Schutz des Kiebitzes gelingt nur mit den Landwirten
Der Kiebitz ist im Alpenvorland vom Aussterben bedroht. Im Landkreis Rosenheim arbeiten deshalb Landwirte und ehrenamtliche Kiebitzschützer im Rahmen des Bayern-Netz-Natur-Projekts „Netzwerke für den Kiebitz“ zusammen, um die Gelege der Bodenbrüter zu schützen. Am erfolgreichsten gelang dies 2023 in der Gemeinde Pfaffing. Im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus würdigten Bürgermeister Josef Niedermeier und Margit Böhm von der unteren Naturschutzbehörde den Einsatz der Landwirte in der Gemeinde Pfaffing für die Kiebitze. Als Anerkennung gab es Einkaufsgutscheine.
In insgesamt 15 Gemeinden im Landkreis Rosenheim engagieren sich Landwirte zusammen mit den ehrenamtlichen Kiebitzschützern. Die größte Anzahl der insgesamt 105 landkreisweit geschützten Nester gab es 2023 in der Gemeinde Pfaffing: Hier schlüpften aus 20 Gelegen 79 Küken, von denen mindestens 24 flügge wurden. Das entspricht einem Bruterfolg von durchschnittlich 1,2 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar, also 50 Prozent mehr als für den Erhalt der Population erforderlich ist.
Die Schutzmaßnahmen der Landwirte für die Kiebitze sind vielfältig: Kiebitze suchen zum Brüten einen braunen, offenen Boden. Daher brechen Landwirte ihre im Winter begrünten Äcker frühzeitig auf. In enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Kiebitzbetreuern werden dann die Nester gesucht, markiert und bei der Bewirtschaftung ausgespart. Auf vielen Äckern im Landkreis dürfen die Kiebitzbetreuer temporäre Elektrozäune zum Schutz der Gelege und der Küken vor nachtaktiven Feinden wie Fuchs, Dachs und Marder errichten. In Trockenzeiten fahren zudem einige Landwirte Wasser an geeignete Stellen, damit die Küken diese „Durststrecken“ überleben. Vor allem die Anlage von selbst begrünten Brachen, flachen Wasserstellen und Blühstreifen hilft, um das Vorkommen der stark gefährdeten Kiebitze bei uns zu erhalten. Das Landratsamt Rosenheim stellt dafür kostenlos standortheimisches, blütenreiches Saatgut für Äcker und Wiesen zur Verfügung. In diesen Bereichen finden die Vögel Deckung und Nahrung.
Margit Böhm, von der unteren Naturschutzbehörde bittet Spaziergänger, auf den befestigten Wegen zu bleiben und Hunde an der kurzen Leine zu führen. „Das ist wichtig, um die Kiebitze nicht beim Brüten zu stören und um ihren Nachwuchs nicht zu gefährden.“ Weitere Informationen zum Kiebitzschutz und zu den geförderten Maßnahmen gibt es bei Margit Böhm, Telefon 08031-392 3301.
Bei einer Feierstunde wurden den Landwirten für ihr Engagement für den Kiebitzschutz gedankt (Foto von links): Bürgermeister Josef Niedermeier, Susanne Rahm, Veronika Hölzl, Georg Bräu, Carola Kahles, Josef Kain, Margit Böhm, Thomas Elmauer-Bierwirth, Gerhard Pröbstl, Thomas Thurnhuber, Günter Prietz. Auf dem Bild fehlen Josef Obermayr und Mathias Pledl. Foto: Margit Böhm
Im Zusammenhang mit dem Erhalt des Kiebitzbestandes war kürzlich (…) im Nachbarlandkreis Ebersberg zu vernehmen, die bis 2026 geplante Elektrifizierung der Bahnstrecke Wasserburg – Ebersberg scheitert an der Tatsache, als in der Nähe der Bahnlinie zwei Kiebitzpaare ihr Refugium haben, weswegen 4,5 Hektar Ausgleichsfläche erforderlich sind, um die Maßnahme durchführen zu können.
Diese Ausgleichsflächen stehen derzeit nicht zur Verfügung, weswegen die Maßnahme vermutlich noch für viele Jahre vertagt wird.
Hier ist halt dann die Frage, stört es mehr, wenn weiterhin Dieselloks zum Einsatz kommen oder die Kiebitze die stärkeren Rechte haben?
Wohlgemerkt wird hier keine neue Bahnstrecke gebaut, sondern die bestehende auf die heutzutage übliche Stromversorgung umgestellt.
Interessant ist auch, das genau in diesem Kiebitz-Brutgebiet letztes Jahr durch die Gemeinde Edling über Monate hinweg Bauarbeiten zur Verlegung einer Kanalleitung durchgeführt wurden – und das völlig unbehelligt von der unteren Naturschutzbehörde in Rosenheim und den örtlichen Naturschutzverbänden. Wie kann das sein???