Info-Abend im Landratsamt zum Thema: „Barrierefreiheit in der Kommunikation“
„Das Leben gehört gehört“. Mit diesen Worten eröffnete Landrat Otto Lederer eine Infoveranstaltung im Landratsamt zum Thema: „Barrierefreiheit in der Kommunikation“. Der Abend zeigte eindrucksvoll, welche Hürden es bei der Kommunikation zwischen gut hörenden und hörbeeinträchtigen Menschen gibt und wie diese überwunden werden können.
Ein Aspekt waren technischen Hilfsmittel. Dafür wurde die Möglichkeit des großen Sitzungsaals mit einer integrierten Induktionsschleife voll ausgeschöpft. Hinzu kamen ergänzende Lösungen wie eine FM-Anlage. Diese besteht neben einer Mikrofon-Einheit aus Empfänger-Modulen für jeden einzelnen Zuhörer. Der Vortrag konnte so direkt über Kopfhörer verfolgt werden.
Verwendet werden solche Systeme zum Beispiel auch bei Stadt- oder Museums-Führungen. Eine Premiere war der Einsatz einer Software, die gesprochenes Wort in Echtzeit in Text umwandelt. Die Vorträge der Redner konnten so von einem großen Bildschirm oder via QR-Code vom eigenen Smartphone abgelesen werden.
Im Mittelpunkt des Abends stand ein Vortrag von Dr. Thomas Kluck. Er demonstrierte eindrucksvoll und mit zahlreichen Hörbeispielen, wie es sich anhört, hörbeeinträchtigt zu sein. Kluck hat selbst das Gehör im Alter von drei Jahren verloren und arbeitet in der Schwerhörigen-Seelsorge der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern.
Er schilderte auch die Barrieren, mit denen hörbeinträchtige Menschen im Alltag zu kämpfen haben: „Scham spielt eine große Rolle. Die meisten Schwerhörigen wollen ihre Behinderung verbergen, um negative Erfahrungen zu vermeiden. So geraten sie in die Isolation.“ Entsprechend stand sein Vortrag unter der Überschrift „Informationen zu einer unbekannten Behinderung“.
Neben den technischen Möglichkeiten wurden an dem Abend auch andere Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, die hörbeeinträchtigten Personen den Alltag erleichtern können.
Dazu gehört zum Beispiel, klar und entspannt zu sprechen, ohne übertrieben zu artikulieren. Das hilft beim Ablesen vom Mund.
Deutlich wurde auch, dass vor allem Nebengeräusche ein großes Problem sind, das durch Hörgeräte oft noch verstärkt wird. Hier helfen auch einfache Maßnahmen, etwa nicht durcheinanderzusprechen und Fenster zu schließen.
Organisiert worden war der Informationsabend von der Fachstelle Inklusion des Landkreises sowie dem Pflegestützpunkt von Stadt und Landkreis Rosenheim. Betroffene oder interessierte Bürger bekommen dort jederzeit weiterführende Informationen und Beratung.
Diese Veranstaltung war sehr beeindruckend, richtungsweisend und aufschlussreich, insofern, dass man sich als Betroffene einmal über dieses Thema wirklich mal offen mit Fachleuten austauschen konnte. Als Hörbeeinträchtigte, bekam ich viele Anregungen, persönlicher, technischer und medizinischer Art und dabei habe ich auch die Absicht entwickelt, mehr Kontakte mit Schwerhörigen zu pflegen, um Menschen davor zu bewahren, ausgegrenzt und isoliert zu sein bzw. zu werden.
Die Hörbeeinträchtigung sollte in der Gesellschaft mehr mitgetragen werden, indem mehr Verständnis und gepflegt wird und das Verständnis wiederum durch Aufklärung unterstützt wird. Ein herzliches Danke für diese Veranstaltung, die nicht die letzte sein sollte.