Unser schönstes Foto heute kommt von einem Konzert-Abend bei der Kunst in der Filzen
Unser schönstes Foto heute kommt von einem Konzert-Abend: Das sind die vier Musiker von „Maxjoseph“, ein Herzensprojekt. Viel Leidenschaft zur Musik, viel Freundschaft untereinander. Vom ersten Moment, vom ersten Ton an spürend war das im Pfaffinger Gemeindesaal bei der Kunst in der Filzen.
Die zum Glück recht zahlreich gekommenen Besucher ließen sich entführen von dieser so anderen Volksmusik. Alles Eigenkompositionen, die das Sich-Wegträumen so leicht machten. Eine wohltuende Harmonie zwischen Gitarre und Steirischer, zwischen Geige und Tuba und alle zusammen oder einzeln ebenso wie im Dialog zu Zweit. Berührend schön war das für ein paar Stunden. In Zeiten wie diesen.
Fotos: Renate Drax
Die vier jungen Männer sind kongeniale Musik-Partner, haben ihr Instrument von der Pike auf gelernt und auf der Musikhochschule München studiert, wo sie sich auch kennengelernt haben – von links im Bild oben Georg Unterholzner, Andreas Winkler, Nathanael Turban und Florian Mayerhofer.
Mal still wie ein dahingleitender Fluss, mal turbulent wie ein Tornado im wilden Traum – auch mal in „Neuperlach Island“ verweilend oder mit eindeutigen Morse-Zeichen kommunizierend bis hin zum Genießen vor einem verträumten Sonnenaufgang. „Tabula Rasa“ heißt so auch ihre neue CD – die zweite von „Maxjoseph“ überhaupt bisher. Klarheit schaffend im Gemütszustand zwischen den Worten oder sich gleich auf die philosophische Bedeutung von Tabula Rasa einlassend. Als Metapher für die Seele, als Ort der Erkenntnis der Menschen in ihrem ursprünglichen Zustand. Bevor sie Eindrücke von der Außenwelt empfängt …
Alles verpackt in selbstkomponierte Werke – nur Noten mit viel Charme – statt vieler Worte.
Was „Maxjoseph“ in Pfaffing empfangen haben, das war auf jeden Fall begeisternder Applaus. Zugabe um Zugabe folgte.
Er hatte die Besucher in Pfaffing begrüßt: Dr. Korbinian Höchstetter von der Kunst in der Filzen, die seit unglaublichen 28 Jahren für die Kultur-Highlights in der Gemeinde sorgt.
Und das gibt es auch nicht oft bei einem Konzert: Gitarrist Georg Unterholzner (links im Bild) trug auswendig nachfolgendes Gedicht vor – vor der allerletzten Zugabe.
Auch in diesem Sinne ein unvergessener Abend.
rd
Das Ideal
Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße.
Mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –
aber abends zum Kino hast du’s nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer – nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve –
(und eine fürs Wochenende zur Reserve).
Eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.
Im Stall: Zwei Ponys, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad – alles lenkste
natürlich selber – das wär ja gelacht.
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche – erstes Essen –
alte Weine aus schönem Pokal –
und trotzdem bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheint’s so, als sei es beschieden
nur peu a peu, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käthen –
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich.
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Dass einer alles hat:
Das ist selten.
Kurt Tucholsky im Jahre 1927
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