Beauftragte wollen mehr Beachtung ihres Ehrenamtes - Herausforderungen diskutiert
Verbesserungs-Möglichkeiten würde es genügend geben – von Tagespflegestellen bis hin zu einem senioren- und behindertengerechten, öffentlichen Personennahverkehr. „Es geht um zukunfts-orientierte Seniorenarbeit in unserem Landkreis“, machte der Beauftragte des Landkreises Rosenheim für die Belange älterer Menschen – Thomas Waldvogel – schon in seiner Begrüßung klar. Vertreterinnen und Vertreter der kommunalen, ehrenamtlichen Seniorenarbeit waren jetzt Waldvogels Einladung in den großen Sitzungssaal des Landratsamtes gefolgt. Gemeinsam mit einigen Bürgermeistern …
Seniorenarbeit ist ein wichtiges Zukunftsthema. Denn, wie auch Landrat Otto Lederer zu beginn gleich betonte, „werden die Menschen im Landkreis immer älter.“ Lederer belegte dies mit Zahlen.
In den kommenden 20 Jahren werde sich die Zahl der 60- bis 79-Jährigen um knapp 30 Prozent erhöhen.
Bei den über 85-Jährigen werde eine Steigerung um über 60 Prozent prognostiziert und auch die Zahl der über 90-Jährigen werde im Vergleich zu heute doppelt so hoch sein.
Keine Zunahme gebe es dagegen bei den 18-Jährigen. Ihre Zahl bleibe in dieser Zeit gleich.
Die in der kommunalen, ehrenamtlichen Seniorenarbeit tätigen Vertreterinnen und Vertreter und einige Bürgermeister hatten viel zu besprechen. Gastgeber waren der Beauftragte des Landkreises Rosenheim für die Belange älterer Menschen, Thomas Waldvogel (ganz links), und Landrat Otto Lederer (2. von links).
„Es ist wichtig, das Thema in die Gremien zu bringen und dafür brauchen wir sie alle“, sagte Landrat Otto Lederer, „ihre Arbeit ist ungemein wichtig und ich möchte ihnen ganz herzlich dafür danken“.
Ein bisschen Statistik gab es auch von Karola Kellner. Die Kommunalberaterin moderierte den inhaltlichen Teil. In den kommenden Jahren würden die Babyboomer-Jahrgänge – also die Menschen, die Anfang bis Mitte der 1960er Jahre geboren wurden – in den Ruhestand gehen: „Wenn die in 20 Jahren pflegebedürftig werden, dann wird es düster, wenn wir nicht jetzt anfangen, zu steuern.“
Im Landkreis Rosenheim ist und bleibt der Altersdurchschnitt über dem von Oberbayern und ganz Bayern.
Karola Kellner wurde deutlich: „100 Leute in Rente, aber nur 50, die arbeiten“.
Die Kommunalberaterin wollte diese Perspektive aber nicht nur negativ sehen, „auf der anderen Seite ist das ein unfassbares Potential. Alle, die in Rente gehen, suchen Sinniges und können im Ehrenamt tätig sein“.
Im Anschluss ging es in Kleingruppen weiter, um die Problemlagen in den Kommunen zu benennen und Lösungen zu erarbeiten. Mehrfach genannt wurden fehlende Tagespflegeplätze, um pflegende Angehörige zu entlasten.
Keine leichte Aufgabe, denn neben Personal und einem Träger für die Einrichtung brauche es ein Grundstück und ein passendes Gebäude. Deutlich wurde, dass sich vor allem kleinere Gemeinden eine Lösung nur zusammen mit den Nachbargemeinden vorstellen können.
Im Bereich des ÖPNV wurde das in elf Gemeinden zur Verfügung stehende Angebot „Rosi“ lobend erwähnt. Es ermöglicht individuell buchbar bedarfsgerechte Fahrten. Noch befindet sich dieses On-Demand-Angebot in der Erprobungsphase. Eine Ausweitung auf andere Gemeinden ist vor einer abschließenden Bewertung noch kein Thema.
Ganz generell sei im Öffentlichen Personennahverkehr aus Sicht der Seniorenbeauftragten noch viel zu tun. Kritisiert wurde unter anderem, dass viele Bushaltestellen nicht barrierefrei seien und Gehwege immer noch nicht behindertengerecht geplant und gebaut würden.
Das seniorenpolitische Gesamtkonzept, das der Rosenheimer Kreistag schon 2011 beschloss und 2017 fortschrieb, wurde in allen Gemeinden vorgestellt. Bei der Umsetzung der Handlungsempfehlungen hake es aber vielerorts, so der Tenor.
Auch die Seniorenbeauftragten selbst wünschen sich mehr Beachtung für ihr Ehrenamt. Dazu gehören aus ihrer Sicht regelmäßige Berichte im Gemeinderat, ein offenes Ohr in der Gemeindeverwaltung und Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Themen gibt es genügend in der ehrenamtlichen Seniorenarbeit.
Waldvogel will sich nun unter anderem mit dem Thema „Enkeltrick und Schockanrufe“ befassen. Sein Ziel wäre, Seniorinnen und Senioren noch besser zu informieren.
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