Viele „heiße Themen" bei Tag für Landwirte und Hof-Nachfolger in Westerndorf-St. Peter
Zahlreiche Landwirte und Hof-Nachfolger kamen jetzt zum Milchviehtag des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung Rosenheimer Land (vlf) und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (AELF) im Gasthof Höhensteiger in Westerndorf-St. Peter. Sepp Grandl, Vorsitzender des vlf Rosenheimer Land, freute sich über den vollbesetzten Saal. Er sieht den Rosenheimer Milchviehtag als gute Möglichkeit, sich für die künftigen Herausforderungen Denkanstöße zu holen und sich über Neues auszutauschen.
Das Foto zeigt von links
Anna Bruckmeier (Bereichsleiterin Landwirtschaft im AELF), Dr. Hans-Jürgen Seufferlein (Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayern e. V.), Gusti Spötzl (Landwirt),
Dr. Georg Kasberger (Behördenleiter AELF), Sepp Grandl (VLF-Vorsitzender),
Georg Baumann (Fütterungsberater LKV) und Monika Schaecke (Sachgebietsleiterin Landwirtschaft AELF und Moderatorin der Veranstaltung).
Im ersten Vortrag ging Georg Baumann, Fütterungsberater vom Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV), auf die Besonderheiten im Jahr 2023 ein, hochwertiges Grundfutter trotz schwieriger Witterungsverhältnisse zu gewinnen. Das nasskalte Frühjahr bescherte den Landwirten einen heiklen Erntebeginn. In den kurzen Zeitfenstern, in denen ein erster Schnitt im Grünland möglich gewesen wäre, war häufig die Befahrbarkeit der Böden nicht gegeben.
Aufgrund der Nässe konnte die Silage nicht ausreichend anwelken. Dies hatte schlechte Verdichtungs-Möglichkeiten und Probleme bei der Gärung zur Folge. Um dennoch hohe Qualitäten und schmackhafte Silagen erzeugen zu können, sei die Verwendung von Siliermitteln dringend notwendig.
Baumann: Gute Silage-Qualitäten tragen dazu bei, den Einsatz von Kraftfutter zu reduzieren, Kosten zu senken, eine wiederkäuergerechte Fütterung zu ermöglichen und damit die Gesundheit der Tiere zu gewährleisten.
Herausforderungen brachten auch Sturm und Hagel in der Region mit sich.
Die Landwirte mussten teils 30 Prozent Verluste bei der Mais-Ernte in Kauf nehmen. Die Hitzewelle im August und September war nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Tiere eine Belastung. Um besser durch heiße Zeiten zu kommen, betonte Baumann die Wichtigkeit von Ventilatoren in Ställen und von Unterständen für Weidetiere. Abschließend wies er auf die notwendige Parasiten-Bekämpfung insbesondere bei Weide- und Almtieren hin, um den Rindern eine optimale Gesundheit zu ermöglichen.
Im zweiten Vortrag des Tages behandelte Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayern e. V., das Thema „Die Zukunft der Milchwirtschaft in unserer Grünlandregion“.
Der Blick auf den Milchmarkts sei häufig wie ein „Blick in die Kristallkugel“. Daher sei es ihm ein Anliegen, immer vorsichtig und realistisch zu bleiben.
Handel und Verbraucher würden vermehrt auf Tierwohl und Nachhaltigkeit achten, das Verhalten der Kunden werde dabei aber auch durch den Preis gesteuert. Dr. Seufferlein wies darauf hin, dass die Milchanlieferung in Deutschland seit einigen Jahren um etwa 0,8 bis ein Prozent jährlich abnehme.
Auch die Nachfrage nach Biomilch durch die Verbraucher sei zurückgegangen, was eine verringerte Preisspanne zwischen biologisch und konventionell erzeugter Milch zur Folge hatte.
Der Bio-Markt sei laut Seufferlein aber weiterhin nur schwer einschätzbar.
Neben dem Verbraucher-Trend zu pflanzlichen Ersatzprodukten statt Frischmilch wirke sich auch die Diskussion um Klima und Tierhaltung auf den Milchmarkt aus.
Das angekündigte Verbot der Anbindehaltung sei ein weiteres „heißes Thema“ in der Milchviehhaltung.
In Bayern wären hier rund 13. 000 kleinere Betriebe betroffen. Eine Lösungsmöglichkeit, um in solchen Betrieben eine tierwohlgerechtere Haltung zu schaffen, könnte hier die sogenannte Kombi-Haltung sein, welche den Rindern mindestens 120 Tage pro Jahr Auslauf in Form von Weide, Laufhof und /oder Buchten bietet. Die konkreten Regelungen sind in der politischen Diskussion bei der Neugestaltung des Tierschutzgesetzes. Von Seiten des Lebensmitteleinzelhandels besteht hier großer Druck auf die Politik.
Dr. Seufferlein gab daher für Betriebe, die weitermachen wollen, die klare Empfehlung zum Laufstall.
Als letzter Referent berichtete Landwirt August Spötzl in seinem Vortrag „Mein Stallbau: Vom Projekt zur Realisation“ von den Herausforderungen, denen er während der Planung und Umsetzung seines Laufstalls gegenüberstand. Er startete mit der provokanten Frage „Sind unsere Ställe zu billig?“. Damit wollte er darauf hinweisen, dass bei der Planung eines Laufstalls oft wichtige Details übersehen werden.
Nach seiner Meinung gehe es immer um die Kernfragen „Wie geht es der Kuh?“ und auch „Wie geht es dem Bauern?“ mit dem neuen Stall.
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