Brennernordzulauf: MdB Ludwig war im Inntal zwischen Flintsbach und Oberaudorf
So hoch wäre der Bahndamm an der Verknüpfungsstelle am Hof der Familie Wagner: Das Foto zeigt MdB Daniela Ludwig (4. von rechts) mit den Landwirten und Anwohnern bei der Vor-Ort-begehung. Das Inntal zwischen Flintsbach und Oberaudorf: Ein enges Tal, belastet mit Autobahn, Zugstrecke und zwei Pipelines. Genau hier soll, wenn es nach den Plänen der Deutschen Bahn geht, beim Brennernordzulauf die oberirdische Verknüpfungsstelle Kirnstein entstehen.
„Das können und werden wir nicht hinnehmen“, sagte die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig nach der Besichtigung rund um die geplante Verknüpfungsstelle mit 25 betroffenen Anwohnern und Landwirten. „Ich werde alles unternehmen, um das zu verhindern. Es gibt Alternativen.“
Die Besichtigung der Höfe zwischen Flintsbach und Oberaudorf führte eindrücklich vor Augen, warum eine oberirdische Verknüpfungsstelle Kirnstein für blankes Entsetzen im Inntal sorgt. Begonnen wurde am Kirnstoana Hof. Biobauer Benno Schmid, der auch für Flintsbach als Gemeinderat im regionalen Dialogforum Mitglied ist, verwies auf die sehr enge Tallage.
Vor Ort zeigte er den Teilnehmern den massiven Flächenverbrauch durch den bauzeitlichen Verladebahnhof und die Auswirkungen einer der Planungsvarianten, bei der sogar die Öl- und Gaspipelines verlegt werden müssen. „Wir haben 25 Landwirte, die davon betroffen sind“, erklärte der Flintsbacher Bauernobmann Johann Astner. „Sie alle würden zwischen 50 und 90 Prozent ihrer Flächen und damit ihre Existenz verlieren.“
Auch die Landwirte Christoph und Andrea Wagner sorgen sich um ihre Existenz. Sie veranschaulichten im Ortsteil Einöden die Zukunft des 500 Jahre alten Hofes auf beeindruckende Weise: Mit einer neun Meter hohen Wand aus Folien und Holz, nur acht Meter vom Eingang des Hofes entfernt. „So hoch würde der Damm samt Stützmauer werden, so Christoph Wagner. „Obendrauf kommen dann noch die Züge.“ Und nicht nur das – auch hinter dem Hof würden Dämme und Wände entstehen. „Ganz zu schweigen von der Baustelle, die 15 Jahre lang dauert. Das vernichtet unsere Existenz.“
Die Anwohnerin Irmgard Rieder schilderte Daniela Ludwig ihre Sorgen mit Tränen in den Augen: „Was soll aus uns werden, wenn unser hart erarbeitetes Einfamilienhaus, welches auch unsere Altersvorsorge ist, nichts mehr wert ist und wir auf der Baustelle nicht mehr leben können? Auch unsere Kinder sehen in Einöden keine Zukunft mehr.“
Die Landwirte und Anwohner wären nicht nur von den künftigen Gleisen, hohen Dämmen und Wänden betroffen. Auch die Einrichtung der riesigen Baustellen, die 15 Jahre lang bleiben würden, nimmt ihnen Grundstücke weg. Dazu müssten die Pipelines verlegt werden – auch das sorgt für zusätzliche Baustellen.
Rückenwind bekommen die betroffenen Landwirte auch von den Bürgermeistern von Oberaudorf und Flintsbach, Matthias Bernhardt und Stefan Lederwascher. „Wir reden hier nicht nur von der Landwirtschaft. Wir reden von der Vernichtung einer ganzen Kulturlandschaft“, so Bernhardt. „Gerade in diesem Abschnitt gibt es eine ursprüngliche Natur, wie wir sie entlang des Inns in unserer Region kaum mehr finden.“
Die Verknüpfungsstelle Kirnstein hätte nach Ansicht der Oberaudorfer Ortsbäuerin Anna Pichler verheerende Folgen für das Leben in den betroffenen Gemeinden;
„Diese Pläne vernichten nicht nur die Existenz unserer Landwirte. Denn viele unserer Bauern haben mehrere Standbeine, wie etwa Urlaub auf dem Bauernhof oder die Direktvermarktung. Das würde aus den Orten verschwinden. Und was helfen uns versprochene Tauschflächen? Die gibt es bei uns so gut wie nicht. Das heißt, wir würden entschädigt werden. Und das müssten wir dann noch zur Hälfte versteuern. Wir werden enteignet.“
All das könnte verhindert werden, betonte Daniela Ludwig. „Es gibt doch Alternativen. Wir bestehen auf einer unterirdischen Verknüpfungsstelle am Wildbarren oder noch besser auf den Verzicht der Verknüpfungsstelle, denn in ca. 12 km nach Süden kommt schon die nächste. Die Deutsche Bahn darf sich hier nicht verweigern.“ Die heimische Wahlkreisabgeordnete will jetzt Mitglieder des Verkehrs- und Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags ins Inntal einladen.
Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing werde noch einmal eingeladen. Ludwig: „Am Grünen Tisch planen, ohne sich selbst an Ort und Stelle über die Auswirkungen dieses Jahrhundertprojekts informiert zu haben, geht gar nicht.“
Was für eine HEUCHELEI von MbB Ludwig und der CSU – das ist zum Fremdschämen!
