Bürgermeisterin Elisabeth Schätz begrüßte Klinikvertreter, Landrat und Bevölkerung zum Infoabend - Neue Struktur überzeugt viele Bürger
Ein vollbesetzter Bürgersaal, Faschings-Deko an Wänden und Decke. Wirklich zum Lachen war am Donnerstagabend jedoch niemandem zumute. Denn das Thema beschäftigt die Bevölkerung von Haag samt Umgebung und sorgt für ernste Gesichter. Die Schließung des Krankenhauses in der Marktgemeinde brachte Resolutionen mit sich. Viele Fragen tun sich seit Oktober auf.
Durch den Träger des Innklinikums wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haag nach Mühldorf abberufen, der Haager Standort geschlossen. Seither große Fragezeichen, auch noch, als Landrat Max Heimerl über das Zukunftskonzept für den Haager Standort sprach. Dieses sieht vor, dass im Gebäude des einst in der Region für Schwerpunkte wie Parkinson, Schlaflabor, Geriatrie und Schmerztherapie bekannte Haus, weiter die Gesundheit und Pflege der Bevölkerung Platz findet. „Natürlich wissen wir, dass die Situation für uns alle besonders herausfordernd und komplex ist, außerdem spielen Emotionen mit“, heißt es von Heimerl beim Infoabend für das Haager Land. Gemeinsam mit weiteren Klinikvertretern, darunter der Vorstandsvorsitzende des Innklinikums, Thomas Ewald, kam der Mühldorfer Landkreis-Chef in den Haager Bürgersaal, um die Informationen direkt an die Bevölkerung zu geben, ohne Ausschweife über Social Media Kanäle, in denen mit verdrehten Informationen verunsichert worden sei, so Heimerl in seinen einführenden Worten.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass wir diese Veränderungen in den Angeboten des Standorts Haag sehr gut umsetzen werden“, ist Heimerl sicher und wirbt um Verständnis bei den Bürgern.
Vorschriften und Neuerungen deutschlandweit
Zahlreiche Reformschritte kämen auf die Klinikhäuser zu. „Wir greifen die Trends frühzeitig auf. Das ist eine Chance, dass wir schon so frühzeitig dran sind“, wirkt Heimerl überzeugt. Im September letzten Jahres sei ihm gesagt worden, dass der Standort in der Art und Weise nicht mehr gehalten werden könne. Anfang Oktober hätten die Verantwortlichen dann erklärt, dass die stationäre Gesundheitsversorgung nicht mehr aufrecht erhalten werden könne, unter anderem wurde als Grund der ohnehin angespannten Mitarbeitersituation eine Fülle an erkrankten Kolleginnen und Kollegen aufgeführt. „Dann muss man zusammenhalten“, findet Max Heimerl.
Auch der Vorstandsvorsitzende, Thomas Ewald, brachte es in seinen Ausführungen auf den Punkt: „Die neuen Reformen, die erst kürzlich bekannt wurden, setzen den Häusern zu. Viele Zahlen müssen stimmen, um gewisse Angebote in den Krankenhäusern überhaupt noch realisieren zu dürfen“, heißt es von Ewald.
„Wir sind gezwungen zu den Schritten. Die Kliniklandschaft wird sich massiv verändern müssen. Kostenmehrung, losgelöst von den Fachrichtungen, macht uns sorgen. Außerdem fehlen Pflegekräfte im System. Bis 2035 werden 118.000 Pflegekräfte deutschlandweit fehlen“, ist sich Ewald sicher und geht auf die Fallpauschalen ein, die nun durch das Bundesgesundheits-Ministerium modifiziert wurden. Mittlerweile gebe es neue Leitlinien, die erfüllt werden müssten, um Fachbereiche und stationäre Angebote überhaupt machen zu dürfen, führt der Klinikchef aus.
Nach viel Vorgeplänkel und einem intensiven Werben für die Akzeptanz und das Verständnis in der Bevölkerung kam es zur Vorstellung des Zukunftskonzeptes. „Wir können die Haus- und Fachärzteversorgung für den Landkreis stärken“, kam des Öfteren über die Lippen der Redner. Zudem sei ein Ausbau der pflegerischen Angebote für Haag und die Region geplant. Ob dies als eigenständig geführte GmbH oder extern vergeben, umzusetzen sei, konnte nicht erläutert werden.
Neben der Pflege soll es weiterhin das Schlaflabor und therapeutische Betreuung mit Logopädie, Ergo und Physiotherapie geben.
Spezialitäten aus Haag entfernt
Der Umzug der Akutgeriatrie nach Mühldorf lässt die Umgebung verzweifeln. Doch laut Ewald sei nur ein Bruchteil der hier in der Vergangenheit betreuten Patienten aus Haag und der nächsten Umgebung gekommen. Durch die Verlegung der Geriatrie nach Mühldorf könne eine noch bessere Versorgung stattfinden, ist sich Ewald sicher.
In Haag werde außerdem eine teilweise geriatrische Pflege angeboten, die Tagespflege habe Zukunft. Der Umzug des MVZ in die Klinikräume sei beschlossen, dennoch stelle laut Max Heimerl das Zukunftskonzept mit der Beherbergung von Haus- und Facharztpraxen keinen Wettbewerb zum geplanten Ärztehaus im Ortskern von Haag dar.
Auf Nachfrage erläuterte Ewald, dass 44 Mitarbeiter aus Haag bereits gekündigt hätten oder dies für einen zeitnahe Austritt angekündigt.
Fest stehe für Max Heimerl, dass trotz notwendigem Umbau für den Betrieb von Pflege oder Praxen, die Wiedereröffnung ab Februar irgendwie umgesetzt werde. Der Blick auf den Kalender sorgte jedoch für weitere Fragezeichen bei den Anwesenden.
Jetzt gehe es um die Einholung von Genehmigungen und die Umstrukturierung. Während häufig von Krankenhaus gesprochen wurde während der Ausführungen, kam Thomas Ewald schlussendlich Gesundheitszentrum über die Lippen. Neben zahlreichen Bürgermeistervertretern aus der Umgebung, darunter Reichertsheim und Unterreit, waren auch Kreisräte und Gemeinderäte aus Haag anwesend. Im Nachgang an die Infoveranstaltung wirkten viele der Zuhörer zufrieden, dass das Zukunftskonzept doch eine gelungene Versorgung in einigen Bereichen bereithalte.
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