Ab dem Winterfahrplan heuer nur noch ein Ticket im ÖPNV - Lob von Bayerns Verkehrsminister und Beifall im Raum
Der Landkreis Rosenheim wird dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund – dem MVV – beitreten. Der Rosenheimer Kreistag hat dies heute mit 58 : 3 Stimmen beschlossen.
Mit Beginn des Winterfahrplans heuer am 10. Dezember ist der MVV für den Öffentlichen Personennahverkehr und den Schienenpersonennahverkehr in der Region zuständig. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werde für die Bürgerinnen und Bürger meist günstiger und in jedem Fall wesentlich einfacher und übersichtlicher, so die Argumentation.
Es war eine Entscheidung mit besonderer Tragweite, über die der Rosenheimer Kreistag abstimmte.
Festzustellen war dies an ein paar außergewöhnlichen Besonderheiten. Dazu gehörte, dass Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März die Sitzung als Gast verfolgte. Und nach dem eindeutigen Abstimmungsergebnis applaudierten die Kreisrätinnen und Kreisräte.
Zu Beginn der Debatte hatte Landrat Otto Lederer daran erinnert, dass der Kreistag schon seit geraumer Zeit daran gearbeitet habe, die Mobilitätswende voranzubringen.
In der Wahlperiode 2014 bis 2020 waren unter anderem ein Nahverkehrsplan und die Vorstudie zur Integration in den MVV in Auftrag gegeben sowie die Ausgaben für den ÖPNV verdreifacht worden. Die 2021 präsentierten Ergebnisse zeigten, dass 84 Prozent der Auspendlerbeziehungen in den MVV-Bereich oder den der Beitrittsgebiete reichen.
Aber auch im Tourismus könne der Verkehrsverbund eine wesentliche Rolle spielen. An den vier Wochenenden im August 2021 waren 200.000 Ausflügler aus München in den Landkreis Rosenheim gekommen, sagte Lederer.
„Wenn wir Umwelt- und Klimaziele erreichen wollen, wenn wir die Kommunen vom Individualverkehr entlasten wollen, wenn wir den Umstieg in den ÖPNV erleichtern wollen, dann braucht es den Beitritt zum MVV.“ Der Landrat fuhr fort: „Wir machen den Bürgerinnen und Bürgern ein niederschwelliges Angebot. Der Beitritt ist ein wichtiger Baustein. Aber dabei darf es nicht bleiben. Wir müssen das Angebot ausbauen und vernetzen.“ Um das zu erreichen, „werden wir jede Bus-Unternehmerin und jeden Bus-Unternehmer brauchen.“
Durch den MVV-Beitritt wird dem Fahrgast ein ÖPNV-System „sozusagen aus einer Hand“ zur Verfügung gestellt.
Er benötigt für die gesamte Strecke ein Ticket, unabhängig davon, mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs ist.
Im gesamten Verbundbereich gilt ein einheitliches Tarifsystem.
Die Fahrpläne für Bus und Bahn sind aufeinander abgestimmt und ermöglichen so bessere und einfachere Umstiege. Zudem profitiert ein Fahrgast von einer übergreifenden Fahrplanauskunft sowie von Echtzeitinformationen mit Routing.
Der MVV-Tarif ist meist günstiger als die jetzt noch geltenden Preise. Dafür sorgt schon der Wegfall weiterer Tickets und der darin enthaltende Grundpreis. Die entstehenden Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) muss der Aufgabenträger, also der Landkreis Rosenheim, ausgleichen.
Die Verluste im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) werden für die ersten fünf Jahre mit mindestens 90 Prozent vom Freistaat Bayern aufgefangen. Danach übernimmt der Staat die Verluste vollständig.
In der Planung des Landkreis-Haushalts sind ab dem kommenden Jahr jährlich 2 Millionen vorgesehen. Rund 1,2 Millionen Euro davon dienen dem Ausgleich von Mindereinnahmen von Bus- und Schienenverkehrsunternehmen. Durch die Einführung des Deutschlandtickets könnte sich diese Summe auf gut 1 Million Euro reduzieren.
Weitere maximal 800.000 Euro werden jährlich für sogenannte Regieleistungen des MVV fällig. Dazu gehören beispielsweise die Tarif- und Ticketentwicklung, eine analoge und digitale Fahrgastinformation, Marketing und Pressearbeit, die Planung von Regionalbussen oder die Organisation von Handy Online Tickets oder der Vertrieb von Schülerfahrkarten.
