Tag des Offenen Denkmals: Interessanter Vortrag der Stadtbaumeisterin
Zahlreiche Veranstaltungen gab es am gestrigen Sonntag in Wasserburg anlässlich des „Tags des Offenen Denkmals“. So wurde unter anderem auch eine Führung in Schloss Weikertsham angeboten, das kleine Museum in Gabersee öffnete seine Pforten und man konnte sich durch das Psychiatriemuseum führen lassen. Eine Veranstaltung stach aus dem Angebot ein wenig heraus: Im Rathaus lud die Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann zu einem Vortrag ein über das Modellprojekt „Vereinbarkeit von Denkmalschutz und regenerativer Energie“ in der Wasserburger Altstadt. Hier wurde das historische Denkmal der Altstadt von Wasserburg verknüpft mit den Herausforderungen der Gegenwart.
Zahlreiche Interessenten waren erschienen und die Stadtbaumeisterin erläuterte in einem dreißigminütigen Vortrag sehr kenntnisreich die Schwierigkeiten, die in einer Altstadt wie in Wasserburg entstehen, wenn man die Vorgaben des „Gebäudeenergiegesetzes“, das in der vergangenen Woche vom Bundestag verabschiedet worden ist, hier umsetzen will.
Denn die Frage, die sich stellt, ist: Wie kann man Denkmalsschutz und Klimaschutz verträglich umsetzen? Die gesamte Altstadt von Wasserburg sei ein „denkmalgeschützter Bereich“ mit insgesamt 280 Einzeldenkmälern. Das Besondere hier sei, dass die Dächer als sogenannte „fünfte Fassade“ gelten können und nicht zuletzt deshalb ein äußerst sensibler Umgang bei der Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes erforderlich ist.
Seitens der Stadt Wasserburg wurde zunächst ermittelt, in welchen Bereichen der Energieverbrauch einerseits sehr hoch sei und andererseits weniger Energieverbrauch festzustellen sei. Durch das neue Gebäudeenergiegesetz müssten sich die Bewohner Wasserburgs auch an neue Regeln und Regelungen gewöhnen. Denn in einer Stadt wie Wasserburg könne wohl auch ein Nahwärmenetz nicht flächendeckend umgesetzt werden.
Mechtild Herrmann sprach davon, dass es im Bereich der Wasserburger Altstadt vier verschiedene Modellprojekte gebe, von denen derzeit aber nur eines sich in der Umsetzung befinde, und zwar in der Ledererzeile. Die anderen drei Modellprojekte, im Weberzipfel, am Heisererplatz und in der Herrengasse, sollen demnächst in die Umsetzungsphase gehen. Allerdings, so führte die Stadtbaumeisterin weiter aus, herrsche in der Bevölkerung eine nicht zu unterschätzende Skepsis gegen die Umwandlung von historischen Gebäuden in eine CO2-neutrale Energieversorgung, besonders hinsichtlich der Langlebigkeit und der Funktionstüchtigkeit der neuen Gerätschaften wie der Wärmepumpe, aber auch die auf die Hauseigentümer wartenden Kosten werden als Problem immer wieder angesprochen.
Es gehe letztlich um die Frage: „Was passt in unsere Wasserburger Altstadt?“ Mechtild Herrmann erwähnte in ihrem Vortrag das Förderprogramm des Freistaates Bayern und sie sagte auch, dass die fehlende Homogenität der Wasserburger Altstadt bei der Bezuschussung helfen könne. Man wolle so viel wie möglich die Energieversorgung in der Wasserburger Altstadt auf Solarenergie umstellen. Die Wasserburger Altstadt sei deshalb in vier Kategorien eingeteilt worden:
Kategorie 1 – Historische Deckungen und Gebäude mit besonderer städtebaulicher Signifikanz und Einsehbarkeit
Katehorie 2 – Ensembleprägende einsehbare Dachflächen von Straße, Platz und/oder Aussichtspunkt
Kategorie 3 – Einsehbare Dachflächen von Straße/Platz und/oder Aussichtspunkten
Kategorie 4 – Nicht deutlich oder gar nicht einsehbare Dachflächen
Zur ersten Kategorie gehörten historische Bauwerke wie zum Beispiel die Burg, das Rathaus, die Frauenkirche, die Wasserburger Stadtkirche St. Jakob und das Brucktor.
Bei der zweiten Kategorie gehe es um „ensembleprägende“ Bauwerke. Herrmann sprach hier von der Innfront, die sie als die „Schokoladenseite“ der Stadt bezeichnete. Hier lasse sich eine Energieversorgung mit Fotovoltaik nur eingeschränkt umsetzen. So müsse sich unbedingt eine Fotovoltaik-Installation auch farblich an die existierende Dachgestaltung anpassen.
