Wasserburger Stadtrat Sepp Baumann schreibt an Innenminister in München
Zehn Minuten können eine endlos lange Zeit sein – besonders dann, wenn man verzweifelt auf Hilfe wartet. So geschehen am 23. April gegen 22 Uhr auf der Bundesstraße 304 zwischen Reitmehring und Gabersee. An diesem Abend ereignete sich bei starkem Regen ein Unfall, bei dem ein Fußgänger schwer verletzt wurde (wir berichteten). Der Zufall wollte es, dass der Wasserburger Stadtrat Sepp Baumann Ersthelfer am Unfallort war. Umgehend wurden Polizei und Rettungsdienst alarmiert. „Und dann dauerte es zehn Minuten bis die Polizei eintraf und die Unfallstelle endlich abgesichert war. Bis dahin sind die Autos nur so an uns vorbeigerauscht“, schüttelt Baumann den Kopf. „Zehn Minuten für die nicht mal 500 Meter von der neuen Polizei-Inspektion bis zur Unfallstelle. Und der Rettungswagen brauchte sogar noch zwei Minuten länger.“
In einem persönlichen Schreiben hat sich der Wasserburger Stadtrat jetzt an Bayerns Innenminister Joachim Hermann gewandt und den Unfall als Aufhänger genommen, um einer Frage nachzugehen, die sich Baumann schon lange stellt: Sind nachts in Wasserburg zu wenig Polizei-Beamte im Dienst?
Baumann: „Der Verdacht liegt nahe. Ich hab die Beamten gefragt, warum sie für die paar Meter so lange gebraucht haben. Sie haben mir erklärt, dass um diese Zeit die Dienststelle nur mit einer einzigen Streifenwagenbesatzung besetzt sei und sie von einem andern Einsatz weiter weg kämen.“
Baumann will jetzt vom Innenminister wissen, ob das „normal“ sei, dass die Polizei in Wasserburg mit einem solch großen Einsatzgebiet nachts und am Wochenende meist unterbesetzt ist. „Bei Kontrollen wegen Sperrzeitvergehen in der Altstadt gibt’s ja anscheinend eine andere Priorität. Da kommen dann jede Menge Streifenwagen und Mannschaftsbusse.“ Baumann abschließend: „Ich bin gespannt auf die Antwort vom Innenminister.“
Er als Politiker müsste doch selber wissen, dass da alles zurück kommen wird nur keine zufriedenstellende Antwort auf die eigentliche Frage. Braucht man doch nur mal eine der Polit-Talkshows anschauen. Da wird solange um den heißen Brei herum geschwafelt bis keiner mehr weiß was die ursprüngliche Frage war.
Lieber Sepp Baumann,
haben wir schon ein „Sommerloch“…?
Die Wasserburger Polizei wird sicher zügig zum Unfallort gefahren sein. Es kann ja sein, dass die Beamten noch eine andere Angelegenheit abschließen haben und/oder von einem anderen Einsatzort zur Unfallstelle fahren haben müssen.
Wenn für jeden Arbeitspeek die Menge Beamten 24 h zur Verfügung stehen müssten, müsste die Beamtenstärke wohl verdoppelt werden müssen.
Da Du vor Ort warst, konnte eh nix schief gehen…
Es kann halt immer was passieren, wenn man auf den Straßen unterwegs ist.
…und nach wie vor ist unser Sanitäter- und Erstversorgungsteams eine der besten in Europa…
Hallo stefan,
Der Sepp hat das in seinem Artikel ja ausführlich beschrieben!
und da zu diesem Zeitpunkt, laut aussage der Beamten, die Dienststelle nur mit einer Streifenwagen Besatzung belegt war, und diese von einem anderem Einsatz gerufen wurde; verstehe ich auch nicht, wie man in solchem Einsatzbereich, nur 2 Mann, sprich ein Fahrzeug, zur Verfügung hat!
