Bilanz eines recht ruhigen Einsatzjahres für die Rosenheimer Hagelflieger - Ein Wechsel
Das war die Superzelle, die dafür sorgte, dass die Loretowiese am Eröffnungstag des Rosenheimer Herbstfestes im Wasser stand.
Blauer Himmel, Sonnenschein und 24 Grad. Es herrschte Traumwetter, als der Festzug zum Auftakt der Rosenheimer Wiesn am 26. August heuer auf der Loretowiese eintraf. Das änderte sich später am Nachmittag. Starkregen sorgte dafür, dass die Festwiese zentimetertief im Wasser stand. Zeitgleich flogen Rosenheims Hagelflieger den spektakulärsten Einsatz der gesamten Hagelsaison. Georg Vogl, der Chefpilot der Hagelflieger, blickte jetzt in der Mitgliederversammlung des Hagelforschungsvereins Rosenheim e.V. darauf zurück.
Die Gewitterzelle hatte sich im Bereich von Pfronten im Allgäu entwickelt. Mit hoher Geschwindigkeit zog sie entlang der Berge und wuchs ständig. Georg Vogl berichtete, dass die Wolke südwestlich von München bereits auf eine Breite von 30 Kilometer sowie eine Höhe von zehn Kilometer angewachsen war. Nur 20 Minuten später, südlich des Starnberger Sees, war daraus eine Superzelle geworden, die mehr als 14 Kilometer in die Höhe ragte. Das Radarbild zeigte Hagel bis in zwölf Kilometern Höhe. „Weitere 15 Minuten später explodierte die Gewitterzelle förmlich“, sagte Georg Vogl.
Die Hagelpiloten, die mit beiden Maschinen gestartet waren, erreichten die Superzelle am westlichen Rand des Landkreises Miesbach. Es gelang ihnen, eine starke Verringerung der Hagelkörner zu erreichen. Bis zum Irschenberg hagelte es, in Rosenheim regnete es heftig, aber es fiel kein Eis.
Wie gravierend dieses Ereignis war, zeigt die Bilanz der Bayerischen Versicherungskammer. Mit einer Schadenssumme von 126 Millionen Euro war es das dritthöchste Schadensereignis in der Geschichte der Versicherung.
Abgesehen von diesem Einsatz erlebten die Hagelpiloten eine eher sehr ungewöhnliche Saison.
Er habe das in 43 Jahren Habelabwehr noch nicht erlebt, meinte Vogl. Im April und Mai gab es keine Einsätze, in den Monaten Juni und Juli je einen und im August vier. Insgesamt also sechs Einsatztage, so wenige wie noch nie.
Der Vorsitzende des Hagelforschungsvereins, stellvertretender Landrat Josef Huber, hoffte in der Versammlung, dass sich die Versicherungen an der Hagelabwehr beteiligen. „Wir wissen, dass in anderen Bundesländern die Versicherungen Hagelabwehr betreiben“, sagte Huber. Ein Gespräch mit der Bayerischen Versicherungskammer sei noch für den Dezember vereinbart.
Weil Georg Vogl im kommenden Jahr in den Ruhestand geht, stellte Josef Huber den anwesenden Vereinsmitgliedern Andrea Lindner vor. Die Pilotin steigt nicht nur bei den Hagelfliegern ein, sie soll auch Vogl in seiner Funktion als Geschäftsführer des Hagelforschungsvereins nachfolgen.
Die App, mit der die Bürger die Einsätze der Hagelflieger verfolgen können, sei weiterentwickelt worden. Wie Professor Peter Zentgraf von der Hochschule Rosenheim informierte, können inzwischen beide Maschinen live verfolgt werden. Im kommenden Jahr solle neu ein Live-Stream zur Verfügung gestellt werden.
Um die Vorwarnzeiten für die Piloten zu verkürzen, solle bei der Auswertung von Wetterdaten künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Sie solle zudem helfen, die Wirksamkeit der Hagelabwehr zu untersuchen. Weil dazu viele Daten benötigt würden, rief Professor Zentgraf die Bürger auf, die App RO-BERTA auch zu nutzen, um Wetterdaten zu melden.
Für den Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol bedankte sich deren Obmann Walter J. Mayr für die Unterstützung. In diesem Jahr waren die Piloten aber nur an einem Tag grenzüberschreitend tätig gewesen.
Und zum Abschluss der Mitgliederversammlung gab es vom Meteorologen Kai Zorn Einblicke in die Geschichte und Entstehung von Wettervorhersagen. Der Hagelforschungsverein Rosenheim ist mit rund 8.000 Mitgliedern der größte Verein in der Region.
Hinterlassen Sie einen Kommentar