Was einem Burgerfelder Familienvater neulich mit dem Stadtbus passiert ist
„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“ – vor allem wenn ein Teil der Reise mit dem Wasserburger Stadtbus zurückgelegt wird. Was dem Wasserburger Familienvater Alex Rieger neulich passiert ist, hat er für die Wasserburger Stimme niedergeschrieben – eine kleine Posse zum Öffentlichen Personennahverkehr in und um Wasserburg:
>>Ich als passionierter Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs hab ja schon einiges erlebt, Verspätungen und Verfrühungen in allen Zeiteinheiten, ausgefallene Busse, ein Bus der während der Fahrt angefangen hat zu brennen, Busfahrer, die den Weg von Reitmehring in die Altstadt nicht kannten und sich auf die Hilfe von ortskundigen Passagieren verlassen mussten und viele kleine Nicklichkeiten, die eine jede Reise zu einem kleinen Abenteuer machen. Ich dachte ich hätte alles gesehen, doch ich wurde eines Besseren belehrt!
Termin in München um 10 Uhr, die Fahrplanauskunft spuckt mir eine angenehme Verbindung mit zweimal umsteigen aus, Abfahrt Kirche St. Konrad um 8.03 Uhr. Einzige Unwägbarkeit der Stadtbus: 8 Minuten Unsteigezeit in Reitmehring, das könnte nach den jahrelangen Erfahrungen mit dem Stadtbus knapp werden. Warten an der Bushaltestelle, um 8.04 Uhr kommt der Bus. Eine Minute Verspätung, das klingt doch erstmal vielversprechend! Entspannt platziere ich mich und mein Kind hinter dem Busfahrer.
Doch bereits kurz nach der ersten Haltestelle die Ernüchterung: Die Einfahrt in den Graben der sich Rosenheimer Straße nennt ist gesperrt, Baumfällarbeiten. Ist ja jetzt nichts ungewöhliches, muss halt gemacht werden und aufgrund der Beschaffenheit der Straße muss sie halt gesperrt werden. Es wird ja sicherlich jemand an den Stadtbus gedacht und eine entsprechene Ausweichstrecke ausgeschildert haben.
Sie ahnen es bereits: Dem war nicht so. Der Busfahrer macht erstmal fünf Minuten lang nichts und meine acht Minuten Umsteigezeit versickern, während der Busfahrer versucht die Zentrale zu erreichen im Nichts. Diese Versuche waren zunächst nicht von Erfolg gekrönt, dann geht doch jemand ran. Derjenige versteht aber das Problem nicht, letzten Endes ist der Busfahrer auf sich alleine gestellt.
Erster Lösungsansatz: Fahren wir doch mal rückwärts. Wer den Streckenverlauf kennt weiß dass das im Straßengeflecht des Burgerfelds eine spannende Angelegenheit ist. Zusätzlich herrscht für Burgerfelder Verhältnisse auch noch reger Verkehr, klar, wir sind ja nicht das einzige Fahrzeug, dass von der Sperrung betroffen ist. Die Fshrgäste mit Ziel Altstadt haben das Fahrzeug längst verlassen und sind zu Fuß unterwegs, zurück bleibt eine Handvoll Optimisten, die sich noch Hoffnung auf den Zug machen …
Der Erfolg bleibt aus, sämtliche Alternativen sind von parkenden Autos blockiert. Verspätung mittlerweile 15 Minuten, die Aussicht meinen Anschlusszug noch zu erreichen habe ich schon längst begraben und meinen Termin um eine Stunde nach hinten geschoben. Doch schaffen wir es zum nächsten Zug?
Drei resolute Fahrgäste hecken mit dem Busfahrer einen Plan aus: Wir fahren einfach auf der Strecke auf der wir von vornherein hätten fahren sollen! Die Streckemsperrungen werden kurzerhand aus dem Weg geräumt und der Bus biegt auf die Rosenheimer Straße ein. Von den Baumfällarbeiten ist übrigens außer den Straßensperren nichts zu sehen.
Mit zwanzigminütiger Verspätung erreichen wir zu guter Letzt Reitmehring, der Zug ist schon lange weg, aber in 32 Minuten kommt der nächste Zug. 32 Minuten die sich hervorragend eignen diesen Artikel zu verfassen.
Der Busfahrer ist in Schutz zu nehmen, der war von der Situation genau so überrascht wie wir Fahrgäste. Mein Ärger richtet sich an die Planer der Baumfällarbeiten, wie kann man da nur den Stadtbus vergessen. Und mein herzlicher Dank an die drei Fahrgäste die die Initiative ergriffen habe und eine Weiterfahrt überhaupt erst möglich gemacht haben. Ohne sie würden wir wahrscheinlich immer noch planlos durchs Burgerfeld gurken.
Ob ich jetzt alles gesehen habe mit dem Wasserburger Stadtbus? Wer weiß. Vielleicht gibt es doch noch einige Abenteuer im ÖPNV zu erleben. Ich für meinen Teil wäre jedoch schon mal glücklich wenn wenigstens die Rückfahrt sterbenslangweilig und nach Plan verlaufen würde.<<
Respekt wenn es jemand schafft dies mit Humor hinzunehmen und dann noch die Mitbürger teilhaben lässt. Ich musste mitfühlend schmunzeln.
Musste ebenfalls schmunzeln 😏 „von Baumfällarbeiten war nichts zu sehen“…erinnert mich stark an die „perfekt“ durchdachte Planung der Ponschabaustrasse..
Ich liebe feinen Humor! Wenn es Sie ein wenig tröstet, mir hat dieser „Reisebericht“ ein Lächeln auf’s Gesicht gezaubert, sehr unterhaltsam geschrieben! Humor ist, wenn man trotzdem lacht (oder einen anderen hierzu bringt..) – Dankeschön :-)!!!