Neben dem Plan einer Babyklappe: Bereits bestehender, guter Weg für Schwangere in Not
Die Schicksale von zwei ausgesetzten Säuglingen in Rosenheim und im Landkreis Traunstein haben die Bevölkerung in jüngster Zeit erschüttert. „Diese Fälle zeigen uns eindringlich auf: Wir dürfen Schwangere in Not nicht allein lassen“, so die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann, CSU-Stadtrat Florian Ludwig, und der Vorsitzenden des Fördervereins Kinderklinik, Mihaela Hammer, informierte sich Daniela Ludwig jetzt bei der Beratungsstelle von Donum Vitae Rosenheim – über die Möglichkeit der „vertraulichen Geburt“ und die aktuelle Lage in der Schwangerenberatung.
„Wir müssen verhindern, dass sich Frauen in ihrer verzweifelten Lage mit der Aussetzung ihres Kindes auch noch strafbar machen. Der Antrag der Rosenheimer CSU-Stadtratsfraktion auf eine Babyklappe, den mein Mann Florian federführend verantwortet hat, war wichtig und richtig. Als Schirmherren des Fördervereins Kinderklinik sind wir Beide froh über die positiven Reaktionen, die wir darauf erhalten haben.“
Zum Foto: Im Gespräch von links die stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle Ulrike Schauberger, die Leiterin Susanne Mittermair-Johnson, CSU-Stadtrat Florian Ludwig, MdB Daniela Ludwig und die Vorsitzende des Fördervereins Kinderklinik, Mihaela Hammer.
Die Beratungsstelle in Rosenheim ist die drittgrößte von Donum Vitae in Bayern.
Die Leiterin Susanne Mittermair-Johnson befürwortet die Einführung einer Babyklappe, da sie die lebensnotwendige, medizinische Versorgung eines Säuglings kurz nach der Geburt gewährleiste.
Doch es gebe bereits einen bestehenden, guten Weg für Schwangere in Notlagen.
Im Jahr 2014 machte der Deutsche Bundestag mit einem Gesetz den Weg frei für eine „vertrauliche Geburt“.
„Dieses Gesetz ist gut gelungen“, so die stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle Ulrike Schauberger. „Frauen können ganz legal ihr Kind mit medizinischer Begleitung in einer Klinik entbinden, ohne ihre Identität preiszugeben. Seit 2014 hat Donum Vitae in Bayern über 70 Schwangere bei einer vertraulichen Geburt begleitet, in Rosenheim waren es fünf. Allein im Jahr 2022 gab es zwölf vertrauliche Geburten bei Donum Vitae Bayern.“
Die Gründe für die vertrauliche Geburt seien vielfältig, doch eines haben alle Fälle gemeinsam: „Die betroffenen Frauen erleben häufig zum ersten Mal, dass sie sich jemandem anvertrauen können, dass sie psychosozial begleitet und dabei auch wertgeschätzt werden.“
Ulrike Schauberger ist bei Donum Vitae in Rosenheim die zuständige Ansprechpartnerin der Frauen für die vertrauliche Geburt.
Während einer Begleitung ist sie 24 Stunden täglich für Schwangere erreichbar, begleitet sie zu Arztterminen, bei der Geburt und hilft bei der Kinds-Adoption. „Wir schützen damit auch die Gesundheit von beiden, Mutter und Kind. Das ist ein wichtiger Aspekt. Von den Frauen, die begleitet wurden, hätten vermutlich einige die Geburt ohne ärztliche Hilfe nicht überlebt.“
Was allen Beteiligten beim Runden Tisch wichtig war:
Die Hilfsangebote für Frauen müssen stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. „Offensichtlich wissen zu wenige Schwangere, an wen sie sich in einer verzweifelten Lage wenden können“, erklärte Susanne Mittermair-Johnson. „Wir müssen ihnen vermitteln: Es gibt Unterstützung für sie, schnell und unbürokratisch. Wir können das leisten.“
In diesem Rahmen wurde sich auch über die derzeit gesetzliche Regelung der Beratungspflicht zum Schwangerschaftskonflikt ausgetauscht. Bundesweit gibt es rund 100.000 Schwangerschaftsabbrüche im Jahr, ihnen standen 2021 fast 800.000 Geburten gegenüber.
„Diese hohe Zahl zeigt doch, dass wir die Beratungspflicht brauchen“, betonte Daniela Ludwig. „Nur so ist gewährleistet, dass wir Frauen, die Hilfe brauchen, auch erreichen, und sie in dieser Notlage nicht alleine bleiben müssen.“
Dieser Ansicht ist auch Donum Vitae. „Auch Frauen, die bei ihrer Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch blieben, sagten uns im Nachhinein: Ich bin froh, dass ich mit jemandem darüber reden konnte, und dass ich bei der Beratung war“, so Susanne Mittermair-Johnson.
Sie verwies zum Abschluss auf die telefonische Hilfe.
„Für alle, die Hilfe brauchen oder vermitteln können, wie etwa Ärzte und Ärztinnen: Die Nummer des bundesweiten Hilfe-Telefons ist 0800/ 40 40 020. Die Schwangerenberatungsstelle von Donum Vitae in Rosenheim erreicht man unter
08031 / 40 05 75.“
Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie schwangere Frauen Hilfe erhalten können. Sowohl Bundes- als auch Landesstiftungen unterstützen finanziell, viele Organisationen stehen mit Rat und Tat zur Seite, es gibt die anonyme und vertrauliche Geburt.
Leider gehen laut Erfahrungsberichten von betroffenen Frauen diese vielfältigen Angebote bei Beratungen oft unter. Hier sollte man unbedingt ansetzen.