Stark dezimierte Löwen siegen unerwartet mit 1:0 in Garmisch-Partenkirchen

Mit dem allerletzten Aufgebot, dafür aber mit einem umso größeren Kämpferherz hat der TSV 1880 Wasserburg durchaus unerwartet mit 1:0 in Garmisch-Partenkirchen gewonnen und drei Punkte geholt, die so nicht eingeplant waren. Die Innstädter waren zur weitesten Auswärtsfahrt des Jahres mit einem Reisebus angereist, dabei hätten es zwei Kleinwagen und ein Zweisitzer auch getan, denn mehr Kaderspieler der Ersten waren nicht mehr wirklich fit.

Angesichts des Rumpfkaders, mit dem Trainer Florian Heller unterwegs war, schien der Bus als Metapher für die gewählte Taktik: Der Bus sollte vor dem eigenen Tor geparkt und die Null gehalten werden. Die Löwen waren ohne ihre etatmäßigen Stürmer gekommen, sodass von Anfang an klar war, dass ein wildes 4:3 wie in Neufraunhofen nicht drin ist, sondern womöglich ein Tor reichen muss.

Und eben jenes goldene Tor erzielte in der 62. Minute Jaden Pezo, der als Reserve-Stürmer in der Kreisklasse bislang wenig getroffen hatte, aber dennoch das Vakuum im Angriff füllen sollte. So wurde er ins kalte Wasser geworfen und wurde zum Matchwinner. In seinem ersten Landesliga-Spiel von Beginn hämmerte der 20-Jährige, dessen Vater einst für Wasserburg in der Bezirksoberliga aktiv war, das Leder aus 25 Metern unhaltbar mit links in den Winkel. Zu diesem Zeitpunkt war die Führung auch durchaus verdient, denn die Gäste waren die aktivere Mannschaft gewesen.

Ähnlich wie Geretsried hat Garmisch-Partenkirchen spielerische Klasse, aber zu wenig Punkte. „Sie können mehr als ihr Tabellenplatz aussagt,“ so Trainer Florian Heller, der in der ersten Halbzeit beobachtete, wie seine Elf zwar vorne immer wieder durchkam oder aussichtsreiche Standards zog, aber zu wenig Durchschlagskraft entfaltete. Da sich mit Matthias Rauscher ein weiterer Akteur noch in der ersten Halbzeit verletzte, musste Heller in der Pause die Taktik ändern, was sich jedoch als spielentscheidend entpuppte. „Nachdem wir im Mittelfeld notgedrungen auf eine Raute umgestellt haben, hatten wir noch besseren Zugriff. Unser Spiel bekam dadurch eine neue Dynamik“, so der Coach.

 

Nach dem 1:0-Führungstreffer änderte sich die Dynamik des Spiels jedoch abermals, denn nun musste Garmisch-Partenkirchen mehr investieren und Wasserburg rüstete sich für eine 30-minütige Abwehrschlacht. Die Angriffsversuche der Hausherren konnten lange Zeit vom Tor weggehalten werden, was jedoch durchkam, pflückte Torhüter Lino Volkmer weg, der bereits in der ersten Halbzeit mit einer Monsterparade die Null hielt.

Da Pezos zweiter Treffer des Tages wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt wurde (83.), wartete eine heiße Schlussphase auf die Löwen, in der Ersatztorhüter Andreas Dumpler als Feldspieler half, die Führung über die Zeit zu retten.

Mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Raffael Dauner bildete sich im Wasserburger Strafraum eine Jubeltraube abgekämpfter, aber glücklicher Löwen, die symbolisch für den Zusammenhalt im Team steht: „Wie die Spieler die Rahmenbedingungen annehmen, ist ein Novum und sensationell. Es ist außergewöhnlich, wie sie mit der Kadersituation umgehen und keine Ausreden suchen“, lobte Heller, der sich an den April zurückerinnerte, als in einer ähnlichen Konstellation in Ampfing gewonnen wurde, und nun erneut vor seiner Mannschaft den Hut zog: „Chapeau! Was wir heute geleistet haben, kann man nicht in Worte fassen!“.

Wasserburg: Volkmer, Neumeier, Lucas Knauer, Selimovic, Lindner, Höhensteiger, Kerschbaum, Simeth, Rauscher (ab 41. Vorderwestner, ab 93. Stephan), Jackl (ab 89. Bauer), Pezo (ab 94. Dumpler)

Tor: 0:1 Jaden Pezo (62.)

Schiedsrichter: Raffael Dauner (SpVgg Unterhaching)

Zuschauer: 120

JAH