Nach Jahrzehnten am RoMed-Klinikum: Dr. Wolfgang John tritt seinen Ruhestand an - Ein Abschied
Über viele Jahrzehnte hat Dr. Wolfgang John (Foto) in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am RoMed-Klinikum Rosenheim gewirkt – und mit seiner souveränen, einfühlsamen und besonnenen Art unzähligen Kindern und Familien geholfen.
Doch nun geht eine Ära mit dem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand zu Ende.
Als sechstes Kind der Familie kam Dr. Wolfgang John als Hausgeburt zur Welt. Was er beruflich einmal machen möchte, beschäftigte ihn im letzten Abschnitt zum Abitur intensiv. Obwohl in der Familie kein Arzt vertreten war, reizte ihn die Medizin.
So sammelte der gebürtige Raublinger 1977 als Zivildienstleistender im Pflegedienst in der Unfallchirurgie und Orthopädie am damaligen städtischen Krankenhaus Rosenheim erste Erfahrungen. „Es war ein Test, ob das der richtige Weg für mich ist. Eine Alternative wäre vielleicht Journalismus oder etwas mit Sprachen gewesen“, berichtet Dr. John.
Als „Babyboomer“ war es für diese Generation gar nicht so einfach, einen Studienplatz zu bekommen.
So startete der junge Mann aus Bayern sein Medizinstudium 1978 in Hamburg und beendete es in Würzburg mit der Approbation als Arzt. Seine Doktorarbeit verfasste er neben dem Studium zum Thema „Komplikationen nach hüftchirurgischen Eingriffen“ und erhielt die Promotion 1985.
Frisch fertig studiert lernte der Arzt auf der 2. Medizinischen Abteilung im Rosenheimer Krankenhaus im Zivildienst die Innere Medizin kennen. Der damalige Chefarzt Dr. Bruno Ederer hatte einen sehr prägenden Einfluss auf ihn, insbesondere dessen empathischer und einfühlsamer Umgang mit schwerstkranken Patienten.
Als in der Pädiatrie eine Stelle frei und der Jungmediziner aus etwa 100 Bewerbern ausgewählt wurde, war der Weg für die Kindermedizin geebnet. 1986 begann er die Facharztweiterbildung und in dieser Rotation kam er 1988 auf die Kinderintensivstation.
„Und dort bin ich bis heute geblieben“, berichtet Dr. John schmunzelnd gut 37 Jahre später. Die kinderärztliche Facharztweiterbildung schloss er 1992 ab und wurde im folgenden Jahr zum Oberarzt und ärztlichen Leiter des Perinatalzentrums berufen. Die Schwerpunktbezeichnung „Neonatologie“ – also Spezialist für Erkrankungen bei Neu- und Frühgeborenen – folgte 1995.
Perinatalzentrum – Dr. John einer der Pioniere
Noch als Assistent ging Dr. John zu seinem damaligen Chefarzt und berichtete, dass sich etwas tut in der Neu- und Frühgeborenen-Medizin und es in Richtung absolute Spezialisierung für Hochrisikopatienten geht. Hierfür sollten Perinatalzentren geschaffen werden, die dann den Versorgungsauftrag erhalten. Vonseiten des damaligen Chefarztes und der Krankenhausverwaltung erfolgte die rückhaltlose Unterstützung für diese Pläne.
In erster Linie galt es, die Qualifikation des Personals auf ärztlicher und pflegerischer Seite vorzuweisen und eine hochspezialisierte apparative und logistische Ausstattung vorzuhalten. Zur großen Freude wurde gleich beim ersten Anlauf im September 1993 die Anerkennung durch das Gesundheitsministerium ausgesprochen. Darauf durfte man stolz sein, denn das Rosenheimer Perinatalzentrum war 1993 eines der ersten in Bayern!
Traditionell: Ein Fest für Frühchen
Einige besonders unreife Frühgeborene verbringen bis zu einem halben Jahr nach der Geburt auf der Intensiv- und dann auf der Säuglingsstation. Das bedeutet vor allem für die Eltern oftmals eine extrem belastende und stressreiche Zeit. Dem gesamten Team ist und war es besonders wichtig, für die ehemaligen Patienten und Familien regelmäßig Frühchen-Feste zu organisieren.
„Es war immer eine große Freude zu sehen, wie sich die Kleinen entwickelt haben. Gleichzeitig waren diese Feste immer ein gutes Feedback, wie es den Familien und Kindern nach Jahren geht“, berichtet Dr. John. Über 1.000 extrem unreife Frühchen hat der leidenschaftliche Kinderarzt in seiner langjährigen Berufstätigkeit begleitet.
