Ein Gespräch mit Simon Arnold über seine Aufgaben und seine Rolle 

Vor gut 100 Tagen hat er sein Amt angetreten: Der neue Stadtmanager von Wasserburg, Simon Arnold. Die Wasserburger Stimme wollten von ihm wissen, wie er seine Tätigkeit nach knapp vier Monaten in der neuen Aufgabe bewertet, welche Erwartungen er hat und welche er bereits hat korrigieren müssen. In unserem Gespräch antwortet er auf die Frage, wohin die Reise mit dem Stadtmanagement denn hingehen soll:

„Eine schwierige Frage“, so der Stadtmanager. Wasserburg sei lebens- und liebenswert, sei eine aktive, sehr dynamische Stadt, doch, wie nicht anders zu erwarten, seien die Interessen widersprüchlich, ein breiter Konsens in der Bevölkerung nicht immer herzustellen.

Am Beispiel des Autoverkehrs wird er auch gleich konkret: Eine autofreie Altstadt von Wasserburg empfinde er als „angenehm“ und gleich ergänzt er, dass dies „aber vorerst nicht umsetzbar“ sei, nicht zuletzt deshalb, weil die Wasserburger Altstadt eben auch bewohnt sei.

Die Vereine seien ihm sehr wichtig, weshalb er auch in den ersten vier Monaten versucht habe, möglichst mit vielen Vereinen ins Gespräch zu kommen. Im Mai (wir berichteten) hatte Arnold angekündigt, dass er das Leben für die 16 bis 30-Jährigen in Wasserburg attraktiver machen wolle. Auf die Frage, wie er da vorangekommen sei, erwähnt Arnold eigens nochmals die Sportvereine, allen voran den TSV 1880, bei dem er jetzt als Co-Trainer das Training und die Betreuung für die F-Jugend mit übernehmen werde.

 

Mit dem Hinweis, dass er weder ein Budget in seiner Aufgabe noch eine Weisungsbefugnis habe, beschreibt er seine Aufgabe eigentlich klar: Er soll unterstützen, kann aber wenig durchsetzen, wenn er auf Widerstände stoßen sollte.

Und da beginnen seine Schwierigkeiten als Stadtmanager. In Wasserburg hat sich eingebürgert, was in vielen Städten auch der Brauch ist, dass nämlich die Stadt nicht als Veranstalter auftritt, sondern Veranstaltungen aller Art von Vereinen und städtischen Institutionen organisiert werden und die Stadt als Unterstützer auftreten kann. Das habe er verstanden und wolle seine Ziele darauf abstellen. Da die Stadt häufig nicht selbst als Veranstalter auftrete, sondern dies von Vereinen übernommen wird, stellt sich natürlich die Frage des Equipments. „Nicht jeder Verein kann über alle Gerätschaften verfügen, die man für Veranstaltungen benötigt.“

Hierfür will er eine „Vereinsequipmentbörse“ schaffen, sodass die Wasserburger Vereine sich viele Sachen, die nicht immer gebraucht werden, gegenseitig ausleihen können. Er denke da an ein System, wie es der Kulturkreis Wasserburg bereits installiert habe.

Außerdem denkt er an einen Veranstaltungsleitfaden; damit will er es Vereinen und anderen Veranstaltern „so leicht wie möglich“ machen, ihre Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Dieser Veranstaltungsleitfaden sei mittlerweile zu einem Drittel fertig gestellt und er hoffe, die Arbeit daran vor Jahresende 2023 abschließen zu können.

Angesprochen auf aktuelle Ereignisse, erwähnt Simon Arnold die Eislaufbahn, die während des Christkindlmarktes wieder als Attraktion in Betrieb genommen werden soll. Hier habe ihn der Stadtrat um eine Stellungnahme gebeten. Kritiker der Eisbahn wenden nämlich ein, dass der Christkindlmarkt durch die Eisbahn zerrissen würde. Auch die im Aufstellbereich der Eisbahn angesiedelte Gastronomie sehe die Eisbahn kritisch, zumal auch die Zeit bis Anfang Januar verlängert werden soll. Befürworter betonen hingegen die einzigartige Attraktion für eine Stadt der Größe Wasserburgs. Der Stadtrat müsse jetzt darüber befinden, erläutert Simon Arnold und ergänzt, dass die Stadt, wenn sie selbst nicht als Veranstalter auftreten wolle, nicht zu viel regulieren sollte.

Auf unsere Frage, wie es in zwei Jahren mit der Aufgabe des Stadtmanagers weitergehen werde, lächelt er und meint nur, dass dann neu verhandelt werden müsse, er habe große Lust weiterzumachen, kann sich aber wohl auch eine organisationstechnische Auslagerung von der Stadtverwaltung vorstellen. Er sieht seine Aufgabe eben nicht vordringlich bei der Verwaltung, sondern er verstehe seinen Schwerpunkt bei der Lebensqualität in der Stadt. Und hier sei eben gerade die Infrastruktur ein nicht zu unterschätzender Punkt. So fehle in Wasserburg ein richtiger Sportpark, in dem neben Leichtathletik oder Fußball auch Rasenkraftsport oder Diskus- oder Hammerwerfen betrieben werden könne. Und hier konkretisiert er dann auch seine Rolle: Er will mit guten Ideen den Verantwortlichen zur Seite stehen. 

Wasserburger Stadtmanager spricht auch das Konzept der „Vision 2030“ an, ohne genau darauf einzugehen, worum es ihm hierbei genau geht. Sollte Wasserburg der „Vision 2030″ gemäß aufgestellt sein, meint er, müssten sich zwölf Beschäftigte um das Stadtmanagement kümmern.

Zum Schluss spricht er dann von der „vollkommen unterschiedlichen Organisation“ einer Stadtgemeinde im Gegensatz zur freien Wirtschaft, wo er herkomme. In der freien Wirtschaft seien die Prozesse schneller, weil die Verantwortung bei einer Person liege und nicht mehrere Gremien mit dem Entscheidungsprozess befasst seien.

Aber für ihn sei diese Aufgabe auch eine Art Berufung, er wolle Wasserburg etwas zurückgeben, Gestaltungsräume und -möglichkeiten seien ihm da wichtig und er wünsche sich sehr, dass es möglichst wenig Widerstände gegen von ihm initiierte Projekte geben werde.

Auf die Frage, wie gut er sich in der Stadt akzeptiert fühle, meinte er nur, dass dies ein Prozess sei, der allerdings noch andauere.

PETER RINK