Das Thema Klimaschutz habe auch in Wasserburg zu einer Änderung der Sichtweise bei den Menschen geführt und so sei Wasserburg mit seiner angepassten Gestaltungssatzung die erste Gemeinde in Bayern, die eine Gestaltungssatzung verabschiedet habe, die den neuen Richtlinien entspreche, ergänzte die Stadtbaumeisterin nicht ohne Stolz. Man dürfe gespannt sein, ergänzte Herrmann, wie die Wasserburger die neue, veränderte Gestaltungssatzung annähmen.
„Wir sind eine lebendige Stadt“, ergänzte sie, „kein Museum, wir wollen und müssen uns weiterentwickeln.“
Unter dem Motto: „Erbe bewahren, Zukunft gestalten“ wolle man auch auf Ausnahmeregelungen verzichten. Das neue Gebäudeenergiegesetz habe dem Denkmalsschutz gegenüber keinen Vorrang, aber auch umgekehrt müsse sich der Denkmalsschutz auf die aktuellen Regelungen einlassen.
In der anschließenden Diskussion fragte Bastian Wernthaler nach, ob es hier im Stadtrat einen Konsens gebe, den Mechtild Herrmann bejahte. Die Zusammenarbeit aller Gremien im Bereich der Stadt sei gut, der Konsens hoch.
Anschließend begleiteten die Zuhörer die Stadtbaumeisterin zur Burg, wo man einen guten Überblick über die Bauweise innerhalb der Wasserburger Altstadt gewinnen konnte.
PETER RINK
Auch wenn mein Kommentar das Thema ein bisschen verfehlt so sollte man sich auch mal Gedanken über das Stadtbild generell machen. Explizit meine ich damit die Überdachung für den Markt in der Hofstatt.
Dieses hässliche Gestell mag zwar seinen Zweck erfüllen , optisch ist es aber ein Grauß. War hier nicht sogar mal ein vertiefter Brunnen ? Die Hofstatt könnte einer der schönsten Plätze in der Altstadt sein . Mit dieser Bushaltestellenüberdachung ist sie einfach nur ein Ort zum schnell vorbeigehen. Hier sollte man eine Ausschreibung machen für Ideen die diesen Platz schöner und gemütlicher machen und die Leute zum Verweilen einlädt.. Den Markt kann man bestimmt auch anders integrieren.
Bushaltestelle! Prima Idee 👌haben wir eh zu wenig !!!
Die Frage ist doch mit welchen Aufwand, zu welchen Kosten mit welcher Wirkung will man was erreichen?
Oder geht es hier eher um Aktionismus und Buzzwords?
Als Altstadtbewohner blieb nach der Veranstaltung am Sonntag ein schaler Beigeschmack zurück. Der grundsätzlich gute Ansatz, Modellprojekte zur klimaneutralen Energieversorgung denkmalgeschützter Stadtteile zu entwickeln, ist gescheitert. 3 der 4 Eigentümer von Altstadtgebäuden machen nicht mehr mit und das aus gutem Grund. Die vom Planer für ihre Gebäude vorgeschlagenen Lösungen hätten u.a. zu extrem hohen Strom- und Heizkosten geführt. Beim 4. Projekt handelt es sich um marktübliche Technologien.
Grund für diesen Misserfolg ist die Auswahl des Planers, der auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien die erforderliche Expertise nicht hat. Warum die Stadt hier nicht frühzeitig die Reissleine gezogen hat, bleibt unklar. So wurden Steuergelder verschwendet.
Auch die beiläufige Ankündigung der Stadtbaumeisterin, dass es in der Altstadt keine zentrale Nahwärmeversorgung geben werde, dürfte die Altstadtbewohner aufhorchen lassen. Sie müssen sich auf stark steigende Heizkosten einstellen. Ob so die Unterstützung der Stadt Wasserburg beim Erhalt denkmalgeschützter Gebäude aussieht, wie sie das bayer. Denkmalschutzgesetz fordert?
Bevor über erneuerbare Energien nachgedacht wird sollte das Badria geschlossen werden. Dieses ressourcenfressende Relikt gehörte in die 80er und hat heute keine Existenzberechtigung mehr.
Vollkommen rätselhaft, warum ein Wärmenetz in Wasserburg nicht realisierbar sein soll. Haag, Eiselfing und viele andere Kommunen sind da offensichtlich weniger lethargisch.