„Die Zahl der moderat unreifen Frühgeborenen kann ich beim besten Willen nicht abschätzen. Mittlerweile kommen ehemalige Frühchen – jetzt selbst Eltern – zu mir und erinnern sich. Das ist schon sehr bewegend und erstaunlich! Ein Stück weit sind es genau diese Erfolgsgeschichten, die für mich den Arztberuf so wertvoll machen“, erzählt Dr. John.
Gründungsmitglied des Ethikkomitees
Auf der Kinderintensivstation zu arbeiten, heißt auch im Grenzbereich zwischen Leben und Tod tätig zu sein. Es erfordert besondere Stärke und Belastbarkeit, physisch wie psychisch für Personal, Kind und Eltern. Helfen kann da: Das Team und persönliche Umfeld, ein professioneller Umgang, Erfahrung und Glaube. Wichtig war Dr. John hier immer auch die Betrachtung von der ethischen Seite. So engagierte er sich außerordentlich bei der Gründung und Etablierung des klinischen Ethikkomitees. Seine Meinung und sein Rat waren hier immer sehr gefragt und geschätzt.
Stark mit Team und Technik
„Der Teamgedanke war mir sehr wichtig, insbesondere mit dem Pflegepersonal, welches ich immer in der Rolle des Partners in der schwierigen Mission verstanden habe. Sonst wären die Erfolge undenkbar gewesen. Genauso wesentlich waren der Rückhalt und die Wertschätzung von Chefarzt Dr. Uhlig und der gute Kontakt zu den anderen Disziplinen – vor allem der Geburtshilfe, Kinder-Anästhesie oder Kinderchirurgie“, so John.
„Man verbringt so viel Zeit in der Klinik, da entwickelt sich tiefes Vertrauen und Freundschaften und die enormen medizin-technischen Entwicklungen haben uns im Laufe der Zeit ganz andere Möglichkeiten eröffnet“, berichtet der Mediziner weiter. „So waren es immer besonders glückliche Momente, wenn es ein extrem unreifes Frühchen nach monatelangem Klinikaufenthalt geschafft hatte und über dem Berg war.“
Außerdem war es für Dr. John selbstverständlich, im Rahmen seiner Weiterbildungsermächtigung ab 1996 junge Ärzte in die Neonatologie und Intensivmedizin einzuführen. Mit Stolz sieht er die hervorragende Praxisarbeit von vielen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, an deren Ausbildung auch er beteiligt war.
2011 wurde Dr. John in das Prüfungsgremium der Bayerischen Landesärztekammer für den Schwerpunkt Neonatologie berufen. Sein Credo: „Empathie, das Einfühlen in den Patienten, ist mir das Wichtigste, denn auswendig lernen kann jeder und Fachwissen aneignen auch. Doch auf die Umsetzung kommt es ganz entscheidend an.“
Wie geht es denn jetzt weiter, gibt es einen Nachfolger? „Zu meiner großen Zufriedenheit ist meine Nachfolge geregelt. Mit Arni Kirchner tritt ein Kollege, der schon seit gut 20 Jahren Teil der Abteilung ist, in meine Fußstapfen“, freut sich Dr. John.
Anlässlich seiner Verabschiedung blickten Chefarzt Dr. Torsten Uhlig, Klinikleiter Dr. Max von Holleben und RoMed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram auf das Wirken von Dr. Wolfgang John zurück, würdigten seine außerordentlichen Leistungen und bezeichneten ihn als einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Kleinsten und Schwächsten der Gesellschaft.
„Als einer der Pioniere des Perinatalzentrums danke ich Ihnen herzlich für Ihr herausragendes Engagement. Mit Ihrer Kompetenz, Ihrer empathischen und besonnenen Art und Weise haben Sie gegenüber den kleinen Patienten, Eltern, ärztlichen wie pflegerischen Kollegen immer wertschätzend agiert“, betonte Dr. von Holleben.
Der angehende Ruheständler freut sich sehr, endlich Herr über die eigene Zeit zu sein. Er wird Schulungen für das Kinderhospiz geben, weiterhin seine Tätigkeit bei der Landesärztekammer als Prüfer ausführen und vor allem eines tun: Viel reisen.
Es zieht ihn in den hohen Norden, mehr als einmal schon bis zum 80. Breitengrad, denn die landschaftlichen Erlebnisse dort haben es ihm angetan …
Hinterlassen Sie einen Kommentar