Fastenpredigt und Singspiel: Von Politprominenz hin zu Geschäftsphilosophie - In Haag siegt der Humor
A Schnäpsle und viel Applaus von der Bürgermeisterin. Wenn das mal kein Ritterschlag für die Darstellerinnen und Darsteller der Fastenpredigt und des Singspiels ist. Für Rathauschefin Sissi Schätz eine wunderbare Veranstaltung. Sie danke allen Beteiligten und freue sich auch sehr darüber, dass viele Kollegen aus der nächsten Umgebung am ersten Abend gleich mit dabei waren.
Wenn in Haag zum Starkbierfest geladen wird, dann ist was los: Starkbier von Gut Forsting sowie Unertl Weißbier aus Haag flossen, Surbraten und Brotzeit schmeckten und die Lachmuskeln wurden trainiert.
Endlich wieder Tradition, die wegen der Corona-Pandemie pausiert wurde.
Dr. Florian Haas hatte als Predigt-Redner viel Stoff für bissige Seitenhiebe und süffisante Themen-Schlenker. Doch nicht nur Haag selbst war dabei im Wortgefecht vertreten, auch die Nachbarkommunen bekamen
Ja – in Haag da tut sich viel. Und für Florian Haas steht in seiner Rede fest: Weg mit alten Gewändern, hin zu einem natürlichen Haag. In knappem T-Shirt und mit viel Offenheit zeigte Haas den Besucherinnen und Besuchern am ersten Abend, wie in Haag „der Hase“ läuft. Und hat es verstanden, dass man mit gut 40 Jahren auch bereits sehr aktiven Beistand der jüngeren Generation nutzen kann, um noch pfiffiger und aufgelockerter Botschaften zu verkünden.
Die Kombination wurde zum echten Ohrenschmaus, den der Dritte Bürgermeister der Marktgemeinde nutzte, auch selbst für Lacher als stellvertretender Rathauschef des eigentlichen Stellvertreters zu sorgen. Haas besitzt wohl als einer der wenigen „Offiziellen“ keinen eigenen Rathausschlüssel und wurde daher von seinen „jungen Ministranten“ leicht belächelt.
Auszuteilen wusste Haas sowohl in Bezug auf Parteien in der Bundespolitik, aber auch bei der hiesigen „Schwafelei“ der Lokalpolitik. Da wurde auch mal ein Schwank aus der Karriere-Entwicklung von Landrat Max Heimerl pointiert, der von Anfang an mit schwierigen Situationen umzugehen wusste. Pandemie, Flüchtlingsströme, Krankenhaus-Problematik oder die simple Abfuhr der gelben Säcke, die plötzlich zur „Chefsache“ werden musste.
Kein Blatt vor den Mund nahm Florian Haas auch rund um die Tatsache, dass für Bürgermeisterin Sissi Schätz es keine Selbstverständlichkeit sei, gemeinsam mit ihren Stellvertretern Amtsgespräche zu führen und so noch positiver für die Belange vieler Haager Themen Signale zu setzen. „Nein, des is ned so wie in Gars, wo sich Robert Otter und seine Stellvertreterin Hildegard Brader die Bälle zuwerfen. Die beiden gelten schon als Marianne und Michael der Lokalpolitik“, sorgt Haas für die nächsten Lacher in seinem lockeren Plausch mit dem Publikum. Er verstand es, nicht nur den Zeigefinger ermahnend zu heben, sondern auch zahlreiche Floskeln abzulegen. Ohne die Kutte wirkte alles noch moderner. Die Organisatoren verstehen zeitgemäße Eventplanung.
Das Singspiel auf Italien-Fahrt
Der Gardasee ist von Haag nur einen Katzensprung entfernt. Die Singspiel-Darsteller, darunter der bekannte Haager Viergsang sowie Thomas Göschl, witzelten über „Gott und die Welt“ und ließen die Themen – Mehrausgaben und „Belegungsirritationen“ des Zehentstadls beispielsweise, auf musikalische Art ins Lächerliche ziehen.
Auch das Gastro-Sterben oder die wegfallende Zeitkontrolle aufgrund des fehlenden Uhrenfachgeschäfts blieb nicht verborgen. Projekte wie der Hofgarten des Unternehmers Ludwig Schletter wurden dabei ebenso thematisiert wie die Charaktereigenschaften der Landtagsabgeordneten Wast Friesinger und Sascha Schnürer. „Es ist so schön, was hier in Haag veranstaltet wird und mit welcher Begeisterung Wortwitz und Tradition gefeiert werden. Dazu noch ein leckeres Essen und das süffige Bier der Region. Einfach fantastisch“, betont Schnürer, der der Einladung der Marktgemeinde ebenso gerne gefolgt war, wie einigen Bundestagsabgeordneten oder Ortsoberhäuptern der umliegenden Kommunen.
„Ich danke allen, die sich hier für das Starkbierfest so viel Mühe geben. Ich selbst bin auch ein halber Haager, meine Mama stammt aus Haag“, erklärt Wast Friesinger und zeigt sich von der Atmosphäre und der guten Stimmung hier im Stadl von Grandls Hofcafé angetan.
Max Heimerl konnte herzlich lachen, als er mit süffisanten Worten bespottet wurde. „Genau das gehört zu so einem Starkbierfest, es soll lustig sein. Themen gab es natürlich genug, aber ich finde, solche Wortspitzen muss man auch aushalten können. Es war nichts dabei, das nicht gestimmt hätte, und die Formulierungen waren allesamt sehr amüsant“, resümiert Heimerl.
Dass auch der Wirt, Matthias Bachmeier selbst so eine wohlklingende Stimme hat und hier als umfunktionierter Italiener für schmeichelnde Sangeskünste sorgte, war ebenso überraschend, wie Bernd Furch, der als Baywatch-Muskelprotz und andere Charaktere überzeugte.
Auch beim Singspiel wurde deutlich: Jung und „Alt“ – das passt gut zusammen in Haag. Die jüngeren Mitwirkenden, unter anderem Eva Furch und Manuel Bauer, erspielten sich viele neue Fans und punkteten mit lockerer Individualität und Spontanität.
Dass ein Gemeinderat stets viel Show in den Sitzungen ausübe und er sogar viele Fachreferenten, Gemeinderatskollegen oder Amtsträger nicht nur ins Lächerliche zieht, sondern oft auch bewusst zu demolieren versucht, wurde zwar überwiegend belächelt, der Rückblick beim Starkbierfest sorgte bei einigen Anwesenden aber auch für Kopfschütteln. „Er schießt da oft über das Ziel hinaus und tut Haag keinen Gefallen“, ist sich ein Besucher aus dem Haager Land sicher.
Fazit – es war grandios
Die große musikalische Leistung mit witzigen Texten und italienischen Melodien sowie Evergreens war das perfekte i-Tüpfelchen. Alle, die in den weiteren Starkbierfest-Abenden dabei sein können, dürfen sich auf viele Pointen und Gute-Laune-Songs freuen. Lockere Klamotte wäre ideal für das Event im Hofcafé-Stadl, weil die Lachmuskeln gut in Bewegung sein werden. Ein Hoch auf Haag und Applaus für so viel Geselligkeit.
Fotos: Stefan Pfuhl
Hinterlassen Sie einen Kommentar