Es gibt Gebiete im Altlandkreis, da braucht die Polizei nachts allein für den Weg etwa 15-20 Minuten, und da müssen sie schon gut aufs Gaspedal drücken. Bei der Attraktivität des Berufs und der geringer werdenden Anzahl der Schulabgänger, wird das künftig vermutlich auch nicht wirklich kürzer werden …
Also für die Tatsache, dass der Stadtrat und deren Mitglieder ja nicht erst seit gestern im Amt sind, kommt diese Erkenntnis doch ziemlich spät. Man hat doch die neuen Räumlichkeiten besichtigt und da konnte man sich durchaus auch informieren, wie es mit der Personaldecke bestellt ist. Noch schlimmer finde ich, dass der Rettungswagen sogar noch später ankam. Und bevor man hier über die Prioritäteneinschätzung daherschimpft, sollte man sich lieber ernsthaft vorher informieren. Vielleicht auch einmal auf die Kennzeichen der Einsatzfahrzeuge schauen, wenn größere Einsätze GEPLANT!!! sind. Hier handelt es sich um die Unterstützungskräfte, welche vorab angefordert werden.
Ich bin kein Freund von Baumann, aber ich kann mich erinnern, dass er schon mal – bei Planung des Neubaus – auf die dünn besetzte Polizei mit sehr großem Einsatzgebiet hinwies. Von „spät drauf kommen“ kann also nicht die Rede sein. Und tatsächlich hat er Recht, auch wenn ich selten seine Meinung teile. Hier aber muss man sagen, wäre ein Blaulicht des Sankas ausreichend gewesen, den Verkehr abzubremsen. Daher ist die Frage, wieso 10 Meter neben dem Krankenhaus mehr als 10 Minuten auf irgend eine Art Blaulicht gewartet werden muss.
Vielleicht hatten in dieser Nacht die Johanniter Dienst, und deren Rettungswache ist halt am anderen Ende der Stadt.
vielleicht weil der Rettungsdienst nicht am Krankenhaus stationiert sind?
Die gesetzliche Frist für das Eintreffen von Rettungsmitteln liegt in Bayern bei 12 Minuten, bei schwachem und bei starkem Verkehr ausnahmsweise 15 Minuten nach Ausrücken des entsprechenden Fahrzeugs. Nachzulesen im Bayerischen Rettungsdienstgesetz.
Für die Polizei gibt es meines Wissens nach keine Eingreifzeit, die gesetzlich vorgeschriebenen ist. Hier entscheidet die Lage und Verfügbarkeit der Einsatzmittel, wie lange es dauert bis eine Besatzung vor Ort ist.
Was passiert in Deutschland wenn Sollzustand und Istzustand abweichen? Es wird diskutiert. Nein, es wird umformuliert. Wie dir vielleicht in deinem Text schon auffällt, heißt es „ab Ausrücken“ und nicht „ab Notruf“.
Im Artikel steht 10 Minuten für die Polizei und nochmal 2 für den Rettungswagen. Sind wir also bei deinen 12 Minuten. Was aber, wenn der Unfall nicht am Rand einer kleinen Stadt, wo alles organisiert ist, passiert?
Dafür gibt es Bedarfsanalysen, diese finden, wie in meinem anderen Post erklärt, regelmäßig statt. Das ist auch der Grund, weshalb jetz bspw. in Griesstätt ein weiteres Fahrzeug steht.
„Die gesetzliche Frist für das Eintreffen von Rettungsmitteln liegt in Bayern bei 12 Minuten, bei schwachem und bei starkem Verkehr ausnahmsweise 15 Minuten nach Ausrücken des entsprechenden Fahrzeugs. “
Diese Aussage ist etwas missverständlich. Die Hilfsfrist bezieht sich nicht auf jeden einzelnen Einsatz, sondern ist eine reine planerische Größe.
D.h. es besteht kein Anspruch darauf, dass nach 12 Minuten ein RTW da ist. Ebensowenig kann der Besatzung eines RTW ein Vorwurf gemacht werden, wenn sie wegen schwieriger Bedingungen oder weiter Anfahrt 20 Minuten zum Einsatzort braucht.
