Belastung der Kliniken das Thema: Mitarbeitende im Rettungsdienst trafen sich
Wenn sich Sanitäter, Rettungssanitäter, Notfallsanitäter und Notärzte aus Haupt- und Ehrenamt in einem großen Saal treffen, dann hat der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung zum Notfalltag geladen. Etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in den Beurer Hof nach Altenbeuern im Landkreis gekommen, um nicht nur über das tägliche Arbeitsumfeld zu reden, sondern auch über außergewöhnliche Einsatzlagen.
Ernst Albrecht, der Kommandant der Wiener Spezialeinheit WEGA, hielt einen Vortrag über einen Terroranschlag, der die österreichische Hauptstadt am 2. November 2020 erschütterte – mit extremer Gefährdung der Rettungskräfte.
Ein großes Thema war zudem die Belastung in den Notaufnahmen der Kliniken im Kreisgebiet.
Das RoMed-Klinikum in Rosenheim lag im vergangenen Jahr im Ranking der meisten Zuweisungen durch den Rettungsdienst in Oberbayern auf Platz zwei, hinter dem Klinikum Rechts der Isar in München.
Das Problem sei, „es gibt dort zu viele, meist sich selbst einweisende Patienten, die dort nicht hingehören“, sagte Dr. Michael Bayeff-Filloff. Er ist der Landesbeauftragte Rettungsdienst im Bayerischen Innenministerium und Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im RoMed-Klinikum Rosenheim.
Um die Behandlungsdringlichkeit in der Notaufnahme festzustellen, werden ankommende Patientinnen und Patienten in fünf Stufen eingeordnet. Drei Stufen davon sehen einen Verbleib in der Notaufnahme vor. Bei einer Einordnung in einer der beiden verbleibenden Stufen würde meist eine Versorgung außerhalb der Notaufnahme, beispielsweise bei einem Hausarzt, ausreichen.
Laut einer Studie im Juli 2021, die Dr. Bayeff-Filloff beim Notfalltag vorstellte, waren 25 Prozent der ankommenden Personen in der Zentralen Notaufnahme im Klinikum Rosenheim keine Notfälle. Sie konnten in der Bereitschaftspraxis im Klinikum behandelt werden, die von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern betrieben wird.
Da sie zeitlich nur eingeschränkt abends und am Wochenende zur Verfügung steht, sollten jetzt, begleitet durch eine zweite Studie, die niedergelassenen Ärzte im Umfeld des Klinikums Rosenheim eingebunden werden, um auch tagsüber Patienten in die richtige Versorgungsebene zu lenken. Auch ein Telearzt wird wieder eingesetzt, der schon in der ersten Studie Patienten abschließend beraten konnte.
Ziel bleibe, die Zentrale Notaufnahme für Patientinnen und Patienten, die dringlich behandelt werden müssen, frei zu halten.
Professor Dr. Karl Georg Kanz, der Bereichsleiter Chirurgische Notaufnahme des Klinikums Rechts der Isar in München sowie Ärztlicher Bezirksbeauftragter des Rettungsdienstes in Oberbayern, informierte die Teilnehmenden des Notfalltages über Änderungen in der aktuellen Leitlinie Polytrauma.
Und Christof Vornberger vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim berichtete unter anderem von den geplanten Veränderungen der Versorgungsbereiche im Rettungsdienst.
Die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer hatte sich zu Beginn des Notfalltages bei allen Rettungskräften bedankt: „Sie alle geben bei jedem einzelnen Notruf ihr Bestes. Ihre Patientinnen und Patienten zählen auf Sie.“ Abschließend wünschte Loferer, „kommen sie immer gut und gesund aus ihren Einsätzen zurück.“
Die Moderation dieser Veranstaltung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung hatten sich der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Rosenheim – Dr. Michael Städtler – und der Landesbeauftragte Rettungsdienst, Dr. Michael Bayeff-Filloff, geteilt.
Der Zweckverband ist örtlich zuständig für die Landkreise Rosenheim und Miesbach sowie für die kreisfreie Stadt Rosenheim.
Fotos: Johanniter
Am Rande des Notfalltags wurden verschiedene Einsatzmittel vorgeführt – darunter eine Drohne der Johanniter.
Auch ich habe in meinem Familienumfeld solche Schafe, die sofort in die Notaufnahme rennen wegen jeder Kleinigkeit, schade, dass das ausgenutzt wird.
Wirklich erschreckend, aber ich denke, es hakt bereits an anderer Stelle:
Zu wenig Arztpraxen mit zu kurzen Öffnungszeiten, Bevorzugung privat versicherter Patienten, Terminvergabe auch bei akuten Fällen oft erst in Wochen … etc.
Vermutlich wird dieser „24/7-Service“ auch oft genug ausgenutzt, aber in manchen Fällen geht’s wohl nicht anders.
Schade, dass das Gesundheitswesen kaputt gespart wurde.
ein wahres Wort…
@gesetzlichversicherter:
Woher haben Sie die Info, dass man als Privatversicherter bei der Terminvergabe bevorzugt wird: Ich selbst bin privat versichert und sehe diesen angeblichen Vorteil kaum.
Ich muss z.B. auch vier Monate auf einen Termin zur Darmspiegelung warten.
Bei anderen Fachärzten ist es auch nicht besser. Also von wegen Bevorzugung – merke ich nicht viel …
Dieser Vorteil ist Realität.
Das habe ich in den vergangenen Jahren x-mal erlebt.
Und ich kann das gut verstehen: Wenn ich für einen halbstündigen Beratungstermin eine Rechnung über Eur 20.– (2,3-facher Satz) bekomme, dann erhält der Arzt von der Gesetzlichen für die gleiche Leistung nicht mal zehn Euro.
Wie soll denn der Arzt die Fixkosten seiner Praxis aufbringen?
@privatversicherter:
Bei mir ist dieser Vorteil keineswegs Realtität, obwohl ich auch schon sehr, sehr lange privat versichert bin …
Immerhin gibt es noch die Bereitschaftspraxis, die unter der Nummer 116117 im KKH Ebersberg, die zumindest tagsüber erreichbar ist.
Dort wurde mir schon mehrfach bei kleineren Notfällen am Wochenende gut geholfen.
An alle privat Versicherten, freut mich, dass es bei Ihnen anders lief, bei mir leider nicht. Erste Frage bei Fachärzten war bei mir immer privat oder gesetzlich.
Die Unterscheidung, dass ein Arzt für einen privat Versicherten mehr anrechnen kann als für einen gesetzlich Versicherten ist eine Schande, der Arzt unterscheidet bei der Behandlung sicher nicht.
Es geht allerdings eher darum, dass man z.B. bei einem „Augennotfall“ keinen Termin bei einem Augenarzt auf die Schnelle bekommt und dann so mancher auf die Notaufnahme ausweichen muss. Nicht gut für die Patienten und schon gar nicht gut für die Notaufnahme.