Unser Blick auf 150 Jahre Feuerwehr Edling und Steppach - Großes Doppelfest am Sonntag
Der kommende Sonntag, 5. Mai, wird in die Geschichte Edlings eingehen: 150 Jahre Feuerwehr Edling und Steppach – ein Doppelfest steht an. Für zwei aktive Gemeinschaften in steter Bereitschaft zur Hilfe – egal, welcher Art und wer sie braucht.
Und egal, ob am Tag oder in der Nacht. Alles im Ehrenamt. Aktive Kameradschaft verbunden in so langer Tradition – wenn’s brenzlig wird, dann erst recht …
Größter Ausdruck von Einsatzbereitschaft, Gemeinschaft und Mut. Und das in Verantwortung und Achtung über Generationen seit 1874 bis heute.
Chapeau, Edlinger und Steppacher Feuerwehr-Kräfte! Und wahrlich ein Grund für alle Bürger, diese bedingungslose Solidarität ordentlich hochleben zu lassen am kommenden Festsonntag, 5. Mai.
Ein Blick auf das Programm im Rahmen des Gmoafestes:
Um 7.30 Uhr ist der Empfang der Vereine und um 9.45 Uhr ist der Festgottesdienst mit Fahnenweihe –
bei schönem Wetter auf der Wiese an der Lärchenstraße in Schäching,
bei schlechtem Wetter in der Kirche.
Per Festzug geht’s dann zurück zum Festzelt beim Feuerwehrhaus in Edling,
ab 12 Uhr ist dort ein gemeinsames Mittagessen mit Festansprachen und Ehrungen.
Beeindruckende Festschrift gibt’s zu kaufen
Zum Doppelfest des 150-jährigen Bestehens wird es am Sonntag eine besondere Festschrift zu kaufen geben in Edling – eine Bilanz und vor allem eine Wertschätzung der unzähligen Stunden der Hingabe, Opferbereitschaft und Tapferkeit, die die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden aus Edling und Steppach über die Jahre hinweg geleistet haben.
Erarbeitet haben diese beeindruckende Festschrift – mit einem historischen Rückblick wie ein Schatz der Ortsgeschichten – in monatelanger Recherche und Sichtung Hubert Obergehrer, Günther Wieser und Thomas Bacher für die Feuerwehr Edling sowie Franz Kirmaier für die Feuerwehr Steppach.
Am 15. Juni 1874 wurde die gemeinsame Feuerwehr Edling – Steppach gegründet, die dann schnell in zwei eigenständige Wehren aufgeteilt wurde. Interessant: Durch einen Wasserburger Brandbericht hatte das königliche Bayerische Innenministerium von der Existenz einer Wehr erfahren und mit einem Schreiben vom 18. Mai 1874 den Bürgermeister der Gemeinde Edling dazu aufgefordert, dies auch offiziell mitzuteilen. Damit die Wehrmänner bei Unfällen versichert seien.
Anstoß der Anerkennung war ein Dankschreiben des Kommandanten der Wasserburger Feuerwehr von jenem 18. Mai gewesen – für die hilfreiche Unterstützung der Edlinger beim großen Wasserburger Stadtbrand im Mai 1874.
Ein paar Impressionen in Bildern zum 150-Jährigen
Die aktuelle Vorstandschaft der Feuerwehr Edling mit von links
Beisitzer Werner Gottwald, 2. Kommandant Günther Wieser, 1. Kommandant Vinzenz Hauke, 2. Vorstand Thomas Bacher und 1. Vorstand Rainer Grössl sowie Kassier Erwin Krutzenbichler, Beisitzer Stefan Gürtler und Schriftführer Olaf Gellert.
Die aktuelle Vorstandschaft der Feuerwehr Steppach mit von links
Vorstand Josef Staudinger, Stefan Vöst (Kommandant-Stellvertreter), Albert Obermaier (2. Vorstand), Alois Dürnecker (Kassier) sowie Bürgermeister Matthias Schnetzer, Kommandant Richard Wax und Walter Guldan (Schriftführer).
Und schon vor genau 100 Jahren hieß es: Hoch die Tassen – ein Doppelfest zum 50-Jährigen – siehe historisches Plakat.