16 Jahre hat die CDU / CSU Regierung NICHTS gemacht und nun reden diese Leute ständig von Alternativen.
Wieso – Frau Ludwig – habt ihr 16 Jahre das Thema nicht angepackt?
Das ist nichts anderes als ganz billiger Populismus.
Alle haben Verständnis für die Familien, die mit dieser Baumaßnahme betroffen sind, aber das Spektakel, das seit der neuen Regierung aufgeführt wird, durchschauen aufgeklärte Bürger von vorn bis hinten.
Listen Sie alle Alternativen endlich auf und stehen Sie einmal zu den Versäumissen der 16 Jahre Regierungszeit der CSU-Verkehrsminister.
Die Wahrheit ist, egal, welche Variante gewählt wird, es wird immer mehr oder weniger gravierende Einschnitte für die betroffen Ortschaften geben.
Mein Menschenverstand sagt auch, dass die CSU längst Bescheid weiß und beschlossen ist, wo was gebaut wird ! Nach der Wahl ist vor der Wahl (…)
Was die Landwirte anderer Regionen – wo es keine üppigen Subventionen gibt – wohl zum Thema „Existenzvernichtung“ sagen, wenn die deutschen Ramschprodukte den Weltmarkt fluten?
Wo ist denn das Problem? Wenn es nur um 25 Bauernhöfe geht, dann ist das doch überschaubar. Siedelt die Höfe um, entschädigt die Leute anständig und gebt ihnen vergleichbare Flächen in mindestens gleicher Qualität. Dann geht’s neu los – vielleicht sogar besser als vorher.
Irgendjemandem wird man immer auf die Zehen steigen müssen. Das geht bei so großen Projekten gar nicht anders. Es darf aber auch nicht sein, dass ein Vorhaben, dass einen riesen Nutzen für viele Menschen hat, immer von wenigen blockiert werden kann. Eine Lösung, die jeden zu 100% zufrieden stellt wird es nicht geben. Es findet sich immer einer der dagegen ist.
@aus dem Burgerfeld
Ihr Kommentar ist der dreiste Hohn gegenüber den – oft über Jahrhunderte – dort lebenden Bauern!
Woher nehmen Sie dann diese Ausgleichsflächen im engen Inntal? Es handelt sich hier nicht um je 300 qm Gartenfläche, die Sie vielleicht haben. Oder wollen Sie die Bauernschaft gleich komplett entwurzeln und in den Osten verpflanzen? Dort wäre evtl. der Platz vorhanden.
Mir scheint auch, dass Sie „den riesen Nutzen für viele Menschen“, bisher nicht hinterfragen.
‚wenn es nur um 25 Bauernhöfe geht…‘
Wahnsinn. Mir fehlen da jetzt echt die Worte, außer: das Wachstum darf wohl keinerlei Grenzen kennen. Oder?
Falsch verstanden! Damit wollte ich nicht die Arbeit/Leistung der einzelnen Landwirte herabwürdigen. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es eine – in meinen Augen – überschaubare Aufgabe ist.
Die Forderung von 230 km/h für den Brennernordzulauf für den Güterverkehr ist Blödsinn. Durchnittsgeschwindigkeit vom
DB Güterverkehr ist 90 km/h. Die LKW Planen sind für max 120 km/h ausgelegt. Die DB sagt von ihr kommen dies 230 km/h nicht. Die EU fordert max. 160 km/h. Diese Geschwindigkeit wäre auch auf Bestand möglich. Die 230 km/h Forderung muss weg.
Die neue Trasse wird um den Rosenheim Bahnhof geführt. Der Rosenheimer Bahnhof wird für den Personenverkehr nicht an die neue Trasse angeschlossen.
Es muss zuerst der Bedarf nachgewiesen werden und dann geplant. Frau Ludwig könnte untersuchen wer diese 230 km/h Forderung aufgestellt hat.
(…)
Ich sehe es wie Sie. Schluss mit dem Gigantismus!
Es sollte viel eher darüber nachgedacht werden, ob die Vorstellung der EU des grenzenlosen Hin-und Herverschickens nicht den Untergang der Flora und Fauna sowie des Klimas beschleunigt hat.
Wir müssen weg von all dem. Es ist doch nur noch Wahnsinn.
@ aus dem Burgerfeld
Wenn jemand so einen Kommentar loslässt, dann könnte man schon glauben, er oder auch sie sind einer
„Realitätsentkopplung geistiger Art“
erlegen.
Einen Bauernhof mit allen Infrastrukturen umzusiedeln, kann man nicht mit einem Häuschen, vielleicht noch gemietet, im Burgerfeld vergleichen. Vom Nutzflächenbefarf ganz zu schweigen..
Da stimme ich schon Herrn Biehler zu.
Da muss man halt mal hinschauen, was der Freistaat da in der Region für Flächen hat, die in Frage kommen. Das kann für den ein oder anderen ja auch eine positive Verbesserung sein. Nur weil der Hof da schon seit Jahrhunderten steht wo er halt steht, bedeutet das nicht, dass alles super ist. Man hat sich vielleicht einfach mit den Umständen arrangiert.
Evtl. kann man die vorhandenen Flächen auch anders aufteilen und so die Gebäude weiter weg von der Trasse bringen und dafür Felder und Wiesen näher zur Bahn.
Dann hätte man evtl. auch die Möglichkeit gemeinsam was zu machen. Z.b. ein Biomasse -Heizkraftwerk, dass über Fernwärme alle Höfe versorgt.
Geistig entkoppelt fühle ich mich jetzt eigentlich nicht. Aber warum soll man nicht mal etwas Unkonventioneller denken dürfen.