Auf Ladefläche geschleust – Notdurft mit Flasche – Geschleuste in Waldstück zurückgelassen
Die Bundespolizei ermittelt gegen einen bislang unbekannten Schleuser, der am gestrigen Freitag 18 syrische Migranten in einem Waldstück bei Frasdorf abgesetzt und zurückgelassen hatte. Den Geschleusten zufolge war eine gefährliche Fahrt in einem Kastenwagen vorausgegangen. Sie mussten ohne Unterbrechung rund elf Stunden auf dem Boden der Ladefläche des Transporters zubringen. Es gab keine Heizung. Für die Notdurft stand lediglich eine Plastikflasche zur Verfügung.
Die Polizei wurde am Freitagmorgen von einer Zeugin verständigt, die eine eher orientierungslos wirkende Personengruppe in Frasdorf wahrgenommen hatte. Beamte der Polizeiinspektion Prien trafen im Frasdorfer Ortsbereich bei einem Lebensmittelgeschäft sieben und an einer Bushaltestelle neun Migranten an. Diese erklärten, dass sie ein ihnen nicht näher bekannter Schleuser ein bis zwei Kilometer entfernt in einem Waldstück zurückgelassen hätte. Außer ihnen wären noch weitere Personen in dem Transporter gewesen. Im Rahmen der Fahndung konnte eine Streife der Rosenheimer Bundespolizei zwei Männer zwischen Frasdorf und Prien am Chiemsee antreffen, die ebenfalls zu der abgesetzten Gruppe gehörten. Vom Schleuserfahrzeug hingegen fehlte jede Spur. Nach ersten Erkenntnissen dürfte es sich um einen Kastenwagen gehandelt haben.
Die 18-köpfige Gruppe wurde zur zuständigen Bundespolizeiinspektion nach Rosenheim gebracht. Dort konnten die Migranten versorgt und mithilfe von Dolmetschern befragt werden. Nach eigenen Angaben handelt es sich um 15 Männer im Alter zwischen 18 und 48 Jahren sowie drei Minderjährige, 14, 15 und 17 Jahre alt. Sie alle stammen ursprünglich aus Syrien. Papiere führten sie nicht mit. Auf einem Feldweg, den sie nach ihrer Absetzung gewählt hatten, konnten Bundespolizisten bei der Absuche eine zuordenbare slowenische Registrierungskarte finden, die wohl „entsorgt“ worden war.
Die Syrer schilderten, dass sie in Slowenien im Umfeld eines Flüchtlingscamps in den Transporter gestiegen wären. Dabei handelte es sich um die letzte Etappe einer organisierten Schleusung. Einem der Jugendlichen zufolge hätten die Eltern in der Heimat für seine Schleusung nach Deutschland 16.000 Euro gezahlt. Nach seiner Ankunft in Bosnien wären diese allerdings aufgefordert worden, nochmals 4.000 Euro nachzulegen. Einer der Erwachsenen führte aus, dass von ihm für die Tour von Slowenien nach Deutschland 750 Euro verlangt worden wären. Diese Etappe sei dann unerwartet problematisch gewesen, denn der Fahrzeugführer habe seine Mitfahrer in einen unbeheizten Laderaum ohne Sitze gesperrt. Dementsprechend wären auch keine Sicherungsmöglichkeiten vorhanden gewesen. Während der knapp elfstündigen Fahrt hätten sie auf dem blanken Boden sitzen oder liegen müssen. Selbst bei einem Tankstopp unterwegs durften sie nicht aussteigen. Anstatt zur Toilette zu gehen, musste eine Plastikflasche genutzt werden.
Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die drei Minderjährigen der Obhut des Jugendamtes anvertraut. 13 der erwachsenen Geschleusten wurden einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge in München zugeleitet. Zwei Männer werden das Land voraussichtlich in Richtung Kroatien verlassen müssen. Mithilfe ihrer Fingerabdrücke konnte die Bundespolizei in Rosenheim belegen, dass sie sich dort bereits in einem Asylverfahren befinden.
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