Zudem fallen durch den MVV-Beitritt für den Landkreis Rosenheim einmalige Investitionskosten in Höhe von 365.000 Euro an. Unter anderem werden damit noch in diesem Jahr die Vertriebssysteme ertüchtigt, stationäre und mobile Verkaufsgeräte umgerüstet, Entwerter angeschafft oder Haltestellenmasten ergänzt. Zudem fallen für den Beitritt zur Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH einmalige Kosten in Höhe von bis zu 12.500 Euro für den Erwerb eines Gesellschafteranteils durch den Landkreis Rosenheim an.
Der Kreistag ermächtigte Landrat Otto Lederer, alle notwendigen Verträge bzw. Vereinbarungen zum Verbundbeitritt zu unterzeichnen. Durch den Beschluss des Kreistags ist mit dem Eintritt in den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund zum 10. Dezember 2023 im Nahverkehrsplan des Landkreises der MVV-Verbundtarif verbindlich anzuwenden.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hat sich in einer ersten Stellungnahme bereits positiv zur Entscheidung des Rosenheimer Kreistages geäußert:
„Es ist ein tolles Signal für den ÖPNV in der gesamten Region, dass sich der Landkreis Rosenheim nun als erster von mehreren Beitrittskandidaten im Kreistag abschließend für einen Beitritt zum MVV entschieden hat. Sollten sich auch die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und die Stadt Rosenheim, bei denen die abschließende Entscheidung in Kürze ansteht, für einen Beitritt entscheiden, würde das gemeinsame Verkehrssystem ab Dezember 2023 zehn Landkreise, die Stadt Rosenheim und die Landeshauptstadt München umfassen.
In den nächsten Jahren könnten dann sogar noch weitere Landkreise und Städte dazukommen. Für die Fahrgäste bietet das viele Vorteile, denn sie profitieren im gesamten Verbundgebiet von einheitlichen und meist auch günstigeren Ticketpreisen, abgestimmten Fahrplänen und einheitlichen Fahrgastinformationen.
Das erleichtert den Zugang zum ÖPNV ungemein. Weil leistungsfähige Verkehrsverbünde für die Entwicklung des ÖPNV vor Ort so wichtig sind, übernimmt der Freistaat einen Großteil der anfallenden Kosten für Verbundbeitritte und -neugründungen.“
Foto: MVV
Hat ja nur fast 10jahre gedauert, da kann man schon mal beifall klatschen 🤣🤣🤣🤣
Ich weiß ja nicht, warum man alles so von oben herab kommentieren muss – und dann meistens noch, ohne offensichtlich die Hintergründe zu kennen.
Im Zuge der Verhandlungen zur MVV-Integration des Streckenabschnitts Tulling – Reitmehring zum Dezember 2015 wurde vom Landkreis Rosenheim auch ein Beitritt des gesamten Landkreises angefragt. Die finanziellen Rahmenbedingen wäre damals so gewesen, dass es den Kreishaushalt völlig überfordert hätte. Das konnte man zu dem Zeitpunkt auch als entschiedener ÖPNV-Befürworter nicht verantworten.
Dass es jetzt also bis 2023 gedauert hat, liegt nicht an der Trägheit des Kreistags oder der Kreisverwaltung, sondern rein an den geänderten Rahmenbedingungen. Nicht umsonst werden in naher Zukunft noch weitere Landkreise dem Rosenheimer Beispiel folgen. Die haben bisher auch nicht alle nur geschlafen.
Wirkt sich das auch auf den Wasserburger Stadtbus aus?
Ja gute Nacht!
Fehlt bloß noch die S-Bahn. Dann explodieren die Immobilienpreise in der Region komplett. Für junge Menschen ist es ja jetzt schon nahezu unmöglich sich im Raum Wasserburg/ Rosenheim etwas zu leisten.
Wenn das so weiter geht, dann können die jungen Menschen bald alle Richtung Niederbayern auswandern. Bleibt nur abzuwarten, bis das auch noch vom Münchner erobert wird.
Nach der Logik müssen wir ja nur noch sämtliche Straßenverbindungen nach München kappen und schon werden sich die Immobilienpreise wieder auf ein vernünftiges Maß einpendeln.