1890 wurde die erste fahrbare Löschmaschine (Druckspritze – Foto) angeschafft. Das Wasser musste mit Kübeln herbeigeschafft werden (per Eimerketten) und in einen Bottich gekippt werden – mit Muskelkraft wurde das Wasser über die Schläuche zu den Strahlrohren gepumpt.
Das Foto entstand vor dem Edlinger Gasthaus Marketsmüller (später Wurm) …
Um die Jahrhundert-Wende um 1900 wurde diese fahrbare Feuerwehr Schiebeleiter in Edling angeschafft. Die Leiter ist bis heute im Besitz der Gemeinde und wurde in den 1980er Jahren restauriert.
Die erste Edlinger Vereinsfahne aus dem Jahre 1899 zum 25-Jährigen – hier stolz präsentiert zum 150-Jährigen …
Originaltext eines Briefes der Fahnen-Stickerei aus München im Jahre 1899
Euer Wohlgeboren!
Übersenden hiermit nach geehrtem Wunsch 2 Fahnen-Skizzen. Leider können wir gegenwärtig nicht mehr bieten,
weil bereits 3 solche Skizzen nach Bergen zur Ansicht geschickt wurden. Wir sind gerne bereit, die Anfertigung
der Fahnen zu übernehmen und selbe bis Ende Juli zu liefern.
Im angegebenen Preis kann dieselbe hübsch und
reich ausgeführt werden und es können auf der Vorderseite ein eingemaltes Samtteil, vielleicht der hl. Florian oder
ein anderer – wie es Euer Wohlgeboren bestimmen – werden.
Am besten und dauerhaftesten wäre es, wenn wir feines, rotes und weißes Tuch verwenden dürften, auf welche Art wir schon bereits mehrere Feuerwehr-Fahnen gemacht haben. Würden Euer Wohlgeboren auch ersuchen uns zu benachrichtigen, ob wir Stangen mit Spitzen sowie Auf-
satz besorgen sollten und wie hoch solche kommen dürften.
Ist die Größe nach der Skizze auf weißem Papier Ihren Wünschen entsprechend?
Mit dem Versprechen, daß wir gewiß bemüht sein werden, die Fahne zur vollen Zufriedenheit und nach geehrtem
Wünschen anzufertigen, empfiehlt sich der mit Versicherung unseres klösterlichen Gebetes
hochachtungsvoll!
Serrittinnenkloster
NB: Wenn möglich, würden wir um baldige Rücksendung der Skizzen ersuchen
Zum Foto: Eine Feuerwehrübung in Edling im Jahre 1952 …
1987 wurde das neue Feuerwehrhaus in Edling eingeweiht und der Schlüssel vom damaligen Bürgermeister Helmut Schnetzer an den damaligen Feuerwehr-Chef Ferdinand Bacher übergeben.
Ein kleiner Blick in die Steppacher Feuerwehr-Historie
Vor der großen Gründungswelle der Freiwilligen Feuerwehren in den 1870er Jahren wurde der Brandschutz und die Brandvorsorge durch Feuerlöschordnungen geregelt, die allerdings Gesetzesstatus hatten. In diesen Verordnungen die seit dem 14. Jahrhundert
angewendet und auch laufend verbessert wurden, war festgelegt, dass die Bevölkerung verpflichtet war, im Brandfall jegliche Hilfe zu leisten.
Am 14. Februar 1842 trat eine erneuerte Feuerlöschordnung in Kraft, die dem Ganzen zumindest eine gewisse Struktur bereitete.
Für die Gemeinde Steppach hatte dies zur Folge, dass sich die Feuerlösch-Requisiten (eine große Spritze, 19 Eimer, zwei Haken, eine Leiter und eine Gabel) in der Brauerei in Hart (heute Schloss Hart) befanden, die sie sich mit den Gemeinden Edling, Farrach, Rettenbach, Pfaffing und Springlbach teilen musste.
Im Brandfall war man damals weit weg von einer gewissen Schlagkraft.
Beim königlichen Landgericht Wasserburg war man sich dieser Situation bewusst, aber da fast alle Landgemeinden nicht über die Geldmittel verfügten, um selber Feuerlösch-Requisiten zu erwerben entschied man sich für diese Lösung.