Die Hilfsfrist im Rettungsdienstgesetz besagt, dass die Standorte der Wachen so geplant sein müssen, dass in 80% der Fälle die Fahrzeit von 12 Minuten eingehalten werden kann. Wird diese Hürde gerissen, dann müssen die Planer reagieren und ggf. zusätzliche Fahrzeuge stationieren oder in Einzelfällen den Standort einer Wache verändern.
Stimmt, diese Formulierung ist missverständlich. Sie haben natürlich vollkommen Recht. Es kann schließlich nicht für jeden Peak bei den Einsätzen zusätzliches Personal gestellt werden. Deshalb gibt es ja die Bedarfsanalysen.
Die RTW-Besatzungen trifft auch überhaupt keine Schuld. Die Arbeit, die von den Leuten erbracht wird ist wirklich toll und unersetzbar. Dafür haben sie meinen tiefsten Respekt.
„15 Minuten nach Ausrücken des entsprechenden Fahrzeugs. Nachzulesen im Bayerischen Rettungsdienstgesetz.“
Das glaubst du dir selbst nicht. Überlege, was du da schreibst.
Wenn der Sanka 1 Stunde braucht zum Ausrücken, dann aber in drei Minuten vor Ort ist … dann wäre deiner Ansicht nach alles in Ordnung.
Deine behauptete Regelung gibt es nicht.
PS: Es gibt in regelmäßigen Abständen umfassende Auswertungen von Statistiken, die aufzeigen wo Verbesserungen bedarfsgerecht erbracht werden können.
Dazu kommt, dass bei weitem nicht an jedem Krankenhaus ein Rettungsmittel steht. In Wasserburg gibt es zwei Standorte an denen RTW zur Verfügung stehen, diese befinden sich aber wegen der Einhaltung der Eingreifzeiten nicht beide in der Nähe des Klinikums. Ist dort kein Fahrzeug vorhanden so wird das nächstgelegene alarmiert.
Die Rettungsfahrzeuge sind nicht an der Klinik stationiert.
Nachts ist zudem nur der RTW des BRK besetzt. Der Johanniter RTW ist nur tagsüber besetzt.
Ist der Wasserburger RTW gerade unterwegs (wegen vieler abgemeldeter Kliniken werden die Transportwege immer länger, d.h. ein RTW kann mit einem Patienten schon mal 2 Stunden beschäftigt sein), dann kommt der Rettungswagen aus Haag, Grafing, Ebersberg oder Bad Endorf. Wenn man sich die Fahrzeiten von diesen Standorten mal durchrechnet, dann kommt das mit den 12 Minuten ganz gut hin.
Auch wir haben die bittere Erfahrung gemacht und auf die Polizei 1,5 Stunden gewartet und das mitten in der Nacht um halb zwei, auf die Anfrage, warum das so lange dauerte, wurde uns gesagt, dass die nur mit einem Streifenwagen unterwegs sind.
(…). Dann darf die Polizei auch 30 Minuten zu spät sein, weil sie gerade in Amerang unterwegs war? Was soll das für ein Argument sein?
Unsere Polizei ist nicht nur nachts zu spät. Habe auch tagsüber schon 2 Stunden gewartet, obwohl ich sagte, dass mein Unfallgegner mich anschreit und mit der Faust droht. Wer weiß was passiert wäre, wenn er nicht unerlaubt von der Unfallstelle verschwunden wäre.
Notarzt und Sanker kümmert sich um Verletzte, Feuerwehr um auslaufende Betriebsmittel und den Verkehr. Das reicht doch, oder?
Fragts mal bei der FFW nach, wie das ist mit dem Warten auf die Polizei …
Das wird schon wieder. Die müssen noch die Überstunden abfeiern, die sie während Corona machen mussten. Da gabs genug Beamte, die sich nachts kümmerten, dass wir nicht ohne „Wautzi“ spazieren gingen, oder mit dem Auto wirklich nur zum Einkaufen fuhren .
Du solltest dich schämen (…).