Dort soll Ersatzgrün für den Efeu wachsen, der bei der Sanierung der Stadtmauer weichen musste

Sie haben seit knapp 20 Jahren einen recht großen Erfolg: Gabbionen. Man sieht sie an den Autobahnen, wo sie als günstige Schallschutzwände aufgestellt werden und man entdeckt sie auch in Vorgärten von Häusern, wohl auch aus Schallschutzgründen. Der Begriff kommt aus dem Italienischen – „gabbione“, was so viel heißt wie „Schanzkorb“ oder „großer Käfig“. In früheren Zeiten hat man diese, vom Ästhetischen her durchaus umstrittenen Mauern auch als Schutzwälle im Krieg verwendet, doch nun sollen sie das Zaunbauwerk des 21. Jahrhunderts werden – und im Wasserburger Altstadtfriedhof dem Efeu Halt geben.

Gabbionen herzustellen: Drahtkörbe bauen, Schotter hinein, fertig. Die Deutschen bauen sie gerne quadratisch, weshalb mancher Italiener beim Anblick der Gabbionen wohl gerne sagt, „I tedeschi pensano in quadrati“ (die Deutschen denken in Quadraten), wie es die Süddeutsche Zeitung einmal schrieb.

Wenn man nach Vorteilen für diese Monster sucht, dann findet man zuerst die Graffiti-Feindlichkeit, denn anders als Hauswände eignen sie sich nicht für Sprayer. Dann sind sie recht billig, ein Meter kostet zwischen 80 und 300 Euro. Und sie sind schwer, ein Meter Gabbione wiegt so viel wie ein mittlerer PKW.

Befürworter dieser monströsen Mauern führen auch noch ins Feld, dass die Gabbione auch dem Artenschutz dienten, denn mehrere Tierarten könnten durch diese Mauern ihre Nester bauen und somit überleben.

Nun entdeckt man sie in Wasserburg am Altstadtfriedhof in größerer Zahl. Die Wasserburger Stimme hat sich umgehört in der Stadt, viele Freunde haben diese neuen Mauern nicht. Aber, so hat uns die Stadt Wasserburg informiert, sie waren aus Gründen des Denkmalschutzes notwendig: Denn der Efeu, der an der historischen Stadtmauer wuchs und dafür sorgte, dass die Mauer fast baufällig wurde, steht unter Naturdenkmalsschutz. Und deshalb konnte er aus der historischen Stadtmauer (die er auf die lange Sicht zerstörte) nur entfernt werden, wenn ihm wieder eine Möglichkeit gegeben wurde zu wachsen. Und dafür haben das zuständige Denkmalsschutzamt bei Landkreis Rosenheim und die Stadt Wasserburg vereinbart, solche Gabbionen zu bauen.

Ein Problem mit den Grabstellen auf dem Altstadtfriedhof gebe es nach Auskunft der Stadt nicht, denn das Bestattungsverhalten der Menschen habe sich in den letzten Jahrzehnten stark geändert. Eine Warteliste wie noch in den 70-er und 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts gebe es gar nicht mehr.

 

Peter Rink