Erwin Rehling präsentierte Soloprogramm im Gimplkeller

Erstmalig in Wasserburg präsentierte der Perkussionist Erwin Rehling sein aktuelles Soloprogramm mit dem bezeichnenden Titel „Ois ned glong – eine Landjugend“ („Alles nicht gelogen“) am Wochenende im gut besuchten Gimplkeller. Dem Programm lag das gleichnamige Klangbuch – erschienen im Mandelbaumverlag, Wien – zugrunde, mit dem Rehling derzeit in Bayern unterwegs ist.

Die kurzen Geschichten des gebürtigen Soyeners, die als roter Faden durch das Programm führten, entstammen dabei Rehlings eigenen Erlebnissen aus den 60er und 70er-Jahren. Mit perkussivem Instrumentarium, das vom herkömmlichen Schlagzeug, über Glocken und afrikanischem Marimbaphon bis hin zum selbst entwickelten Steinspiel reicht, begleitete sich der Künstler mit großer Virtuosität selbst und führte damit durch eine lange Reihe kurzer Geschichten und Anekdoten. Darin geht es um seine Schulzeit, erste Erfahrungen mit Drogen oder beispielsweise die begehrte Lehrerin, um Ereignisse der damaligen Zeit wie das Wunder von Lengede oder das improvisierte Jugendzentrum im Hühnerstall; eben um den Alltag, wie er sich aus Rehlings Sicht zwischen Soyen und Wasserburg ereignet haben mag.

Urtümlich bayrisch ist dabei seine Sprache, derb-fein der Humor, treffend die Pointen. Erwin Rehling weiß, welche Poetik in den Erzählungen von der Alltäglichkeit seiner Landjugend liegt, auch – oder gerade weil – er sie in seinem Soloprogramm immer nur aus dem eigenen Blickwinkel erzählt. Dabei behauptet er nie, dass alles wahr sei. Nur eben halt „ned glong“.

Sein stets improvisiertes und überaus akzent- und facettenreiches Spiel an den Instrumenten, die er über den Abend mehrfach durchwechselt, ist dabei aber mehr als nur reine Begleitung. Es würde sich auch die meiste Zeit alleine tragen, zumal Rehling den einzelnen Tönen und Geräuschen, die er produziert, auch in leisen Passagen die Zeit und den Raum gibt, für sich selbst zu klingen.

Beim Publikum kam die Melange aus dörflichen Kindheits- und Jugenderinnerungen, gepaart mit Rehlings ausdrucksstarkem Spiel, hervorragend an, auch wenn im Gimplkeller an diesem Abend noch für ein paar Besucher mehr Platz gewesen wäre.

MJV