Die erneuerte Feuerlöschordnung verpflichtete die Ortsvorsteher oder Bürgermeister der Gemeinden (in der Gemeinde Steppach war 1842 Joseph Mitterer, Posch von Unterunterach Ortsvorsteher. Gemeindebevollmächtigte waren Nikolaus Reich – Ostermair von Unterunterach sowie Sebastian Hiebel – Forstner von Breitmoos und Andreas Forster – Traillinger von Obersteppach) innerhalb vier Wochen einen sogenannten Brandmeister oder Sachverständigen mit „Hilfsarbeitern“ dem königlichen Landgericht Wasserburg vorzuschlagen.
Allgemein wurden Feuerlöschübungen nicht abgehalten, auch wurden die Feuerlösch-Requisiten nicht sonderlich gepflegt. Das änderte sich erst mit den Gründungen der Freiwilligen Feuerwehren – eben vor 150 Jahren in ganz Bayern.
1877 wurde mit dem Feuerwehrhaus-Bau südlich von Felling neben der damaligen Hauptstraße begonnen.
Die Baukosten betrugen 665 Mark!
Neue Feuerlöschmaschinen beschafften sich die Gemeinden Allmansau, Berg, Innach, Reichertsheim, Rommelberg, Schlicht und Winden mit je
1400 Mark. Buchsee und Steppach mit je 1714 Mark, Titlmoos mit 1252 Mark, Oberornau mit 1100 Mark und Elsbeth mit 500 Mark Kostenbeitrag.
Die Distriktskassen Haag und Wasserburg gewährten den Gemeinden Zuschüsse bis zur Hälfte des Kaufpreises der Löschmaschinen
– hierzu waren vom Distrikte Haag für 1877 genau 1186 Mark und vom Distrikte Wasserburg 1972 Mark bestimmt.
Mal zum Vergleich:
Der Monatslohn eines Arbeiters betrug m Jahr 1877 zwischen 50 und 60 Mark,
die Maß Bier kostete auf dem Oktoberfest 25 Pfennig.
Feuer – oder Einreißhaken waren im 18. und 19. Jahrhundert für jedes Anwesen vorgeschrieben.
Die sechs bis sieben Meter langen Holzstangen mit der geschmiedeten Spitze und dem Widerhaken dienten zum Herausziehen von brennenden Bauteilen und anderen Gegenständen aus dem Gefahrenbereich oder für das Aufbrechen von Dächern und Brandnestern sowie zum Einreißen von brennenden Vordächern und dergleichen.
Ebenso waren Löscheimer wie heutige Handfeuerlöscher immer in greifbarer Nähe aufzubewahren.
Hier ein faltbarer Löscheimer aus Leinen der nach mehrmaligen Gebrauch auch dicht wurde. Quelle: Gemeinde Steppach – Hausnummer 33 „Wölfl Unterhub“.
Der Bau des neuen Feuerwehrhauses am jetzigen Standort in Felling war mit Einweihung am 2. Juli 1989.
Eine Besonderheit 31 Jahre später: Die für den 3. Mai 2020 angesetzte Fahrzeug-Segnung des neuen TSF-W beim Edlinger Gmoafest in Untersteppach fiel wegen Corona pandemie-bedingt aus. Sie fand dann am 22. November 2020 – im da nur äußerst kleinen, zulässigen Rahmen siehe Foto – statt.
Die Fahrzeugsegnung übernahm Edlinger Pfarrer Hippolite Ibalayam. Anwesend waren nur Bürgermeister Matthias Schnetzer, Vorstand Josef Staudinger, Kommandant Richard Wax, die Fähnriche Alois Dirnecker und Josef Krieger. Von der Edlinger Feuerwehr waren Fähnrich Josef Wagner sowie Kommandant und Vorstand Martin Berndl dabei. Zum Fotografieren durfte noch Chronist Franz Kirmaier anwesend sein …
Und hier noch ein zuversichtlicher Blick in die Zukunft – im Foto der so engagierte Feuerwehr-Nachwuchs in Edling:
Fotos / Quellen: Feuerwehren Edling und Steppach
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