteten Äckern erfasst.
Mit dem Ziel, sich einen Überblick zu verschaffen, wie es um deren Bestände in diesem Gebiet bestellt ist.
Dabei kam es zu dem erfreulichen Ergebnis, dass an einem Teil der untersuchten Ackerränder eine Vielzahl an gefährdeten Arten nachgewiesen werden konnte, meldet die Behörde am heutigen Donnerstag-Vormittag.
So waren die bayernweit im Rückgang befindlichen Ackerwildkräuter wie Kornblume, Bunter Hohlzahn oder Ackerröte auf bis zu 20 Prozent der untersuchten Flächen zum Glück noch relativ häufig zus ehen. Vereinzelt wurden sogar die in ihrem Bestand stärker gefährdeten und bei uns sehr seltenen Arten wie der Acker-Hahnenfuss, das Bunte Vergissmeinnicht oder der Gewöhnliche Frauenspiegel entdeckt.
Insgesamt wurden elf verschiedene Arten der Roten Liste Bayern nachgewiesen. Der artenreichste Acker wies insgesamt 47 verschiedene Ackerwildkräuter auf. In einem Bestand befanden sich sogar fünf Arten der Rote Liste Bayern auf einmal. Gute Nachrichten …
Im Zuge der Erfassung wurden von den gefundenen Raritäten Samen gewonnen, um diese zu vermehren.
Diese dienen zur Erweiterung der bestehenden Saatgutmischung Ackerwildkräuter Mühldorf, wie Rosa Kugler von der Ökomodellregion Mühldorfer Land berichtet.
Die Ackerwildkrautmischung wird bei freiwillig-kooperativen Maßnahmen zwischen Landwirten und dem Landratsamt Mühldorf verwendet, um artenarme Ackerbestände zu blütenreichen, für die biologische Vielfalt und die Insektenwelt wertvolle Flächen umzuwandeln. Auf diesen Flächen können weiterhin Ackerfrüchte produziert werden.
Die Ökomodellregion Mühldorfer Land und das Landratsamt Mühldorf suchen für das Ackerwildkrautprojekt weiterhin Landwirte (unabhängig von der Bewirtschaftungsweise), die Interesse haben, auf freiwillig-gemeinsamer Basis die Feldfluren für seltene Tier- und Pflanzenarten zu bereichern.
Ansprechpartner ist Biodiversitätsberater Matthias Nirschl – erreichbar unter der 08631/699-318, E-Mail: matthias.nirschl@lra-mue.de.
Das ist schön, gut und mutmachend. Aber einfach noch viel zu selten und zu wenig. Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen.
Hoffentlich wird das Projekt dann auch langfristig fortgeführt. Leider enden solche Maßnahmen oft nach wenigen Jahren und dann war alles umsonst.