Dass die Immobilienpreise in Landkreis Rosenheim explodieren, hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass jeder meint, unbedingt ein Einfamilienhaus besitzen zu müssen. Man kann als junger Handwerker durchaus auch in einer Mietwohnung glücklich werden. Wenn das eine Wohnung in öffentlicher Hand ist, in der Regel auch noch zu bezahlbaren Preisen. Auch nach der MVV-Anbindung (die in Wasserburg ohnehin schon seit mehreren Jahren besteht). Es wäre durchaus sinnvoll, wenn wir uns allmählich von der heiligen Kuh des privaten Immobilienbesitzes verabschieden.
Wie (fast) immer hilft übrigens ein Blick in die bayerische Verfassung: Artikel 106 „Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung. Die Förderung des Baues billiger Volkswohnungen ist Aufgabe des Staates und der
Gemeinden.“ Da steht nichts von einem staatlich garantierten Anrecht auf Immobilienbesitz. Und Artikel 161: „Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.“
Was sind Sie für einer, Herr Braun? Bei den Mieten und der rosigen Rente ist es besser selbst ein Haus oder eine Wohnung zu haben. Und welcher junge Handwerker kann sich eine 50qm-Dachwohnung für 900 Euro kalt leisten? Und dann gehört sie nicht mal einem. (…)
Aber ein Verschulden bis an sein Lebensende macht Sinn? Verstehe ich nicht.
„Von der heiligen Kuh des privaten Immobilienbesitzes verabschieden.“ Da sind sie mal wieder einer ganz, ganz großen Sache auf der Spur, Herr Braun. In welcher Welt leben Sie eigentlich? Aber es passt ja in eine ganze Reihung Ihrer Beiträge …
Ich lebe in Wasserburg. Und da ist es mittlerweile so, dass Immobilien alleine durch das Abwarten der Preisentwicklung Spekulanten nahezu obszöne Gewinne ermöglichen. Und Häuslebauer und -käufer drehen nun mal an dieser Preisspirale ganz kräftig mit. Ohne dass sie es wirklich wollen. Bei Immobilien in öffentlicher Hand sind Spekulationsgewinne so gut wie ausgeschlossen. Deshalb bin ich vehement dafür, dass so viel Grund- und Immobilienbesitz wie möglich in öffentlicher Hand bleibt und kommt.
Und wer hat von einem “ Anrecht auf Immobilienbesitz“ geschrieben?
Da bin ich ja mal froh, dass mir der Herr Braun nicht vorschreiben kann, wie ich zu wohnen habe.
Noch nicht. Aber als strammer Sozi trommelt er auch hier ziemlich laut für die linksgrüne Ideologie der aktuellen Regierung. Wo die Reise hingeht ist doch klar. Privates Wohneigentum, Individualverkehr usw.,
alles sehr, sehr schlecht für „das Klima“ und muss deshalb weg. Nein, sie werden diesmal nicht direkt enteignen, wie nach dem WKII in der DDR.
Sie werden über Gesetze und Steuern die ideologisch verhassten, liberalen und individuellen Lebensentwürfe abräumen. Legen sie sich schon mal was zur Seite, oder ziehen sie andere Konsequenzen – solange sie noch frei entscheiden können.
Dass sich nur die wenigsten Normalverdiener noch Wohneigentum leisten können hat aber nichts mit der ach so bösen linksgrünen Ideologie zu tun, sondern hier greift seit Jahren der lang propagierte Wunschtraum der libertären Ellbogengesellschaft: die Immobilienpreise regelt der Markt.
…muss man nicht. Man kann auch klein bauen. In vielen europäischen Ländern ist die Quote der Eigenheimbesitzer weit größer als bei uns. Unser Problem ist der Gigantismus und die Angabe. Wenn man darauf verzichten würde, wäre bauen deutlich günstiger.
…das sollt eine Antwort auf Manfred Braun
„Aber ein Verschulden bis an sein Lebensende macht Sinn? Verstehe ich nicht.“ sein.
Na nur gut, dass man in den Kommentaren vom MVV-Tarifgebiet so schnell zu den Immobilienpreisen kommt.
In der Schule wären wir da bei der Note 6 wegen Themenverfehlung :D
Ich finde es toll, dass es endlich einen einheitlichen Tarif im Landkreis gibt, das macht das Umsteigen auf den ÖPNV doch um einiges leichter.